Zu cool für dich
dank öffentlicher Verkehrsmittel vierzig Minuten später wieder im
Bendo
auftauchte.
»Du wirst es nicht glauben, aber ...«
»Nicht jetzt.« Sie nahm meinen Arm und zog mich durchs Gewühl nach draußen. Jess saß in ihrem Auto, die Fahrertür stand offen. »Wir haben einen Katastrophenfall!«, erklärte Chloe.
Ich ging auf das Auto zu. Im ersten Moment sah ich Lissa gar nicht, denn sie lag zusammengerollt auf der Rückbank, hielt ein Bündel grauer Papierhandtücher aus dem
Bendo
-Damenklo umklammert und schluchzte. Ihr Gesicht war rot geweint und nass vor Tränen.
»Was ist denn passiert?« Ich riss die hintere Tür auf und setzte mich neben sie.
»Adam h-h-hat Sch-Schluss gem-m-macht.« Vor lauter Schluchzen japste sie beim Sprechen. »Hat mich einfach a-a-abserviert.«
»Ist nicht wahr!«, sagte ich. Chloe stieg vorne ein und schlug die Wagentür hinter sich zu. Jess hatte sich auf dem Fahrersitz umgedreht und sah mich nur kopfschüttelnd an.
»Wann denn?«, fragte ich.
Lissa holte tief Luft und brach sofort wieder in Tränen aus. »Ich kann nicht«, murmelte sie und wischte sich mit einem Papierhandtuch übers Gesicht. »Ich kann nicht mal ...«
»Vorhin, als sie ihn bei
Double Burger
abgeholt hat«, erzählte Chloe. »Sie fuhr ihn nach Hause, damit er duschen konnte, und da hat er’s getan. Einfach so, ohne Vorwarnung.«
»Als ich ging, musste ich an s-s-seinen Eltern vorb-bbei«, fügte Lissa schniefend hinzu. »Und sie wussten genau Bescheid. Sahen mich an, als wäre ich ein Hund, den man getreten hat.«
»Was genau hat er denn gesagt?«, fragte ich sie.
Wieder antwortete Chloe (sie spielte gern die Sprecherin für andere): »Er sagte, dass er seine Freiheit braucht, weil Sommerferien sind und die Schule vorbei ist. Und weil er nicht will, dass einer von ihnen auf dem College irgendwas verpasst, nur weil sie zusammen sind. Er fände es wichtig, dass sie ...«
»... dass wir beide das Beste aus unserem L- L-Leben machen.« Lissa wischte sich über die Augen.
»Idiot!«, grummelte Jess. »Sei froh, dass du ihn los bist.«
»Ich l-l-liebe ihn!«, heulte Lissa los. Ich rückte näher an sie heran und legte einen Arm um ihre Schulter.
»Alles wird gut«, sagte ich.
»Und ich hatte keine Ahnung.« Sie atmete ein Mal tief ein und wieder aus, ließ das Papierhandtuch achtlos auf den Boden gleiten, zitterte ein bisschen. »Warum hatte ich nicht mal die geringste Ahnung?«
»Keine Angst, Lissa, du kommst drüber weg.« Chloes Stimme klang sanft.
»Ich bin wie Jonathan«, schluchzte sie und lehnte sich noch enger an mich. »Wir haben einfach unser Leben gelebt, Zeug aus der Reinigung geholt ...«
»Was meint sie?«, fragte Jess dazwischen.
»... und hatten keinen Schimmer, dass wir heute A- A-Abend abserviert werden würden«, beschloss Lissa ihren Satz.
»Apropos«, Chloe wandte sich an mich, »wie lief es?«
»Frag nicht.«
Lissa hatte ihren Kopf an meiner Schulter vergraben und heulte wie ein Schlosshund. Ich sah an Chloes Kopf vorbei zum
Bendo
rüber. Es war noch voller als vorher,die Leute standen Schlange, um reinzukommen. »Lass uns fahren«, sagte ich zu Jess. Sie nickte. »Das war sowieso ein Scheißabend.«
Chloe ließ sich in den Vordersitz sinken und machte den Zigarettenanzünder an. Jess startete den Motor. Ich reichte Lissa ein Papierhandtuch. Sie putzte sich kurz die Nase und schluchzte dann leise, aber heftig weiter, wobei sie sich an mich kuschelte. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Ich streichelte über ihren Kopf. Ich wusste, wie weh es tat. Nichts ist so schlimm wie das erste Mal.
Natürlich mussten wir uns an der Tanke noch eine Runde Cola gönnen. Anschließend stieg Chloe in ihr Auto und fuhr heim, während Jess Lissa und mich zu mir nach Hause bringen wollte.
Wir waren beinahe an der Kreuzung, wo man zu mir abbiegen muss, da bremste Jess und flüsterte: »Adam!«
Ich wandte mich nach links. Tatsächlich, Adam stand mit einigen Freunden auf dem Parkplatz vor
Coffee Shack
. Was mich am meisten ankotzte, war die Tatsache, dass er lachte. Idiot!
Ich warf einen Blick über die Schulter. Lissa lag mit geschlossenen Augen auf der Rückbank und lauschte der Musik aus dem Radio.
»Fahr mal kurz ran«, sagte ich zu Jess und drehte mich nach hinten: »Liss?«
»Mmmmh?«
»Ganz ruhig, ja? Und bleib unten.«
»Okay«, antwortete sie leicht verwirrt.
Langsam tuckerten wir näher. Jess fragte: »Du oder ich?«
»Ich.« Ich nahm einen letzten Schluck
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