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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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Grad plus an, aber ich durfte den Motor nicht laufen lassen. Ich wusste, dass ich so lange wie nötig hier würde ausharren müssen.
    Stunden verstrichen, Geschäfte schlossen, Personal machte sich auf den Heimweg. Ich taxierte jeden Vorbeigehenden – Könnte er’s sein? –, bis die Konzentration darauf mich schläfrig werden ließ. Ich schraubte die Thermosflasche auf, goss mir etwas Kaffee ein, um wach zu bleiben, rationierte ihn aber sorgfältig, um nicht zwischendurch aufs Klo zu müssen.
    Sein Haus lag weiter im Dunkeln. Ich spielte mit dem Gedanken, ihm eine Pizza liefern zu lassen, nur um zu sehen, ob er zu Hause war, wollte aber keinen Verdacht erregen, also blieb ich einfach im Auto sitzen, trank lauwarmen Kaffee aus der Thermosflasche, aß Eier-Kresse-Sandwichs und wartete, wartete.
    Kurz nach zwanzig Uhr fuhr ein silberner BMW vor seinem Haus vor, und im Licht der Straßenbeleuchtung stieg auf der Fahrerseite eine Gestalt aus. Es handelte sich um einen Mann in einem eleganten Anzug, aber mehr konnte ich nicht erkennen. Als er mit dem Zündschlüssel auf den Wagen zeigte, signalisierten die Blinkleuchten, dass die Verriegelung ansprach. Dann ging er durch den Vorgarten und verschwand. Aufregung durchzuckte mich wie ein Stromstoß, nur um ebenso schnell wieder abzuklingen.
    Was nun?
    Ich brauchte nicht allzu lange zu warten. Keine zehn Minuten später kam er wieder heraus. Er hatte sich umgezogen, den Anzug mit Jeans, Laufschuhen und Parka vertauscht. Er trug eine dieser » Bags for Life«, eine große Tragetasche aus dem Supermarkt. Ein Klicken, und die Blinkleuchten flammten wieder auf. Im nächsten Augenblick saß er im Wagen und ließ den Motor an.
    Ich warf mein Sandwich auf den Beifahrersitz und schob den Schlafsack beiseite. Alle Müdigkeit war schlagartig verflogen; ich war hellwach und spürte meinen Puls in den Schläfen hämmern. Ich drehte den Zündschlüssel und beobachtete, wie der BMW anfuhr. Er hatte die Hälfte der Applesham Avenue zurückgelegt, als ich meinen Parkplatz verließ und ihm über die Old Shoreham Road zur A27 in Richtung Westen folgte. Ich hatte keine Ahnung, ob der Fahrer tatsächlich James war oder wohin er mich führen würde, aber dies war wie eine Fahrt auf dem Jahrmarkt: Wer einsteigt, muss bis zum Ende drinbleiben.
    Bei jedem Wegweiser, jeder Abzweigung, der wir uns näherten, spürte ich neue Adrenalinschübe. Bringt er mich näher zu dir? Worthing, Littlehampton, Bognor Regis, jeder dieser Orte schied als mögliches Fahrtziel aus, als wir ihn passierten. Das Ganze war ein Ausleseprozess.
    Er achtete darauf, nicht zu schnell zu fahren, und blieb auf der gesamten Strecke knapp unter oder über siebzig Meilen. Ich hielt Abstand, ohne jedoch seinen Wagen auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.
    Als wir uns nach etwa fünfzig Minuten der Ausfahrt East und West Wittering näherten, sah ich den BMW blinken. Fünf Sekunden später setzte auch ich den Blinker.
    Die Straße war dunkel, unbeleuchtet und weit weniger befahren als die A27. Ich ließ mich noch etwas weiter zurückfallen, um ihn nicht misstrauisch zu machen. Wir schlängelten uns zum Dorf hinunter und durchquerten es in Richtung Weststrand. Vor uns lag das Meer wie ein schwarzer Teppich.
    Sogar in der Dunkelheit setzte der Ort mir mit seiner Vertrautheit zu. Und dann kam die Erinnerung zurück: Hier war ich schon einmal gewesen – mit deinem Vater und dir an einem dieser englischen Sommertage, die nach Sonnenöl und Fish and Chips riechen. Als wir noch lachten und scherzten. Vor einer Ewigkeit.
    Der BMW parkte am Straßenrand, und ich beschloss, daran vorbeizufahren, wobei ich der Versuchung widerstand, wenigstens einen kurzen Blick auf den Fahrer zu werfen. Ich war hundert Meter weiter, als ich im Rückspiegel sah, wie der Mann im Parka mit der Sainsbury-Tasche in der Hand ausstieg und einige Meter die Straße entlangging, bevor er eine zum Strand hinunterführende Treppe benutzte und verschwand.
    In der Planungsphase hatte ich mir ausgemalt, wie ich James aufspüren und ihn filmreif beschatten würde, und mir den Augenblick vorgestellt, in dem ich dank seiner unfreiwilligen Hilfe dich entdecken würde. Aber für dieses Szenario hatte ich keinen Plan: auf einem nachtdunklen Strand ohne irgendeine Deckung exponiert. Andererseits hatten sich meine letzten Zweifel inzwischen verflüchtigt. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Ich setzte meine Mütze auf, knöpfte den Mantel zu, nahm

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