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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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über die Bürolandschaft im Europolgebäude und den Bereich vor dem elektronischen Whiteboard schweifen. Anwesend war eine Handvoll nationaler Repräsentanten inklusive der leider etwas unterbeschäftigten Sara Svenhagen, doch die Kerngruppe von Opcop war mehr als ausgedünnt.
    Sie bestand aus Felipe Navarro.
    Dieser tippte jedoch so frenetisch auf die Tastatur seines Computers ein, dass man den Eindruck erhielt, er wäre mehr als ein Mann. Und er fühlte sich wie ein Fisch im Wasser. Was für neunundneunzig Prozent der Polizisten auf dem Erdball ein unüberschaubares Wirrwarr oder zumindest einen logistischen Albtraum darstellte, war für Felipe Navarro das Paradies. Er sortierte, strukturierte und legte ein einzigartiges Puzzle. Dabei verströmte er eine schier unerschöpfliche Energie.
    Paul Hjelm betrachtete ihn aufmerksam. Dann fragte er: »Bist du so weit?«
    »Geringfügige Probleme mit Südafrika«, antwortete Navarro. »Der Mann hat ein etwas kompliziertes Verhältnis zu seinem Handy.«
    Hjelm lachte auf.
    »Können wir in der Zwischenzeit schon eine Übersicht zeigen?«, fragte er.
    »Ja, das können wir«, antwortete Felipe Navarro und klickte sie an.
    Auf dem elektronischen Whiteboard erschien eine Liste:
    2001 – 10: If, Frankreich: Didier Girault (»Roter Didde«).
    2003 – 02: Ilha Grande, Brasilien: Giorgio Sansotta.
    2004 – 01: Ko Tarutao, Thailand: Thanduyise Tsotsobe.
    2005 – 10: Île du Diable, Französisch-Guayana: Rick Nowak.
    2007 – 01: Robben Island, Südafrika: Hu Yudong.
    2008 – 05: Coiba, Panama: Teresa Moy.
    2009 – 08: Isla Dawson, Chile: Pavel Morozov.
    2010 – 05: Capraia, Italien: Roman Vacek.
    2010 – 05: Goli otok, Kroatien: Rudi Schrempf.
    »Tja«, sagte Paul Hjelm, »so sieht es bislang aus. Neun Opfer in chronologischer Reihenfolge, nach Jahr und Monat geordnet. Es ist nämlich ein weiteres in Südafrika aufgetaucht, auf der berühmten Gefängnisinsel von Nelson Mandela, Robben Island. Der Chinese Hu Yudong, einer der führenden Kräfte bei dem Golden Shield Project Chinas, besser bekannt als The Great Firewall of China, der umfangreichen Internetzensurmaschinerie der chinesischen kommunistischen Partei, die im November 2003 aktiviert wurde. Er befand sich im Januar 2007 auf einer sogenannten Urlaubsreise in Kapstadt, als er mit einem Messer ermordet und mit einer Bisswunde in einer verfallenen Zelle nicht weit von Mandelas ehemaliger aufgefunden wurde. Bei diesem angeblichen Urlaub deutet jedoch alles eher darauf hin, dass er im Rahmen der zunehmend an Bedeutung gewinnenden chinesisch-afrikanischen Beziehungen unterwegs war. Die chinesischen Behörden haben den Vorfall verschleiert. Denn Messermord und Kannibalismus sind nicht gerade Aushängeschilder für die Stärke der chinesischen Machthaber.«
    »Also sind tatsächlich alle Opfer Kommunisten«, stellte Sara Svenhagen aus der hinteren Reihe der nationalen Repräsentanten fest.
    »Alle hatten sich jedenfalls öffentlich für eine nichtdemokratische kommunistische Gesellschaft eingesetzt.«
    »Endlich Kontakt mit Südafrika«, ließ Felipe Navarro verlauten.
    »Sind jetzt also alle zugeschaltet?«, fragte Paul Hjelm.
    »Für den Augenblick wenigstens«, antwortete Navarro, »zumindest alle, denen es gelungen ist, eine Verbindung herzustellen. Sie ist phasenweise etwas schlecht, aber wir werden sehen. Jetzt ist es kurz nach fünfzehn Uhr unserer Zeit, und wir haben drei Uhr nachmittags ausgemacht, was zumindest alle begriffen haben. Auch Südafrika.«
    »Dann, denke ich, sollten wir von hinten anfangen, also in der Gegenwart. Wie sieht es aus, Isla Dawson?«
    Ein stark flimmerndes Bild ersetzte die Liste auf dem elektronischen Whiteboard. Als es sich schließlich stabilisierte, war eine vollkommen durchnässte und vom Sturm zerzauste, bedauernswerte Gestalt mit dunklem Haar zu sehen, das ihr wie ein bizarres, leicht schief sitzendes Vogelnest am Schädel klebte. Als sich die Gestalt schließlich etwas bewegte und somit lebendige Züge annahm, hörten sie eine Frauenstimme, deren Worte nicht ganz im Einklang mit der Bewegung ihres Mundes waren: »Marek in Thailand, Jutta in Rio. Was habe ich nur verbrochen?”
    »Du bist die Stärkste von uns allen, Miriam«, antwortete Paul Hjelm. »Das rächt sich auf Dauer.«
    »Es ist Herbst in der Magellanstraße«, erklärte Miriam Hershey, und als sie weitersprach, konnten die anderen erkennen, dass ihre Lippen blau waren: »Sturm, Regen, eiskalter

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