Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
Vom Netzwerk:
ließ sie eine Weile schmoren und beobachtete, wie sie versuchte, den unvermeidlichen Schlag mit gefälligen Worten abzumildern, bevor meine Ungeduld siegte.
    » Um Himmels willen, Laura, sag’s einfach, es war ein betrunkener Fick im Hinterhof eines Pubs.«
    Sie blinzelte, weil meine Ausdrucksweise sie verstörte, und nickte dann langsam. » Nun, so hätte ich es nicht ausgedrückt, Rachel, aber es entspricht leider in etwa den Tatsachen.«
    Dies war das einzige Details meines Lebens, das Niamh nie vor mir zu verbergen versucht hatte.
    Ich wollte Aufklärung über die Briefe: wann und wie Niamh begonnen hatte, dir kleine Liebesgrüße zu schicken.
    Laura massierte sich die Schläfen, als wolle sie Kopfschmerzen abwehren. » Sie hat ständig welche geschrieben, seit Clara lesen konnte. Davor hat sie zu Geburtstagen und an Weihnachten Plüschtiere und Grußkarten geschickt, aber Simon hat sie Clara nicht gegeben. Er hat gesagt, sie sei zu klein, um nochmals von ihrer Mutter enttäuscht zu werden.«
    Ich fragte mich, wann Niamh diese zarten mütterlichen Liebesgrüße – Karten, auf denen » In Liebe, Mom XXX « stand – geschrieben haben mochte. Hatte sie dir ihr Herz ausgeschüttet und sich dann an mich, die bei ihr lebende Tochter, gewandt und mir erklärt, ich widere sie an? Weshalb ich keine Liebe erfahren hatte, war jetzt sonnenklar. Sie hatte mir ihre Zuneigung entzogen, um sie ganz für dich aufzusparen. Ich hatte das Gefühl, in die Vergangenheit zurückzusinken, die ich so angestrengt zu begraben versucht hatte. Meine Mutter schien in diesem Raum so riesengroß vor mir aufzuragen, als wollte ihr Geist mich verschlingen.
    » Wie sind sie schließlich in Kontakt gekommen?«, fragte ich und sah entsetzt, wie Laura errötete. Sie konnte mir nicht in die Augen blicken.
    » O Gott, durch dich! Du warst das Bindeglied.«
    Ich spürte einen Stich ins Herz. So viel Verrat.
    » Rachel, du stellst das als schäbig hin. Sie hat mir versichert, sie bereue aufrichtig, was sie getan hat, und bedaure jeden Tag ihres Lebens, Clara verlassen zu haben. Sie hat geschworen, sie habe sich geändert, sie wolle nur eine weitere Chance. Deine Mutter war so überzeugend, sie konnte einem alles einreden. Das war ihre Stärke. So hat sie unseren Vater um den kleinen Finger gewickelt. Und sie konnte sie nach Belieben einsetzen. Sie hat mich angebettelt und angebettelt, bis ich …« Laura zog ein Papiertaschentuch heraus und putzte sich die Nase. » Bis ich zuletzt …«
    » Bis du bereit warst zu tun, was sie verlangte«, schloss ich an ihrer Stelle.
    » Ich war mit Simon in Verbindung geblieben und hatte Clara ab und zu gesehen. Als sie dann älter war, habe ich gefragt, ob sie mich gelegentlich besuchen dürfe. Sie war einen Sonntag im Monat bei mir. Ich habe ihr Ni am hs Briefe gegeben. Davon hat sie Simon nie erzählt. Sie wusste, dass das unser Geheimnis war. Die arme Kleine wollte nur die Gewissheit, dass ihre Mutter sie noch liebte. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, wenn sie einen der Briefe las, Rachel! Sie hat sie verschlungen. Ihre Augen haben gestrahlt. Jedes Mädchen will eine Beziehung zu seiner Mutter«, fuhr Laura fort, ohne zu merken, welche Ironie in ihren Worten lag.
    Jedes Mädchen will eine Beziehung zu seiner Mutter.
    » Sie war dreizehn, als ich ihr den ersten Brief gegeben habe.«
    » Ein richtiges Mündigwerden«, sagte ich, während ich im Kopf rechnete. » Und deine Kuppelei muss Erfolg gehabt haben, denn im Jahr darauf sind wir nach Brighton gezogen.«
    » Niamh hat nie gedacht, dass ihr Freundinnen werden würdet, schließlich war Clara älter. Wir konnten ja nicht ahnen, dass du in ihre Klasse kommen würdest. Danach wollte ich nichts mehr mit der Sache zu tun haben. Ich wollte nicht, dass Clara erfuhr, dass ich deine Tante bin, und die Verbindung herstellte. Alles war so … durcheinander.«
    Durcheinander. Dieses Wort beschrieb nicht einmal andeutungsweise die Verworrenheit, die Niamh angerichtet hatte.
    » Weißt du, wie das für mich war?«, fauchte ich. » Hast du eine Ahnung, wie’s mir ergangen ist, während du die verdammten Briefe weitergegeben hast? Ich war Niamh scheißegal, das musst du doch gesehen haben! Sie hat mir jeden Tag erklärt, dass ich sie anwidere, dass ich dick, hässlich und dumm sei, dass sie sich wünschte, mich nie bekommen zu haben. Sie war erfinderisch, das muss ich ihr lassen, sie hat mir auf immer neue Weise klargemacht, dass ich ein Stück Scheiße war. Das musst du

Weitere Kostenlose Bücher