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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Abend hatte man ihm schon genug böse Worte ins Gesicht geschleudert. Colen hatte ihn als Narren beschimpft, und Tante Lydia war außer sich gewesen, weil er es zuließ, dass die Fehde von neuem begann. Aber keiner von beiden konnte ihn zu dem Eingeständnis bewegen, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Black Gawains Benehmen veranlaßte ihn, diese Möglichkeit zu erwägen. Sein Vetter zeigte keine Spur von Reue. Was geschehen war, schien ihn nicht im mindesten zu berühren. Ausgelassen amüsierte er sich am Hochzeitstag des Lairds, wozu Jamie selbst nicht mehr fähig war. Schließlich gewann Jamies Temperament die Oberhand, und er schickte Gawain aus der Halle - angewidert vom Anblick dieses Unglücksraben und einem gnadenlosen Schicksal, das ihn erneut mit Sheena entzweit hatte.
    Sie erwachte und sah Jamie vor sich auf dem Boden sitzen, die dunkelrote Strähne zwischen den Fingern. Ruckartig riß sie ihm ihr Haar aus der Hand.
    Er sah sie an, der Feuerschein spiegelte sich hell in seinen Augen. Langsam stand er auf und reichte ihr die Hand. Sie rührte sich nicht. »Komm, geh mit mir ins Bett«, bat er seufzend. »Es war ein anstrengender Tag, und wir brauchen unseren Schlaf.« Als sie reglos sitzen blieb, fügte er hinzu: »Ich werde dich nicht belästigen - falls du dir deshalb Sorgen machst.«
    Sheena hob den Kopf, und der Zorn in ihren Augen entmutigte ihn. Würde sie sich jemals wieder mit ihm versöhnen?
    »Ich habe nur auf dich gewartet, um dir mitzuteilen, dass ich nicht mit dir in einem Zimmer schlafen werde«, sagte sie kühl.
    »Doch, du wirst hierbleiben.«
    »Laß die Tür zu meinem Turmzimmer in Ordnung bringen!«
    »Sheena, ich warne dich. Ich werde mich nicht dem Gespött meiner Leute preisgeben - so wie mein Vater, wenn sich meine Mutter in ihrem Schmollwinkel verkrochen hatte. Und ich habe dir schon einmal erklärt, dass ich keine Türen zwischen uns dulde.«
    »Dann wirst du auf dem Boden schlafen.«
    »Nein - im Bett.«
    »Gut, dann werde ich...«
    »Schluß mit diesem albernen Geschwätz!« fuhr er sie an. »Ich habe bereits versichert, dass ich dich nicht belästigen werde, und das muss dir genügen.« Kampfeslustig schaute sie ihn an und holte tief Atem, um den Streit fortzusetzen, aber er winkte nur müde ab. »Geh jetzt schlafen, Mädchen.«
    Er begann seine Kleider abzulegen, und Sheena blickte ins Feuer. Beide hatten es sorgsam vermieden, den wahren Grund ihres Zwistes zu erwähnen. Sollte Jamie es wagen, seine Handlungsweise zu rechtfertigen, würde Sheena Dinge sagen, die sie später bereuen könnte - das wusste sie, und deshalb schwieg sie. Außerdem hatte sie gar kein Recht, ihm Fragen zu stellen.
    Dieser Meinung war auch Jamie. Er hatte seine Entscheidung getroffen und brauchte keine Erklärung abzugeben. Wenn er sich jetzt auf eine Diskussion mit Sheena einließ, würde sie seine Beschlüsse auch künftig in Zweifel ziehen. Das durfte er nicht zulassen. Sie war nur eine Frau, wenn auch eine wunderschöne und sehr verführerische... Oh, verdammt!
    Er legte sich auf das Bett und fand keine Ruhe.
    »Sheena, ich ertrage das nicht.«
    »Was?« Sie wandte ihm den Kopf zu, und er richtete sich auf.
    »Die Feindschaft zwischen uns... In diesem Zimmer ist kein Platz dafür.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Nur hier ist Platz dafür!« zischte sie. »Oder soll ich dir vor deinen Verwandten sagen, was ich von dir halte?«
    Jamie erkannte, wie sinnlos es wäre, einem klärenden Gespräch auszuweichen. Er musste sich damit abfinden, dass Sheena nicht so war wie andere Frauen. »Sag es mir jetzt - damit wir es hinter uns bringen.«
    »Du bist ein Feigling!« schrie sie. »Weil du mit einer Fergusson verheiratet bist und befürchten musste st, dein Clan würde dir Günstlingswirtschaft vorwerfen, hast du nicht gewagt, ein gerechtes Urteil zu sprechen. Du hättest es nicht verkraftet, angegriffen zu werden, weil du auf der Seite deiner Frau stehst. Und um dir das zu ersparen, hast du ein Unrecht begangen.«
    »Es war kein Unrecht, Sheena, und Parteilichkeit hatte nichts damit zu tun.«
    »Für mich hast du keine Partei ergriffen - aber für Black Gawain. Das kannst du nicht leugnen.«
    »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich deinen Clan gezwungen hätte, zu den Waffen zu greifen? Der bedauerliche Zwischenfall schlug viel zu hohe Wellen. Meine Leute hätten einen Urteilsspruch gegen Black Gawain nicht geduldet. Warum sollten sie auch? Sie vertrauen ihm, und sie würden dem Wort eines Fergusson,

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