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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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Wir holen uns was zu trinken«, sage ich.
    Sie sieht nicht auf, winkt mich nur mit der Hand fort, als wäre ich Zigarettenrauch in ihren Augen.
    Du wirst ein bisschen still, als sei Niamh dir unheimlich, und ich bereue fast, dich mit nach Hause genommen zu haben. Was ist, wenn du in der Schule herumerzählst, dass meine Mutter spinnt? Mich schaudert bei dem Gedanken an den Spott der anderen.
    In der Küche steht das Frühstücksgeschirr noch auf dem Tisch. Reste meiner morgendlichen Weetabix sind in der Schale festgebacken. Ich räume das Geschirr ab und stelle es in den Ausguss.
    » Alles in Ordnung?«, frage ich. » Wir könnten etwas mitnehmen und in den Park gehen.«
    » Was, und uns draußen den Arsch abfrieren?« Du stupst mich an. Vielleicht ist also doch alles in Ordnung.
    Ich spüle zwei Gläser aus und schenke sie voll Vimto, das Niamh morgens literweise trinkt, um den Nachdurst von dem Wein am Vorabend zu bekämpfen.
    » Bleib hier«, sage ich, bevor ich ins Wohnzimmer zurückgehe. » Was gibt’s zum Abendessen?«, frage ich Niamh lauter als nötig. Es soll so klingen, als stellte ich diese Frage jeden Tag. Sie ignoriert mich. » Ich habe eine Freundin aus der Schule mitgebracht«, füge ich leiser hinzu. » Gibt’s irgendwas zu essen?«
    Sie lässt ihre Zigarette in den Aschenbecher fallen und sieht auf. » Eine Freundin? Wie nett.«
    » Ist irgendwas da, das wir essen können, Niamh?«
    Sie reibt sich seufzend die Augen. » Hast du Angst, verhungern zu müssen?«
    Ich reagiere nicht, beiße nicht an. Aber ich weiche auch nicht aus.
    Sie seufzt gekünstelt lang. » Herrgott noch mal, am Kühlschrank hängt die Karte eines Pizzadiensts. Ruf dort an, und bestell mir eine mit! Eine einfache Margherita. Mir schmeckt dieser Scheiß nicht, mit dem sie die anderen belegen.« Sie sieht mich kein einziges Mal an.
    Wir sitzen in der Küche, essen Pizza Hawaii und trinken Vimto. Hören The Verve und Boyzone und All Saints von einer Kassette, auf der ich ein paar Top-40-Hits aufgenommen habe, obwohl’s nervig ist, wenn die DJ s die Songs unterbrechen. Wir wollen gerade nach oben gehen, als Niamh in eine Rauchwolke gehüllt reinkommt.
    Sie öffnet den Kühlschrank, lehnt sich einen Augenblick an die Tür. » Willst du uns nicht bekannt machen, Rachel?« Das sagt sie, ohne eine von uns anzusehen. Stattdessen sieht sie eine alte Gurke, ein paar Joghurtbecher und einen Milchkarton vor sich. Und Wein. Immer Wein. » Ich scheine diesem Mädchen keine Manieren beigebracht zu haben.«
    » Ich bin Clara«, sagst du, bevor ich Gelegenheit dazu habe. » Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Walsh, und danke für die Pizza«, sagst du so eifrig lächelnd, dass ich mich frage, ob du sie verarschen willst. » Sie war lecker.« Und du schmatzt mit den Lippen.
    » Clara«, wiederholt sie und schaut dich dabei endlich an. Sie blinzelt den Nebel weg, um deutlicher sehen zu können. » Cla ra .« Sie scheint jeden einzelnen Buchstaben zu kosten, bevor sie ihn in die Luft entlässt. » Ich kenne nicht allzu viele Claras.«
    » Ich auch nicht«, sagst du, » ich bin die Einzige in unserer Schule.«
    Sie betrachtet dich erneut, kneift dabei die Augen zusammen. » Und ihr seid in derselben Klasse?«
    » Ja, aber ich bin älter als Rachel. Ich bin fünfzehn. Ich musste eine Klasse wiederholen.«
    » Also dann, Clara«, sagt Niamh, » freut mich, dass dir die Pizza geschmeckt hat. Fühl dich wie zu Hause.«
    Niamh schließt die Kühlschranktür. Ihr leeres Weinglas bleibt auf der Arbeitsfläche stehen. Sie sieht erst kurz mich, dann wieder dich an, bevor sie mit wehendem Kaftan hinausschreitet.
    Nach dem Essen gehen wir in mein Zimmer hinauf. Ich nehme wie jeden Tag eine Kanne voll Wasser für meine Pflanzen mit, und du siehst mir amüsiert zu, wie ich die Feuchtigkeit in jedem einzelnen Blumentopf mit dem Finger kontrolliere, bevor ich die richtige Menge Wasser hineingieße. Dann staube ich die Blätter ab. »Ich habe sie gern hier bei mir«, erkläre ich dir. »Hier sind sie sicher. Unten würde Niamh sie als Aschenbecher benutzen.«
    »Auch eine Möglichkeit«, sagst du und lachst.
    »Sie sterben, wenn du dich nicht gut um sie kümmerst«, erwidere ich, aber ich kann dir ansehen, dass du nichts von Pflanzen und Blumen verstehst, warum man sie hegen und pflegen muss. Ich belasse es dabei und setze mich neben dich aufs Bett.
    » Komisch, nicht wahr?«, sagst du und drehst dich zu mir um. » Ich habe keine Mom, und du hast keinen

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