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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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würdigte ihn keiner Antwort.
    Ein rothaariger Bursche rannte herbei, um das Pferd zu übernehmen. »Du kommst aber früh zurück, Colen.«
    »Ist mein Bruder da?«
    »Er sitzt in der Halle. Und wo sind die anderen?«
    »Die wollten noch in Aberdeen bleiben.«
    »Wen hast du denn da bei dir, Colen?« fragte eine tiefere Stimme, und Sheena wandte den Kopf, um festzustellen, wer da gesprochen hatte. Aber der Entführer versperrte ihr die Sicht mit seinem Tartan, und sie spürte, wie aufgeregt er war.
    »Das geht dich nichts an, Black Gawain.«
    »Ein Geheimnis, was?« Der Mann lachte leise. »Weiß dein Bruder, dass du jemanden mitgebracht hast?«
    »Nein, und ich wäre dir dankbar, wenn du's ihm nicht verraten würdest. Ich sag's ihm selber.« Der junge Mann hob Sheena vom Pferd und trug sie rasch davon, bevor sie einen Blick auf Gawain werfen konnte. Seine Heimlichtuerei mißfiel ihr immer mehr.
    »Ihr heißt also Colen«, sagte sie und wünschte, er würde sie auf die Beine stellen.
    »Ja.«
    »Wohin bringt Ihr mich?«
    »In mein Zimmer. Dort müßt Ihr erst mal bleiben.«
    »O nein!« erwiderte sie entschieden. »Glaubt Ihr allen Ernstes, ich würde mit Euch in einem Raum schlafen?«
    »Keine Angst - ich werde Euch nicht anrühren, bevor wir verheiratet sind.«
    Zweifelnd sah sie zu ihm auf. »Selbst wenn ich Euch glauben würde - es wäre trotzdem unschicklich.«
    »Ich kann Euch kein eigenes Zimmer geben, ohne dass mein Bruder davon erfährt«, entgegnete er verärgert.
    »Dann sagt es ihm doch!« Mit aller Kraft versuchte sie sich loszureißen, und schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als sie auf den Boden zu stellen.
    Er schlang einen Arm um ihren Nacken, und als sie zu schreien versuchte, preßte er eine Hand auf ihren Mund. So schnell er konnte, zerrte er sie zu den Außentreppen des quaderförmigen Gebäudes.
    Black Gawain beobachtete die beiden, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, dann schüttelte er den Kopf und schlenderte zur Halle. Es ging ihn nichts an, dass sich Colen eine Geliebte halten wollte - auch wenn sie ihm nur gezwungenermaßen folgte. Aber warum wollte er es seinem Bruder verheimlichen? Dem Laird würde es nichts ausmachen. Der hatte selber genug Frauen. Gawain grinste und überlegte, wie lange man ein solches Geheimnis vor dem Clansführer verbergen konnte.

11.

     
    Es dauerte sechs Tage, bis Sheena erfuhr, wo sie sich befand. Sechs Tage, in Colens Zimmer eingesperrt... Bis jetzt hatte er ihr nur entlockt, wie ihr Vorname lautete - sonst nichts. Sheena konnte sehr hartnäckig sein.
    »Soll das ein Witz sein, Colen? Oder wollt Ihr mir wirklich einreden, Euer Bruder hätte den ganzen Tag in seinem Zimmer verbracht - mit seiner Geliebten? Ist er nicht einmal zu den Mahlzeiten herausgekommen?«
    »Das macht er oft, wenn er eine neue Frau hat«, versuchte Colen zu erklären.
    »Wie lange soll ich das noch ertragen? Erst hat er zuviel zu tun, dann ist er unauffindbar oder schlecht gelaunt oder sonstwas! Und Ihr haltet mich die ganze Zeit in diesen vier Wänden gefangen? Nein, das dulde ich nicht mehr!«
    »Sheena, bitte...«
    »Ich will keine Ausreden mehr hören. Anfangs war ich bereit, Euch einen gewissen Spielraum zu gewähren, weil ich in Frieden und ohne großes Aufhebens von hier fortgehen wollte. Leider vertröstet Ihr mich immer wieder, und jetzt sitze ich schon sechs Tage hier fest.« »Ich habe ihm bereits gesagt, dass ich heiraten will«, verteidigte sich Colen.
    »Aber von mir und meiner Anwesenheit weiß er nichts. Als er Euch nach den Abmachungen fragte, habt Ihr geschwiegen.«
    »Er war nicht in der rechten Stimmung, um zu verdauen, dass es keine Abmachungen geben wird. Wenn ich ihm das mitteile, muss er guter Dinge sein.«
    »Ich soll also warten, bis sich seine Laune bessert? Gesteht doch endlich die Wahrheit, Colen! Ihr habt Angst vor seiner Antwort.«
    »Ich könnte es nicht ertragen, wenn er mir verbietet, Euch zu heiraten«, erwiderte er niedergeschlagen.
    »Und wie werdet Ihr es ertragen, wenn Ihr meine Gesinnung nicht ändern könnt?« fragte Sheena sanft.
    »Die Frauen sind wankelmütig. Sie wollen mal dies, mal das. Um Euch mache ich mir keine Sorgen - nur um meinen Bruder.«
    »Wankelmütig? Wer hat Euch denn diesen Unsinn erzählt? Nein, Ihr braucht nicht zu antworten. Es war Euer lieber, guter Bruder.«
    Colen lachte. »So hat ihn noch niemand genannt.«
    »Ist er denn so schrecklich?«
    »Hin und wieder. Die MacKinnions sind bekannt für ihr

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