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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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kann man das Zeug, das in der Cantina Latina serviert wird, kaum bezeichnen. Wir hatten uns früh am Abend ein paar Schälchen durchweichter Nachos geteilt. Ich war hungrig.« Ich dachte daran, wie ich die Nachos mit der Behauptung verweigert hatte, ich hätte schon gegessen. Die anderen hatten in die Schälchen gegriffen und alles begrapscht und beim Reden über die Teller gespuckt.
    » Und wie lange waren Sie dort?«
    DS Tomey begann mich an einen Terrier mit einem Knochen zwischen den Zähnen zu erinnern. DCI Gunn studierte weiter angelegentlich seine Notizen.
    Das ist ihre Strategie. Bestimmt greift er bald ein.
    » Das kann ich Ihnen nicht genau sagen, nicht auf zehn, fünfzehn Minuten genau, meine ich. Lange genug, um Pommes zu kaufen, sie zu essen und in der Kälte klamme Finger zu bekommen.« DS Tomey zog die Augenbrauen hoch, was mich ärgerte. » Hätte ich gewusst, dass Sie mir vorwerfen würden, Clara ermordet zu haben, hätte ich mir natürlich die genauen Zeiten gemerkt, aber Sie müssen wissen, dass ich in dieser Nacht nicht unterwegs war, um meine Freundin umzulegen. Tatsächlich hatte ich mich darauf gefreut, sie wiederzusehen, und war ziemlich sauer, als sie nicht aufgetaucht war und ihr Handy ausgeschaltet hatte. Aber bestimmt nicht so sauer, dass ich sie hätte umbringen wollen. Ich bilde mir ein, mit meinem Ärger besser umgehen zu können.«
    Kirstin legte mir sanft eine Hand auf den Arm. Genug, bedeutete diese Geste, Sie schaden sich nur selbst.
    Ich versuchte, mich zu beherrschen, atmete tief durch und beobachtete, wie DS Tomey ihren Pferdeschwanz neu band, dieses Mal straffer, sodass die Kopfhaut zurückgezogen wurde, wie meine Mom es bei mir gemacht hatte, wenn sie versuchte, die gute Mutter zu sein – worauf ich den ganzen Tag in der Schule Kopfschmerzen gehabt hatte.
    » Ich bin zum Ship Hotel gegangen und habe mir ein Zimmer genommen.«
    » Über die Promenade?«, fragte sie und wirkte sehr zufrieden mit sich, weil sie etwas Offensichtliches festgestellt hatte.
    » Das ist der direkte Weg vom Pier zu dem Hotel«, bestätigte ich. Ärger ließ meine Haut kribbeln, und mein Magen verkrampfte sich. Bleib ruhig, bleib ruhig.
    » Aber Sie haben bisher nie erwähnt, dass Sie auf der Promenade waren.« Sie trällerte die Worte, als hätte sie gegen mich gepunktet, als bestünde ein direkter Zusammenhang zwischen diesem Versäumnis und meiner Schuld. Ich hatte das Gefühl, irgendetwas schliche sich an mich heran, um mich mit seinem Netz zu fangen.
    Meine Schultern wurden steif, und ich bewegte sie leicht, um sie zu lockern. » Ich habe sehr deutlich gesagt, was ich in der Nacht, in der Clara verschwunden ist, getan habe. Wenn Sie versuchen zu behaupten, ich hätte Ihnen irgendwas vorenthalten, klammern Sie sich an einen Strohhalm. Dieser Weg ist völlig normal. Tatsächlich muss man die Promenade benutzen, um vom Pier ins Hotel zu kommen – außer man kann fliegen. Und ich kann es nicht. Aber ich habe die Bar noch vor Claras Eintreffen verlassen. Ich habe Jonny und sie auf dem Weg ins Hotel nicht gesehen. Hätte ich die beiden gesehen, wäre mir das garantiert nicht entfallen.«
    » Es sei denn, Sie wollten etwas vertuschen«, sagte sie.
    Ich warf DCI Gunn einen Blick zu, der besagte: Das muss besser werden. Diesmal erwiderte er meinen Blick sogar, aber er ließ sich keine Gefühlsregung anmerken und lächelte auch nicht, als wollte er mir sagen: » Ich weiß, dass sie dummes Zeug redet, aber heute soll sie ihren Willen haben.« Ein Teil meines Ichs wartete darauf, dass jemand mitsamt einem Kamerateam auftreten und mir erklären würde, das alles sei nur ein Scherz gewesen. Ein sehr geschmackloser Scherz.
    DS Tomeys Vernehmungstaktik war eine sehr wirkungsvolle Kombination: einerseits völlig lächerlich, aber andererseits total beängstigend. Ich fühlte mich wie in ein albtraumhaftes Paralleluniversum entführt, in dem harmlose Handlungen zu Missetaten wurden und Wörter unversehens Bedeutungen annahmen, die sie nie hätten haben sollen.
    Ich dachte an all die Tage, an denen ich Gerichtsverhandlungen verfolgt und gehört hatte, wie Angeklagte ihre Unschuld beteuerten und Ankläger ihnen vorhielten, sie hätten bei einem Notruf zu sachlich gesprochen, sich beim Auffinden einer Leiche zu beherrscht verhalten. Daran, dass die Wahrheit nicht absolut, sondern subjektiv ist. Auch daran, dass unsere jeweiligen Wahrheiten unterschiedlich sind. Und nun passierte das mir. Ich wollte, dass es aufhörte,

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