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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Fingern, verzog das Gesicht und sagte bedauernd: »Ich glaube, es ist gerade schlimmer geworden.«
    »Du hast noch eine andere Hand!«
    Jetzt schwang so etwas wie Verzweiflung in Zorns Worten.
    »Tut mir leid, ich bin Linkshänder, Chef.«
    Zorn sah den Flur auf und ab. Kein Mensch war außer ihnen zu sehen. Er senkte die Stimme. »Bitte, Schröder.«
    »Ja?«
    »Du musst das wegmachen.«
    Das war fast ein Winseln. Noch nicht ganz, aber eindeutig ein Betteln.
    Schröder nickte bedächtig. »Aber natürlich mach ich das, Chef. Das Dumme ist nur«, er sah auf seine Uhr, »dass ich jetzt zur Spurensicherung muss. Es ist gleich halb drei. Du solltest dich auch beeilen, du musst noch einen Bericht über den gestrigen Abend schreiben.«
    »Wie jetzt? Ich dachte, das machst du!«
    »Das könnte ich natürlich.« Schröder sah bedauernd auf. »Aber wann soll ich mich dann um dein Handy kümmern?«
    Ach, daher weht der Wind, dachte Zorn. Du willst mich also zappeln lassen.
    Schröder lief los. Nach ein paar Metern blieb er stehen, griff sich an den Kopf und überlegte, dann drehte er sich noch einmal um: »Und Max Brandt solltest du noch besuchen. Und wenn du einmal dabei bist, könntest du gleich noch im Krankenhaus vorbeifahren und dich nach dem Priester erkundigen.«
    »Sonst noch was?«
    Schröder schüttelte den Kopf. »Ich glaub nicht.« Er machte auf dem Absatz kehrt und tippelte eilig davon.
    Zorn sah ihm verdattert nach.
    »Und das Handy?«
    »Morgen, Chef«, rief Schröder über die Schulter. »Dann geht’s meinen Fingern bestimmt besser. Und sieh doch mal nach, ob du vielleicht was in der Bibel findest. Du weißt schon, vielleicht gibt es ja doch eine Verbindung zu den Morden, dann hätten wir einen weiteren Hinweis, der auf Giese deutet!«
    Im nächsten Augenblick war er um die Ecke verschwunden. Zorn stand mit hängenden Armen da und wusste nicht, wie ihm geschah.
    Das ist ein Komplott, dieser fettleibige Giftzwerg hat das von langer Hand geplant, jetzt sticht er mir das Messer in den Rücken, ich werde gemeuchelt wie Cäsar von diesem Brutus; er denkt, jetzt kann er mich erpressen und die ganze Arbeit machen lassen, aber da hat er sich getäuscht, ich werde es ihm heimzahlen, er wird sich wundern, dieser …
    Die Tür ging auf.
    Wieder steckte die Sekretärin den Kopf heraus, diesmal trug sie einen Aktenstapel unter dem Arm. Zorn stand direkt vor ihr, sie prallte erschrocken zurück. Ungefähr zwei Sekunden sahen sie sich in die Augen.
    Die Frau trug eine geschwungene Hornbrille mit Glitzersteinen an den Bügeln. Langsam wanderte ihr Blick von seinem Gesicht zu den Füßen, verharrte dort und ging dann wieder zurück.
    »Ist was?«, kläffte Zorn.
    »Darf man fragen, was hier eigentlich los ist?«
    »Nein, verdammt!«
    Langsam, ganz langsam wich die Sekretärin zurück und schloss die Tür.
    Claudius Zorn knurrte eine Verwünschung und stampfte in sein Büro. Später sollte er sich glücklich schätzen, dass ihm auf dem Flur niemand über den Weg gelaufen war. Zum einen, weil er wahrscheinlich jedem, der ein falsches Wort gesagt hätte, an die Gurgel gegangen wäre (selbst dem Polizeipräsidenten). Zum anderen machte Claudius Zorn nicht unbedingt den elegantesten Eindruck: Ein verschwitzter Hauptkommissar, der, das linke Bein hinter sich herziehend, wütend vor sich hinbrabbelnd über den Flur hinkte. Das alles erinnerte ein wenig an den Glöckner von Notre-Dame.
    Aber wie gesagt: Niemand sah es. Und das war gut so.

Siebzehn
    Zorn hing zurückgelehnt in seinem Sessel, die Beine lagen schräg über dem Schreibtisch. Dort befanden sich sein Handy, seine Dienstwaffe und zwei dicke gelbe Ermittlungsakten fein säuberlich in einer Reihe. Der Computer war an, er hatte das Schreibprogramm hochgefahren, auf dem Monitor leuchtete eine leere Seite, oben links blinkte ein kleiner schwarzer Strich.
    Er musste einen Bericht verfassen. Er musste die Akten durchgehen. Und er musste seinen Klingelton ändern. Irgendwie.
    Außerdem war da noch die Pistole. Das war das Unangenehmste, noch abstoßender als der Klingelton (und das wollte etwas heißen), er schob die Waffe ein wenig beiseite und überlegte stattdessen, was er als Nächstes tun sollte.
    Bisher hatte er weder ein Wort geschrieben noch auch nur einen einzigen Blick in die Akten geworfen. Er saß jetzt seit einer halben Stunde so da, starrte abwechselnd zur Decke, auf den Monitor und ab und zu auf das Handy.
    Dieses verflixte Mistding.
    Zorn hatte sich längst damit

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