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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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eigenes Auto wollte. Meine Mutter bot mir zwar an, mir ihren Wagen zu überlassen, einen netten Toyota Camry, und sich selbst einen neuen anzuschaffen. Aber ich wollte das allein hinkriegen. Mein Geld, mein Auto, das war mir einfach wichtig. Ich liebe meine Mutter, hatte aber seit langem die Erfahrung gemacht, dass man sich mit ihr besser auf so wenige Abmachungen wie möglich einließ. Ihre Launenhaftigkeit war legendär und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie sich ihren Camry ohne viel Federlesens zurückholte, nur weil sie plötzlich beschloss, dass sie mit dem neuen Auto nicht glücklich sei.
    Ich plünderte also mein Sparbuch   – mühsam aufgefüllt durch Babysitterkohle und pekuniäre Weihnachtsgeschenke, die ich seit Ewigkeiten gehortet hatte   –, besorgte mir einen Stapel Verbrauchermagazine und recherchierte gründlich alle infrage kommenden Modelle,bevor ich mich in die Autohandlungen stürzte. Ich diskutierte, pokerte, bluffte, verhandelte, stritt mich rum und musste mir so viele miese Autohändlertricks bieten lassen, dass ich beinah krepiert wäre. Doch am Ende bekam ich exakt das Auto, das ich wollte: einen brandneuen Honda Civic mit Schiebedach und sämt lichen elektronischen Schikanen. Und zwar für eine Summe, die weit unterhalb der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers lag. An demselben Tag, an dem ich meinen Civic abholte, fuhr ich zum
Joie Salon
und füllte das Bewerbungsformular für die Stelle als Rezeptionistin aus; etwa eine Woche früher hatte ich das HILFSKRAFT-GESUCH T-Schild im Schaufenster entdeckt. Und damit hatte ich, noch bevor mein letztes Schuljahr überhaupt begann, einen Job sowie Ratenzahlungen für ein neues Auto am Hals.
    Das Telefon klingelte; gleichzeitig kam Mrs Michaels aus der Heißwachskabine zum Vorschein. Am Anfang war ich noch ziemlich geschockt gewesen, wenn ich mitkriegte, wie die Leute unmittelbar nach einer Enthaarungsprozedur aussahen: geradezu verstümmelt, wie Kriegsversehrte oder Brandopfer. Etwas steif stakste Mrs Michaels zu mir an den Tresen   – das Enthaaren der Bikinizone, noch dazu mit Heißwachs, war eine besonders grausame Angelegenheit.
    »Joie Salon«,
flötete ich in den Hörer. »Remy am Apparat.«
    »Hallo, Remy, hier ist Lauren Baker«, meldete sich die Frau am anderen Ende der Leitung hektisch. Mrs Baker wirkte immer ein wenig gehetzt und außer Atem. »Sie müssen mich unbedingt irgendwo dazwischenschieben. Ich brauche dringend eine Maniküre. Wir gehenheute Abend mit einem wichtigen Kunden von Carl ins
La Corolla
, aber ich habe diese Woche unseren Beistelltisch abgebeizt, deswegen sind meine Hän de   ...«
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte ich mit meiner ach so kultivierten, professionellen Stimme und drückte auf den Knopf, durch den das Gespräch weggeschaltet, aber gehalten wurde. Mrs Michaels, die inzwischen vor mir stand, verzog schmerzlich das Gesicht, während sie ihre Geldbörse aus der Tasche kramte und eine goldfarbene Kreditkarte über die Empfangstheke schob.
    »Das macht 78   Dollar, Mrs Michaels.«
    Sie nickte. Ihr Gesicht war knallrot und um die Augenbrauen herum total wund. Autsch! Als sie den Kartenbeleg unterschrieb, warf einen Blick in den Spiegel, der hinter mir hing, und schnitt eine Grimasse.
    »Du meine Güte!«, meinte sie. »So, wie ich aussehe, kann ich unmöglich bei der Post vorbeifahren.«
    »Papperlapapp!« Talinga, unsere Heißwachsfee, rauschte herein und tat so, als hätte sie irgendetwas enorm Wichtiges an der Rezeptionstheke zu erledigen; in Wahrheit kam sie nur, um sicherzustellen, dass Mrs Michaels’ Trinkgeld für sie erstens großzügig genug ausfiel und zweitens wirklich vollständig in ihrem Umschlag landete. »Kein Mensch wird irgendwas merken. Also, bis zu unserem nächsten Termin. Machen Sie’s gut. Wiedersehen.«
    Mrs Michaels winkte uns zum Abschied zu und verschwand, nach wie vor mit diesem steifen Gang, durch die Tür. Kaum stand sie draußen auf dem Bürgersteig, schnappte Talinga sich ihren Umschlag, blätterte die Scheine darin durch und gab eine Art Mmmmpf-Lautvon sich. Dann ließ sie sich in Erwartung ihres nächsten Opfers auf einen Stuhl fallen.
    »Ach ja   ...« Ich drückte auf den Knopf für Leitung eins und sagte: »Mrs Baker? Ich könnte Sie ausnahmsweise um halb vier bei Amanda einschieben, aber Sie müssten auf die Minute pünktlich hier sein, weil der Vier-Uhr-Termin für eine von Amandas Stammkundinnen reserviert ist.«
    »Halb vier?« Mrs Baker

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