zorneskalt: Thriller (German Edition)
Aktion erlebt. Wie du arbeitest. Du erzählst den Leuten, was sie deiner Meinung nach wissen müssen. Alles andere wird ihnen vorenthalten. Das funktioniert immer wieder, weil du sie in deinen Bann schlägst. Aber du darfst nicht glauben, dass das bei allen funktioniert.«
Ich spürte seinen Blick brennend heiß auf mir. Jake sah plötzlich irgendwie anders aus: ernsthaft, Respekt einflößend, unerschütterlich. Ich glaube, dies war der Augenblick, in dem ich beschloss, ihn auf meiner Seite haben zu wollen.
» Okay«, sagte ich. » Alles.«
Ich saß im trüben Licht von Ozzie’s mit seinen einst weißen Wänden, die im Lauf der Jahre durch den Frittierdunst gelblich geworden waren, glaubte zu spüren, wie der Pommesgeruch in meine Kleidung einsickerte, und erzählte ihm von dir, Clara, von meiner besten Freundin auf der Welt, die in mein graues Leben geplatzt war wie ein heller Sonnenstrahl. Ich beschrieb das Mädchen, das mit mir gelacht und mit mir gefeiert und mir versprochen hatte, wir würden ewig Freunde sein.
Ich erzählte ihm, dass ich dir geglaubt hatte – aber als du krank wurdest, ging auch unsere Freundschaft in die Brüche, und obwohl ich mir später alle Mühe gab, ließ sie sich nie mehr ganz kitten.
Und dann schilderte ich ihm, wie ich das Foto in meinem Schlafzimmer gefunden hatte, wie jemand das Bild von Jonny und mir gegen eines von meiner Mutter und dir ausgetauscht hatte. Ich beobachtete, wie seine Miene sich verfinsterte, während er große Augen machte, und hörte mir seine Fragen an. Hast du dich nicht getäuscht? Wie ist das möglich, wenn niemand eingebrochen hat? Als ich keine Antworten wusste, verfinsterte seine Miene sich noch mehr.
Er fragte nach Jonny und dir, nach eurer Beziehung – ein Ausdruck, der schmerzte, Clara, weil er euch im selben Atemzug erwähnte, als wärt ihr jetzt durch die Handlungsstränge verbunden ein Paar. Ich erzählte ihm, was ich wusste, fing dabei ganz vorn an. Mit eurer ersten Begegnung vor nicht einmal anderthalb Jahren.
10 – September 2005
Halb neun – diese Zeit hatte ich dir als Beginn der Party genannt, weil das eine halbe Stunde später war, als Jonny und ich allen anderen gesagt hatten. Ich dachte, es wäre besser, viele Leute um uns zu haben, wenn du ihm zum ersten Mal begegnetest. Ich dachte, so würde es weniger auffallen, dass wir jetzt zu dritt waren, wo es sonst immer nur uns beide gegeben hatte.
Aber als wir um Viertel vor acht eintreffen, räkelst du dich bereits auf einem der weichen Sofas in dem durch rote Kordeln für Jonnys Party abgetrennten Teil der Bar. Du hast ein Bein untergeschlagen und schlürfst einen Mojito. Dein dunkles Haar ist nachlässig zurückgestrichen, dein Gesicht leuchtet, und das Weiß deiner Augen ist superweiß, wird durch den schwarzen Lidstrich betont, der sie ins Unglaubliche vergrößert. Du trägst ein tief ausgeschnittenes purpurrotes Kleid und Killerabsätze. Du hebst deinen langen, schlanken Arm, um mir zuzuwinken. Ich sehe, wie Jonny dich mustert, dann wendet er sich mir zu und fragt mit einem Blick, ob du das bist. Ich nicke.
Die Bar liegt so früh am Abend noch im Halbdunkel, als wir sie durchqueren, um zu dir zu gelangen. Als wir näher kommen, stehst du auf und streckst die Arme aus. Deine Zähne blitzen weiß, als du lächelst. » Rachel«, sagst du und küsst mich auf beide Wangen, sodass mir der Duft deines Parfüms in die Nase steigt. Dann trittst du einen Schritt zurück und begutachtest Jonny, sein schwarzes Haar, seine mandelförmigen Augen, seine lässige, coole Art, sich zu kleiden.
» Was Freunde angeht, hattest du schon immer Geschmack, Rachel.« Du blinzelst mir zu, bevor du Jonny auf die Wangen küsst. » Ich bin Clara«, sagst du unnötigerweise.
» Freut mich, dich endlich kennenzulernen. Hab schon viel von dir gehört«, sagt Jonny.
» Hoffentlich nur Gutes.« Du lachst leicht nervös. » Hast du gerade gesagt, dass du zur Bar gehst, Rachel? Ich nehm noch einen Mojito.«
Du hörst mich ächzen. » Wie schön, dass manche Dinge sich nie ändern«, sage ich.
» Ach, komm schon, ich hab ihn eben erst kennengelernt, wir haben uns viel zu erzählen.« Und als ich ein Gesicht mache, fügst du hinzu: » Ich hol die nächste Runde, versprochen.«
Du sinkst aufs Sofa zurück und schlägst mit der flachen Hand leicht auf das Polster neben dir. Jonny setzt sich. » Rachel erzählt mir nie etwas«, höre ich dich flüstern, als ich weggehe. » Ich muss mich darauf verlassen, dass
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