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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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pflichtbewusster, förmlicher Beamter.
    Stapic machte eine unbestimmte Bewegung in die Runde. »Ich bin der Inhaber. Die Bar gehört mir.«
    »Ausweis und Gewerbeschein, wenn ich bitten darf.«
    »Das wird nicht nötig sein«, unterbrach Zorn.
    »Oh, das ist kein Problem«, lächelte Stapic. »Ich bin diese Kontrollen gewohnt.« Dann wandte er sich an Malina. »Geh dich umziehen. Ich kläre das.«
    »Sie bleibt.«
    Stapic hob die Augenbrauen.
    »Wie Sie wünschen, Herr Kommissar.«
    Zorn nahm das Foto und zeigte es Malina. »Kennst du den?«
    Sie warf einen kurzen Blick darauf.
    »Ja. Der ist öfter hier.« Sie fuhr sich mit der Hand über die linke Augenbraue und dachte kurz nach. »Aber wie er heißt, weiß ich nicht.«
    »Darf ich?« Stapic nahm das Foto. Zorn bemerkte einen goldenen Siegelring an seinem linken kleinen Finger. »Ich kenne ihn. Er heißt Sauer. Arbeitet bei der Stadt, soviel ich weiß.«
    »Ist er oft hier?«
    »Ein, zwei Mal die Woche. Kommt allein, geht allein. Sie nennen ihn hier den Schönen Anwalt.«
    Toller Spitzname, dachte Zorn, und sagte: »Er ist vor einer halben Stunde hier reingekommen.«
    »Ist er das?«
    »Ich bin ihm gefolgt.«
    »Tut mir leid«, Stapic reichte Zorn das Foto, »aber heute habe ich ihn nicht gesehen. Allerdings habe ich auch nicht auf ihn geachtet. Um diese Zeit ist der Laden fast immer voll. Hat er irgendwas verbrochen?«
    Zorn ignorierte die Frage und wandte sich an Malina: »Und du? Hast du ihn vorhin gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war hinten, hab Flaschen sortiert. Was ist mit ihm?«
    »Nichts«.
    »Reine Routine«, fügte Schröder hinzu.
    »Routine?« Sie warf ihm einen amüsierten Blick zu.
    »Wenn Sie mein Outfit meinen«, erwiderte Schröder und strich sich über den Scheitel, »das ist nicht ungewöhnlich. Ich laufe immer so rum.«
    Sie lachte auf.
    Ich mag ihr Lachen, dachte Zorn. Sehr.
    Schröder überlegte einen Moment. »Gibt es hier noch weitere Zimmer?«, wandte er sich dann an Stapic.
    »Sie meinen so etwas wie einen Darkroom?«
    »Nennen Sie’s, wie Sie wollen.«
    Stapic zeigte seine großen, ebenmäßigen Zähne. »Das ist eine Bar und kein Bordell. Die Leute treffen sich hier und trinken. Und wenn sie mögen, gehen sie gemeinsam los. Was sie dann tun, geht mich nichts an. Das Einzige, was ich Ihnen zeigen kann, ist mein Büro dort hinten, die Tür neben der Toilette.«
    Schröder stand auf. »Das würde ich gern sehen.«
    »Nach Ihnen.« Stapic machte eine leichte Verbeugung und ließ Schröder den Vortritt. Zorn sah ihnen nach, dem dicken Schröder, der mit kurzen, schnellen Schritten voranging, und Stapic, der mit geschmeidigen, knappen Bewegungen folgte.
    Malina nahm ein paar Bierflaschen, bückte sich und verstaute sie im Kühlschrank.
    »Dass du bei der Polizei bist, wäre das Letzte gewesen, was ich erwartet hätte.«
    »Das Letzte? Was … ich meine, wie meinst du das? Ist das schlimm?«
    »Quatsch.«
    »Was hättest du denn gedacht, was ich mache?«
    »Keine Ahnung.« Sie richtete sich wieder auf, pustete sich eine Strähne aus der Stirn und wischte mit dem Tuch über den Tresen. »Versicherungsvertreter?«
    »Sehr witzig.«
    »Was ist denn jetzt mit diesem Sauer?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Warum sucht ihr den?«
    Zorn schnippte einen Erdnusskrümel vom Tisch. »Kann ich dir nicht sagen, wirklich nicht. Wahrscheinlich ist es eh nicht so wichtig.«
    Schröder erschien, setzte sich neben Zorn und schüttelte unmerklich den Kopf. »Ein stinknormales, leeres Büro. Neben dem Klo ist ein Hinterausgang, der auf den Hof führt.«
    »Abgeschlossen?«
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich ist er da durch.«
    »Das ist anzunehmen, Chef.«
    »Wo ist Stapic?«
    »In seinem Büro. Wenn wir noch Fragen haben, sollen wir uns melden.«
    »Haben wir die?«
    »Fragen?«
    Zorn stand auf und streckte den Rücken. »Ich habe eine ganze Masse Fragen, aber ich glaube nicht, dass wir hier eine Antwort finden. Jedenfalls nicht heute.« Er kramte in seiner Hosentasche und holte eine zerknickte Visitenkarte hervor, die er Malina gab. »Ruf mich an, wenn er wieder hier auftaucht, ja?«
    Sie nickte. »Es war nett, Sie zu sehen, Herr Kommissar.«
    Zorn nahm allen Mut zusammen, räusperte sich umständlich, beugte sich dann vor und sagte leise: »Du kannst mich auch anrufen, wenn er nicht auftaucht.«
    Sie drehte die Karte in den Händen. »Wer weiß, vielleicht tu ich das ja.«
    Zorn reichte ihr die Hand, gab Schröder ein Zeichen, und beide verließen die

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