Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)
vor, einer zu werden. Aber wenn ich einer wär, dann würde ich mich schon fragen, warum zwei Typen, mit denen du gevögelt hast, so kurz nacheinander die Hocke machen.«
Martha saß auf dem Bett, sie hatte das Kissen fest umklammert, als müsse sie sich daran festhalten. »Red nicht so, du Arsch. Ich hatte die beiden gern.«
»Ich weiß«, lächelte Eric. »Sonst hättest du sie ja nicht gevögelt.«
Dann schloss er die Tür.
Wieder bellte der Hund. Martha hörte, wie ihr Bruder die Treppe hinunterging. Sie griff neben sich und warf das Buch mit aller Kraft gegen die Tür. Dann sank sie zur Seite und zog die Decke über den Kopf.
»Ich will, dass es vorbei ist«, schluchzte sie leise.
Doch das war es noch lange nicht.
*
Draußen, vor dem Büro der Staatsanwältin, standen zwei Kollegen der Spurensicherung und unterhielten sich. Zorn kannte die beiden flüchtig, nickte ihnen zu und hinkte eilig davon. Schröder folgte ihm mit einem halben Meter Abstand.
Sie bogen um die Ecke, ihre Schritte hallten über den engen Flur. Bürotür reihte sich an Bürotür, sie passierten ein giftgrünes Plakat mit dem sternförmigen Emblem der Polizeigewerkschaft, darunter stand:
UNSERE LEISTUNGEN: STÄRKE. SCHUTZ. KOMPETENZ.
Zorn sah sich unauffällig um. Als er bemerkte, dass niemand in der Nähe war, blieb er stehen, drehte sich um, stemmte die Hände in die Hüften und versperrte Schröder den Weg.
»So, Freundchen.«
Schröder wäre fast mit ihm zusammengeprallt.
»Was ist denn, Chef?«
»Das fragst du?«, zischte Zorn, packte Schröder beim Kragen und presste ihn gegen die Wand. »Du hast mir soeben den peinlichsten Auftritt meines Lebens beschert, die Borck muss denken, ich hätte nicht mehr alle Latten am Zaun! Dafür wirst du büßen!«
»Ich verstehe nicht.« Schröder sah mit kugelrunden Augen zu Zorn auf. »Wie meinst du das, Chef?«
»Wie ich dich bestrafen soll?« Zorn tat, als müsse er überlegen. »Ich könnte dich vierteilen. Oder ertränken, was ist dir lieber?«
»Na ja, ertrinken wäre wohl angenehmer. Und weniger blutig, denke ich.«
Zorn drehte an Schröders Hemdkragen, dieser wurde puterrot und schnappte nach Luft. »Ich glaube«, knurrte Zorn, »ich erwürge dich. Und zwar hier, auf der Stelle.«
»Von Erwürgen war aber gar nicht die Rede!«, ächzte Schröder.
Zorn lockerte seinen Griff. »Vorher wirst du den Klingelton ändern.«
»Ach, darum geht’s?«
»Was dachtest du denn, du Nuss?«
»Ich weiß nicht, Chef.« Schröder zog das Hemd glatt und steckte es sorgfältig in die Cordhose. »Ich habe doch nur deine Anweisung befolgt. Du wolltest einen neuen Klingelton, den hab ich dir hochgeladen, wie du befohlen hast.«
Im nächsten Augenblick hatte Zorn Schröder erneut an der Gurgel.
»Aber doch nicht diese Scheiße, du übergewichtiger Schlumpf!«
»Wieso? Das ist ein Klassiker, Millionen Menschen lieben dieses Lied!«
»Aber ich nicht!«
Direkt neben ihm öffnete sich eine Tür, eine blasse brünette Sekretärin in rosafarbener Bluse steckte den Kopf heraus.
»Wir haben eine Besprechung«, erklärte Zorn und zupfte Schröders Kragen glatt.
»Eine wichtige!«, ergänzte Schröder etwas außer Atem.
Die Sekretärin musterte die beiden misstrauisch.
»Geheim! Unter vier Augen!«, blaffte Zorn.
Die Tür schloss sich.
»Ich geh dann mal was essen.« Schröder versuchte, sich an Zorn vorbeizudrängeln. Der stützte sich mit der flachen Hand an der Wand ab und versperrte ihm erneut den Weg. Schröder hätte mit seinen 1,65 Metern Körpergröße bequem darunter durchlaufen können, Zorns Blick allerdings hielt ihn zurück.
»Und jetzt«, sagte Zorn drohend, holte das Handy hervor und hielt es Schröder dicht vor die Nase, »machst du das weg. Sofort.«
»Das geht nicht so einfach, Chef.«
»O doch. Spiel was anderes drauf!«
»Was denn?«
»Scheißegal, von mir aus ein pupsendes Reh!« Es fehlte nicht viel, und Zorn hätte mit den Füßen aufgestampft. »Mach, dass das aufhört!«
Schröder hob die verbundene Hand, als wäre er ein Schüler, der sich im Unterricht zu Wort meldet. »Tut mir leid, ich bin verletzt, Chef.«
»Was?«
»Ich kann die Finger schlecht bewegen.«
»Nee, mein Lieber, so ziehst du dich nicht aus der Affäre, vergiss es! Du hast den Mist hochgeladen! Jetzt machst du ihn wieder weg!«
Schröder wich dicht an die Wand zurück. »Dein Fuß ist natürlich viel schwerer verletzt, Chef.« Noch immer hielt er die Hand hoch, wackelte ein wenig mit den
Weitere Kostenlose Bücher