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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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einem Logo, das sie nie hatte entziffern können. Für gewöhnlich trug er einen Nylonrucksack voller Kleidung oder Bettzeug mit sich herum. Vom Baum wehten manchmal Kochdünste herüber, bisweilen auch Fäkalgerüche, »weswegen die Leute es für das Beste hielten, wenn er sich einen neuen Unterschlupf mit Toilette suchte«, erklärte sie.
    Sie hatte ihn immer nur allein gesehen. »Er hat die ganze Zeit mit einem Basketball gedribbelt, nicht sonderlich gut, ihn immerzu verloren und musste ihm ständig nachlaufen.«
    »Er ist kein normaler Penner«, sagte Lucas. »Die Leute behaupten, er hätte nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Ich glaube, er ist schizophren. In manchen Nächten hat er geflucht und gekreischt, als würde er mit jemandem kämpfen, aber er war allein. Klang ziemlich furchteinflößend …«
    »Sie haben ihn nie mit Mädchen oder Frauen gesehen?«
    »Er war immer allein.«
    »Ist er je in einem Auto oder einem Truck aufgetaucht?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Lucas schrieb alles in sein Notizbuch und ging fünfzehn Minuten nach dem Telefonat mit Daniel auf die Straße, um auf ihn zu warten.
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Daniel kam; vor ihm traf ein Wagen mit zwei Beamten von der Mordkommission ein – John Malone und Frank Lester.
    »Wo ist es?«, fragte Lester.
    Lucas deutete auf den Baum. »Da drüben.«
    »Wir müssen uns besseren Zugang verschaffen«, sagte Malone zu Lester, und dann zu Lucas: »Sind jetzt überall Ihre Fingerabdrücke dran?«
    »Ein paar dürften schon auf den Kartons sein«, musste Lucas zugeben. »Die waren fast leer. Er ist seit einigen Wochen nicht mehr da gewesen, sagen die Nachbarn. Sie haben ihn von der Parkaufsicht vertreiben lassen. Im hinteren Teil befindet sich so eine Art Schrank. Ich musste rein und nachschauen, ob etwas drin ist.«
    »Hoffentlich haben Sie keine Beweise vernichtet«, bemerkte Malone.
    »Hör auf«, herrschte Lester Malone an. »Du hättest das Gleiche getan.« Und an Lucas gewandt: »Gut gemacht, Kleiner.«
    »Das hoffe ich«, sagte Lucas.
    »Trotzdem müssen wir uns Zugang verschaffen«, beharrte Malone. »Ich organisiere uns eine Beißzange.«
    Vom Auto aus rief er über Funk Verstärkung, und fünf Minuten später tauchte ein Streifenwagen auf.
    Ein Uniformierter namens Willis stieg aus und begrüßte Lucas mit einem »Hey«, bevor er einen Bolzenschneider mit Stahlgriffen aus dem Kofferraum holte. Er war fast so lang wie ein Baseballschläger und wurde hauptsächlich zum Knacken von Vorhängeschlössern benutzt. Willis war gerade damit fertig, ein mannsgroßes Loch in den Zaun zu schneiden, als Daniel sich in einer gelben, zehn Jahre alten Corvette näherte.
    Daniel nickte Lucas zu und fragte Lester: »Was gibt’s Neues, Frank?«
    »War noch nicht drin«, antwortete dieser. »Wir wollten gerade reingehen.«
    Willis entfernte das halbkreisförmige Stück aus dem Zaun, und Lucas ging die Böschung zum Fuß der Eiche hinunter. »Riecht nach Scheiße«, bemerkte Malone.
    »Es ist Scheiße«, bestätigte Lucas. »Da unten ist sein Klo.«
    Alle gingen vor den Kartons in die Hocke. Lucas deutete auf die Nische am hinteren Ende. »Es ist wie ein kleiner, aus der Erde gebuddelter Schrank. Da sind die Fotos – ich hab nur eins rausgezogen.«
    Daniel kniete nieder, kroch in die Schlafkiste hinein, holte es und kam rückwärts wieder heraus.
    »Das ist weder Playboy noch Penthouse , sondern was richtig Hartes«, stellte Lester fest. »Die Kleine ist noch ein Kind.«
    »Keine Brüste«, konstatierte Malone. »Aber sie könnte älter sein, als sie aussieht.«
    »Macht keinen Unterschied«, sagte Daniel. »Wichtig ist nur, dass sie wirkt wie ein Kind. Das Foto ist für Leute, die auf Kinder stehen.«
    Wenig später fragte Daniel Lester: »Hast du Handschuhe dabei?«
    »Ja.« Er zog ein Paar weiße Latexhandschuhe aus der Tasche.
    »Gib sie Davenport«, wies Daniel ihn an und fügte an Lucas gewandt hinzu: »Kriechen Sie noch mal rein, und holen Sie die anderen Bilder raus.«
    Lucas nahm die Handschuhe, streifte sie über, schlängelte sich zum hinteren Ende der Kiste, zog die Klappe herunter und entfernte die Fotos. Als er wieder draußen war, fragte Daniel: »Wir haben Ihre Fingerabdrücke, oder?«
    »Ja«, antwortete Lucas.
    »Damit wir sie mit denen von dem Penner abgleichen können. Zeigen Sie mir mal die Bilder.«
    Auf den Fotos war wieder das Gleiche zu sehen: junge Mädchen beim Sex mit älteren Männern.
    »Er ist unser Mann«, sagte Daniel

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