Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
konnte die schrecklichen Visionen noch immer nicht vertreiben. Die bange Frage, was daheim geschehen mochte, war einfach unerträglich. Und nicht genug mit dieser schmerzlichen Ungewißheit - sie musste auch noch warten, bis Jamie mit blutigen Händen zurückkehrte. Dann würde sie endgültig wissen, was er ihrer Familie angetan hatte.
    Nein! Plötzlich be Schloss sie, während seiner Abwesenheit die Flucht zu ergreifen. Diesmal würde es niemand wagen, sie aufzuhalten, denn sie war die Frau des Lairds von MacKinnion. Sie würde sich ein Pferd nehmen und über alle Berge sein, bevor er nach Hause kam.
    Aber wohin sollte sie sich wenden? Sie durfte nicht geradewegs nach Tower Esk reiten und das Wagnis eingehen, Jamie unterwegs zu begegnen. Es wäre besser, nach Aberdeen zu reiten, zu ihrer Tante Erminia. Mit ihrer Hilfe würde sie dann herausfinden, ob sie immer noch ein Heim besaß, wo sie Zuflucht suchen konnte.
    Sie öffnete die Tür und wich verwirrt zurück, als sie sich der Dienstmagd Gertie gegenübersah, die gerade anklopfen wollte.
    »Ich bringe Euch Kleider, Mistress Sheena«, erklärte die alte Frau und trat ein. »Ihr wollt Euch doch sicher umziehen, bevor Ihr nach unten geht und die Gäste begrüßt.«
    »Gäste?«
    »Ja, sie sind heute morgen eingetroffen.« Gertie legte die Kleider auf das immer noch zerwühlte Bett und schüttelte verwundert den Kopf. »Seid Ihr gerade erst aufgewacht, Mistress Sheena? So spät?«
    Sheena runzelte die Stirn. »Wie spät ist es denn?«
    »Schon fast Mittag. Wir wusste n nicht so recht, ob Ihr hinuntergehen wollt oder nicht. Doris meinte, Ihr würdet Euch nicht getrauen - nach allem, was geschehen ist. Doch ich sagte, Ihr hättet genug Mumm in den Knochen, und außerdem seid Ihr auch nicht schuld an jenem Zwischenfall.«
    Wirklich nicht, fragte sich Sheena wehmütig. Hätte Jamie sie auf Schloss Kinnion festgehalten, wenn er nicht so verrückt nach ihr gewesen wäre? Hätte er sie geheiratet? Ohne die Hochzeit wäre es nicht zu dem >Unfall< gekommen, wie Jamie es nannte. Ihr Vater würde ungefährdet im Tower Esk leben, und sie wäre nach Aberdeen zurückgebracht worden. Und wenn sie nicht so gut aussähe, hätte Colen sie gar nicht erst aus Aberdeen entführt. Sie allein trug die Schuld an diesem ganzen Unglück. Ihre Schönheit war schon immer ein Fluch gewesen. Würde es auch in Zukunft so sein?
    Doch hier war eine freundliche Seele, die ihr nichts übelnahm, obwohl sie sich selbst die schlimmsten Vorwürfe machte.
    »Wollt Ihr dieses schöne blaue KLeid tragen, Mistress Sheena? Das würde die Farbe Eures Haars betonen und es schimmern lassen, als stünde es in Flammen.«
    Sheena betrachtete Lydias schöne Gewänder, die neben ihrem eigenen lagen - dem schäbigen grünen Kleid, auf das sie nun zeigte. »Ich trage das da.«
    Gertie verhehlte ihre Mißbilligung nicht. »Wie Ihr wünscht«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Aber falls ich mir diese Bemerkung erlauben darf - es wäre höchste Zeit, dass der Laird mal für Eure Garderobe sorgt. Das solltet Ihr ihm mal klarmachen. Immerhin besitzt er genug Kleider, die er Euch mit Freuden geben würde.«
    »Es steht mir nicht zu, darum zu bitten.«
    »Ach, Unsinn - wer hätte ein größeres Anrecht darauf als Ihr?« Gertie schnalzte empört mit der Zunge. »Ihr seid doch seine Frau - oder habt Ihr das schon wieder vergessen?«
    »Nein.«
    Gertie überhörte den bitteren Unterton in Sheenas Stimme - vielleicht mit Absicht. »Nun, dann müßt Ihr Euch auch so anziehen, wie es der Frau eines Hochland-Lairds zukommt. Er ist wirklich ein großartiger Herr, unser Sir Jamie, aber er hat keine Ahnung, was eine Ehefrau so braucht. Ihr könntet doch fürs erste drauf bestehen, dass er Eure eigenen schönen Sachen holen läßt - nur für den Anfang. Euer Vater würde Euch die Kleider sicher nicht verweigern, nach allem, was geschehen ist.«
    »Ich möchte jetzt nicht darüber reden, Gertie, wenn ich dich darum bitten dürfte...«
    »Natürlich, ich gehe schon.«
    »Warte, Gertie! Du hast gesagt, dass Gäste hier sind?«
    »Allerdings! Die Keiths und die MacDonoughs sind bereits da, und die Gregorys und Martins werden zweifellos im Laufe des Tages ankommen.«
    Sheena wurde leichen blass . Diese Clans waren mit den MacKinnions verbündet, und Jamie konnte sie zu den Waffen rufen. Also hatte er die Fergussons noch nicht angegriffen. Statt dessen plante er einen großen Krieg, einen Massenmord. Warum hätte er sonst die vier Clans in

Weitere Kostenlose Bücher