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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hinunter.
    Shaeffys gönnerhafte Arroganz ging Tomaschewski derartig auf die Nerven, daß er ihn am liebsten hinausgeworfen hätte. Diese fette alte Sau, dachte er, diese fiese Ratte! Man sollte den Vertrag zerreißen und ihm das Geld in die Fresse stopfen… Aber er beherrschte sich und lächelte ergeben. Ohne Shaeffy war er verloren. «Darf ich dir schnell meinen Betrieb zeigen?» fragte er höflich.
    «Wenn’s unbedingt sein muß!» Shaeffy stand auf und zog seine viel zu weite Hose hoch. «Sieht ja alles ein bißchen dürftig aus. Und ich versteh ja nicht viel von Bilanzen, aber deine scheint mir besonders mies zu sein. Und so was schickst du mir auch noch ins Hotel! Ich hoffe, du reißt dich jetzt ein bißchen zusammen. Das bist du doch deinem Vater schuldig – Mensch, Junge!» Er faßte Tomaschewski bei den Schultern. «Kopf hoch! Nimm dir an mir ein Beispiel. Ich war auch mal pleite. Mit 10 Dollar hab ich neu angefangen! Und du siehst ja, was ich erreicht habe… Ich werde mich mal umhören, vielleicht finde ich einen guten Berater für dich.» Sie blieben vor einem gläsernen Verschlag stehen, in dem Pannicke saß. Er frühstückte gerade. «Mensch, ich hätte mein Geld lieber in den Hudson werfen sollen! Du mußt mal ordentlich mit der Peitsche knallen, mein Lieber – GT ist doch kein Sanatorium!»
    «Pannicke ist ein guter Mann…» wandte Tomaschewski schüchtern ein.
    «Paß mal auf, daß er dir nicht mal abgeworben wird – von Ford oder General Motors!» spottete Shaeffy.
    Ähnliche sarkastische Bemerkungen machte er während des gesamten Rundgangs, so daß Tomaschewski zeitweise fürchtete, er würde sein Geld tatsächlich wieder mitnehmen. Aber offenbar war die Familientradition, die Stimme des Blutes, wie Shaeffy es nannte, stärker als seine Vernunft. Soviel man wußte, hatten sich die Brüder Tomaschewski ausgezeichnet verstanden und waren füreinander durchs Feuer gegangen. Jedenfalls verzichtete Shaeffy auf eine genaue Prüfung der Bücher und begnügte sich mit oberflächlichen Fragen nach der finanziellen und wirtschaftlichen Lage der Firma. Es schien so, als hätte er sein Geld längst abgeschrieben.
    Alles in allem war dieser Rundgang durch das Firmengebäude für Tomaschewski eine einzige Tortur. Er war unaufmerksam und versäumte oft, an der richtigen Stelle zu lachen. Seine Gedanken waren abwechselnd bei Feuerhahn und dem schwerverletzten Bankbeamten. An diesen Problemen gemessen, erschien ihm der Besuch des Onkels unendlich belanglos. Zuweilen hoffte er fast, der andere würde das Geld wieder einstecken. Dann wären die Würfel wenigstens endgültig gefallen. Das grausame Spiel hätte beendet werden können.
    Endlich blickte Shaeffy auf die Uhr und rüstete sich zum Aufbruch. Auf die Besichtigung des steckengebliebenen Neubaus verzichtete er dankend. Der Abschied in der zugigen Toreinfahrt verlief mit unterkühlter Herzlichkeit. Shaeffy hatte schweren Herzens getan, was er für seine Pflicht hielt, und Tomaschewski registrierte eher nüchtern denn erfreut, daß seine Rechnung aufgegangen war. Was würde Shaeffy wohl sagen, wenn er wüßte, wozu Besuch und Darlehen letztlich dienten? Egal. Er fuhr winkend in einem Taxi davon.
    Tomaschewski sah ihm lange nach. Punkt zwei seines Planes war also abzuhaken. Alles hatte geklappt. Das weitere war nur noch ein Kinderspiel. Aber sollte er sich darüber freuen? Mit jedem weiteren Schritt wurde seine unterschwellige Hoffnung schwächer, er könnte alles ungeschehen machen, mit einem Lächeln alle von ihm geschaffenen Fakten aus dem Gedächtnis der Beteiligten tilgen. Diese Hoffnung, daß alles nur probendes Gedankenspiel sei, alles nur ein Film, den man nach Belieben zurücklaufen lassen konnte, diese Hoffnung hatte ihm im Grunde erst das Handeln ermöglicht. Und mit Schrecken bemerkte er, daß er nicht in dem Maße und nicht so schnell der andere Mensch wurde, der er durch seine Tat hatte werden wollen.
    Aber noch blieb ihm ja genügend Zeit. Er verscheuchte seine düsteren Gedanken und seine Zweifel und fuhr mit dem alten Außenfahrstuhl in sein Büro hinauf. Mechanisch und ohne sein Tun weiter zu reflektieren, legte er die vierzigtausend Mark von Shaeffy zu den neunzigtausend, die er in der Bank erbeutet hatte. Dann stellte er die Aktentasche mit dem gesamten Geld auf den Tisch und zog aus einem Geheimfach am linken Ende seines Schreibtisches einen gefälschten Vertrag hervor, in dem von hundertdreißig tausend Mark die Rede war. Er hatte

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