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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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liegen. » Müsstest du nicht in der Arbeit sein?«, fragte ich nach einem Blick auf die Wanduhr. Gleich 9.30 Uhr.
    » Rachel … Ich … Das musst du dir ansehen«, sagte Jake. Er deutete auf die Zeitung, dann rieb er sich die Augen, als verursache ihm etwas Schmerzen.
    Wenige Schritte genügten, um das Wohnzimmer zu durchqueren, dann stand ich neben ihm und blickte auf die Zeitung. Ich kniff die Augen zusammen, weil ich nicht glauben wollte, was ich sah. Das Dunkel, der Hauseingang, ich in Jakes Umarmung. Eine gestern Abend heimlich gemachte Aufnahme, die jetzt alle Welt kannte. Das Titelseitenfoto der Daily Mail, darüber die Schlagzeile: » TV -Reporterin sucht nach Tod ihres Freundes Trost bei einem Kollegen«.
    » Tut mir leid, Rachel«, sagte er, » das tut mir so leid.« Und ich sah, wie er den Mund öffnete, um mehr zu sagen, aber ich hörte es nicht mehr, weil ich aus seiner Wohnung in den eisigen Morgen hinauslief.
    Ich rannte und rannte durch die Straßen. Die Kälte ließ mein Gesicht brennen. Autos und Busse und Hupen und Leute. Überall Leute. Hätte ich nur mit den Fingern schnippen können, um sie verschwinden zu lassen! Damit sie mir Platz machten, mich in Ruhe ließen, damit ich denken und atmen konnte. Meine Lunge schmerzte von der Kälte, aber ich lief weiter, ich durfte nicht stehen bleiben. Wenn ich haltmachte, würde sie mich einholen, diese in meinen Ohren röhrende Lawine. Sie würde mich niederwalzen, mich lebendig begraben.
    Vor mir eine grüne Fläche. Der Queen’s Park. Noch immer rennend durchs Tor. Zum Glück keine Kinder. Für die war es heute zu kalt. Die Weite gehörte mir. Ich konnte sie mit meinem Atem und meinen Gedanken füllen. Dort drüben eine Bank. Ich hielt darauf zu und setzte mich. Ich zog die Knie enger und enger an, bis ich fast klein genug war, um zu verschwinden. Einen Augenblick lang herrschte Stille. Der Verkehr und die Leute und die Arbeiter, sie alle waren verstummt. Ein gesegneter Augenblick. In der nächsten Sekunde brennende Magenschmerzen, als würde ich in Stücke gerissen. Und dann kamen die Tränen: warm auf meinem kältestarren Gesicht, salzig auf meinen gefühllosen Lippen. So viele, dass ich glaubte, sie würden nie mehr versiegen. Und flimmernde Bilder wie aus dem alten Film, den Niamh manchmal angesehen hatte. Von Jonny, von seiner Leiche, auf ewig für mich verloren. Ich hatte ihn auf eine Weise geliebt, die ich nie für möglich gehalten hatte. Ich weinte um ihn, aber vor allem um mich. Um die Zukunft, die ich verloren hatte. Jonny hatte angefangen, etwas zu heilen, das in meinem Inneren zerbrochen war. Er hatte mir einen Ausweg geboten. Und weil er nun fort war, gab es niemanden mehr, der mich heilen konnte.

16
    Das dauernde Bohren war laut und beruhigend. Ich hatte mir tagelang Sorgen gemacht, hinter jedem Geräusch, jedem Schatten könnte ein Eindringling lauern. Jetzt war ein Mann vom Schlüsseldienst da, und das Klicken jedes Schlosses, das ersetzt wurde, gab mir die Gewissheit, dass ich wieder sicher war, als würde meine Wohnung versiegelt, hermetisch, sodass niemand mehr ohne ein Gesicht oder einen Namen unbemerkt durch Türen und Fenster schlüpfen konnte.
    In der Wohnung roch es nach Wasch- und Putzmitteln, weil ich stundenlang geputzt und staubgesaugt und gewaschen hatte, nachdem die Polizei vor einigen Tagen ihre Haussuchung beendet hatte. Ich hatte geschrubbt, bis meine Gummihandschuhe löchrig waren und die Arme schmerzten, und erst aufgehört, als ich überzeugt war, jeden Fingerabdruck, jeden Krümel, jeden Keim und den Geruch der Leute, die durch mein Heim getrampelt waren, entfernt zu haben. Mit einer gewissen Befriedigung sah ich mich mit einem Kaffee in der Hand um und konnte mein Spiegelbild in den blitzblank polierten Flächen sehen. Alles an seinem Platz, nur noch ein Stapel Post zu bearbeiten.
    Du kannst diese Sache bewältigen. Du kannst sie eindämmen.
    Dann sah ich das Blinken meines Anrufbeantworters. Ich wollte alles ausblenden, aber ich wusste, dass er mich den ganzen Tag lang anblinken und keine Ruhe geben würde, also drückte ich die Wiedergabetaste.
    » Rachel, hier ist Laura«, sagte die Stimme, die der meiner Mutter so ähnlich war. » Mir tut alles so leid. Ich habe versucht, dich anzurufen, seit Clara vermisst wird, und dann habe ich von der Sache mit Jonny gehört. Ruf mich bitte an, damit ich weiß, dass mit dir alles okay ist.«
    Ich drückte die Stopptaste. Sie wollte, dass ich ihr versicherte, mit mir

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