zorneskalt: Thriller (German Edition)
Text noch einmal durch, bevor ich auf Senden klickte.
Dreißig Minuten später ging bei Jean die Antwort ein.
Sehr geehrte Mrs. Beattie,
besten Dank für Ihre E-Mail. Ich habe mir den von Ihnen erwähnten Bericht angesehen, und obwohl die Hand tatsächlich nach unten greift, bezweifle ich, dass seine Bewegung den von Ihnen vermuteten Zweck hatte. Bitte akzeptieren Sie meine Entschuldigung, falls dieser Beitrag Sie irgendwie verletzt hat. Ich versichere Ihnen, dass ich mit dem Betreffenden reden werde, um sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.
Ich hoffe, dass unsere Nachrichtensendungen Ihnen weiter gefallen.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Fenton
Redaktionsleiter
Ich ließ noch zehn Minuten verstreichen, bevor ich mit dem Geschmack von frisch aufgelegtem Lipgloss zu Robbies Schreibtisch hinüberschlenderte, um den nächsten Teil meines Plans zu Richards Ablösung in die Tat umzusetzen.
Er sah auf.
» Richard hat seine Sache heute Mittag gut gemacht«, sagte ich ohne die geringste Ironie in der Stimme.
Er murmelte etwas vor sich hin, das wie » Sonst hatte niemand Zeit« klang.
Ich machte einen Schritt, um weiterzugehen, blieb dann aber noch einmal stehen, als sei mir gerade etwas eingefallen. » Ich habe mich mit Amber Corrigan getroffen«, sagte ich.
Er runzelte die Stirn, während er versuchte, dem Namen ein Gesicht zu geben. » Das Mädchen aus der Pressekonferenz«, erinnerte ich ihn.
» Ah, die …«, sagte er. » Will sie reden?«
» Das bezweifle ich. Mit mir hat sie nur gesprochen, weil ich Claras Freundin bin. Allen anderen hat sie gesagt, sie sollten sich verpissen.«
» Verstehe«, sagte Robbie und rieb sich sein Stoppelkinn. » Verstehe.« Und ich wusste, dass er das tat.
Etwas später an diesem Nachmittag kam mir eine weitere Idee. Anfangs fand ich sie zu grausam, aber dann sagte ich mir, dass er nur darauf hereinfallen würde, wenn er tatsächlich so von seinem Ego beherrscht wäre, wie ich vermutete. Und ich überlegte mir, dass nicht ich, sondern er selbst seinen Sturz herbeiführen würde. Außerdem ging es hier um wichtigere Dinge als Richard Goldmans Karriere – zum Beispiel die Suche nach dir, Clara. Je mehr Informationen ich zusammentragen konnte, umso besser standen meine Chancen, dich und Jonny aufzuspüren.
Ich sah auf den Ablaufplan der Nachrichtensendung. Richard hatte die zweite Story. Ein kurzer Bericht über Brighton, anschließend sofort eine Liveübertragung von dort. Ich wusste, dass er versuchen würde, etwas Kluges zu sagen, eine Analyse anzubieten oder – noch besser – mit einer Exklusivinformation zu kommen. Aber ich wusste auch, dass er vermutlich keine hatte.
Ich wartete bis kurz vor sechs, bevor ich ihn anrief. Ich stellte mir vor, wie Richard auf der Promenade auf und ab ging, seinen Text für die Schalte übte und seinen Adrenalinspiegel steigen spürte. Ehrlich gesagt fürchtete ich, zu lange gewartet zu haben. Er konnte sein Handy stummgeschaltet haben, aber mir blieb nichts anderes übrig. Er sollte keine Zeit für telefonische Nachfragen haben. Nach dem vierten Klingeln meldete sich seine sonore Stimme.
» Ich bin’s, Rachel«, sagte ich, » pass auf, eben ruft mich ein Informant aus Sussex mit der Meldung an, dass Claras Wagen am Devil’s Dyke verlassen aufgefunden worden ist. Das ist noch nicht amtlich, aber ich denke, wir sollten als Erste darüber berichten.«
» Das gibst du mir ?«, fragte er so ungläubig wie erwartet.
» Aus professioneller Großzügigkeit«, behauptete ich, obwohl ich wusste, dass meine Erklärung ihn nicht überzeugen würde. » Hör zu, ich sag dir ganz ehrlich, dass es schmerzt, dir das zu geben, aber nachdem ich’s selbst nicht verwenden kann, sollst du’s vor der Konkurrenz haben. Gewissermaßen als kleineres Übel«, sagte ich lachend.
» Und der Informant, der ist zuverlässig?«
» Einer meiner besten Leute. Aber ich kann dir nichts vorschreiben, die Entscheidung liegt bei dir. Und du darfst niemandem erzählen, woher du das hast. Vielleicht wartest du lieber noch etwas, die Polizei wird den Fund bald bekanntgeben, denke ich. Und du musst jetzt gehen, du bist in ein paar Minuten dran«, sagte ich und legte auf.
Ich war keineswegs davon überzeugt, dass er den Mumm haben würde, das durchzuziehen. Ich konnte nur hoffen, dass die Aussicht auf einen Knüller so verlockend wäre, dass er nicht widerstehen konnte.
Fünf Minuten später verkündete Richard Goldman, dessen Stimme vor Aufregung
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