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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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zu hören.
    Als würde kochendes Fett in kaltes Wasser tropfen.
    *
    Von Norden her ist ein leichter Wind aufgekommen. Die Rauchwolke treibt nach Süden, bald, wenn sie die alte Burg am Flussufer erreicht hat, wird sie sich auflösen. Doch vorher schwebt sie über der Liegewiese, erreicht den Zaun, dann die ersten Lauben der Gartenanlage.
    Frau Kalze liegt auf dem Rücken und schnarcht leise. Ihr Schlaf ist unruhig, sie träumt von einer Kochshow, die sie neulich, wahrscheinlich im ZDF, gesehen hat. Den Namen des Kochs vergisst sie immer wieder, irgendetwas mit Lafer oder Lichter, egal, sie mag vor allem seinen feschen Schnäuzer. In der letzten Sendung ging es um Fleisch.
    Draußen hält der Wind kurz inne. Die Wolke steht jetzt direkt über der Laube.
    Frau Kalze schnüffelt im Schlaf.
    Schweinebraten, denkt sie. Morgen mach ich Schweinebraten.
    Sie schnüffelt noch einmal und dreht sich auf die Seite.
    Aber ich muss aufpassen, dass er mir nicht anbrennt.

Elf
    Sie standen auf dem Parkplatz vor dem Präsidium. Zorn hatte die Besprechung unterbrochen und war mit Schröder nach draußen gegangen. Er musste nachdenken, und dazu musste er rauchen, dringend. Was er auch tat, eine nach der anderen.
    »Weißt du, was mich am meisten nervt?« Zorn blies Schröder eine Rauchwolke ins Gesicht. Der hustete kurz und wandte das Gesicht ab.
    »Nein, Chef.«
    »Dass es nie bei einem Mord bleibt. Ich meine, monatelang geschieht gar nichts, und dann kracht’s gleich zweimal innerhalb einer einzigen Woche. Das ist doch bekloppt! Eine Leiche hätte doch genügt, oder nicht?«
    »Mir persönlich hätte es gereicht, wenn überhaupt niemand gestorben wäre.«
    Der Notruf war um sieben Uhr morgens eingegangen, ein Bademeister hatte die Leiche auf dem Sprungturm entdeckt. Zorns erste Überlegung war gewesen, dass es sich hoffentlich um denselben Bademeister handelte, der ihn am Sonntag zum Sprung vom Zehnmeterturm veranlasst hatte. Für diesen Gedanken hatte sich Hauptkommissar Claudius Zorn ein wenig geschämt. Aber nur kurz.
    Dann war alles so gelaufen, wie es in solchen Fällen immer lief. Zorn hatte das Bad nach einem kurzen Blick auf die verkohlten Überreste von Udo Kempff mit blassem Gesicht und einer wenig überzeugenden Ausrede verlassen, Schröder übernahm die Koordination der Ermittlungsarbeiten. Fünf Stunden später war die Leiche bereits identifiziert, dank Schröder war vorerst alles getan, was getan werden musste. Nun begannen die Fragen.
    Zorn trat die Zigarette aus und fischte eine neue aus der Packung. »Wenn zwei Menschen einer kleinen Gruppe getötet werden, muss es Zusammenhänge geben.«
    »Davon sollten wir ausgehen, Chef.«
    »Wir müssen uns die Kids noch einmal vornehmen, diesmal ein wenig härter.«
    »Und die Pächter in der Gartensparte befragen. Bisher haben wir keinen einzigen Zeugen, aber irgendjemand muss etwas bemerkt haben. Es wäre schon sehr komisch, wenn mitten in der Stadt ein Mensch verbrennt, und niemand kriegt was davon mit.« Schröder strich sich eine rötliche Locke aus der Stirn und sah nach oben. Es war früher Nachmittag, der Himmel hatte sich ein wenig bedeckt, dünne Schleierwolken trieben wie riesige durchsichtige Vögel über der Stadt. »Das Umfeld von Udo Kempff muss abgeklopft werden. Es war eindeutig Mord, er war an das Geländer gefesselt.«
    »Ich weiß.« Der Gedanke an das, was Udo Kempff in der letzten Nacht widerfahren sein musste, ließ Zorns Magen rebellieren.
    »Und ich denke«, fuhr Schröder fort, »dass wir bei dem toten Radfahrer noch mal von vorn beginnen sollten.«
    »Da kommt einiges an Arbeit auf uns zu.« Zorn spürte, wie seine Laune sank. »Wie machen wir weiter?«
    »Ich würde sagen, wir teilen uns auf, Chef.«
    »Okay«, nickte Zorn.
    Ein Streifenwagen bog auf den Parkplatz, zwei Uniformierte stiegen aus und liefen hastig ins Präsidium. Schröder trat einen Schritt beiseite und machte ihnen Platz. »Jetzt müssen wir nur noch klären«, sagte er und grüßte die beiden Beamten mit einer Handbewegung, »wer von uns was übernimmt.«
    »Ich übernehme den Radfahrer«, entschied Zorn.
    »Und ich?«
    »Du? Du machst den Rest.«
    Schröder schwieg einen Moment.
    Zorn schnippte die Zigarette weg. »Ist irgendwas?«
    »Nein. Ich denke, das ist mehr als gerecht, Chef.«
    *
das, was geschehen ist, war erst der anfang, es ist noch nicht vorbei – langsam beginnt es, spaß zu machen, ihr seid so lächerlich, so unglaublich dumm – ihr seid mir nicht gewachsen
ich

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