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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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zusammengeströmten Menschenmenge zeigte. In diesem Augenblick fielen ihm seine Aufzeichnungen ein. Er sprang auf, lief in sein Arbeitszimmer und zog eine graugrün gespritzte Kassette aus dem Schreibtisch. Er stutzte. Seit Jahren stellte er sie mit dem Schloß nach hinten in die Schublade. Jetzt war ihm das Schloß sofort in die Augen gesprungen. Hatte jemand in seinem Schreibtisch herumgewühlt? Er riß mehrmals an dem chromblitzenden Griff – Gott sei Dank, die Kassette war noch verschlossen. Er öffnete sie und nahm die beiden DIN-A4-Bogen mit den Tatortskizzen heraus. Sie waren unbeschädigt, sie sahen so aus wie vorher auch. Langsam beruhigte er sich. Sicherlich hatte er in seiner Erregung vor dem Überfall die Kassette falsch herum in die Schublade gestellt. Er ging ins Bad, zündete die beiden Blätter mit einem Streichholz an, ließ sie verbrennen und spülte die Asche mit der Brause hinunter.
    Dann kämmte er sich noch einmal, spritzte sich etwas Eau de Cologne auf das Hemd und fuhr in die Friedrichstraße, wo seine Firma von alters her ihren Stammsitz hatte.
    Gegen zehn Uhr parkte er seinen weinroten Diplomat auf dem Innenhof des durch und durch häßlichen Firmengebäudes. Es war in den Gründerjahren errichtet worden, ein massiger Würfel mit einer rechteckigen Öffnung in der Mitte, durch die nur unzureichend Licht in die einzelnen Werkstätten und Büros fiel. Die Fassaden waren mit weißen Kacheln verkleidet; zwischen den einzelnen Stockwerken sorgten grüne Ornamente für eine gewisse Auflockerung. Hier und dort waren Kacheln herabgefallen und nicht wieder erneuert worden. Ein leicht verrosteter Außenfahrstuhl führte bis in die dritte Etage hinauf, die er im vorigen Jahr an eine Stempelfabrik vermietet hatte. Es roch intensiv nach Holz und Beize. Über dem Ganzen lag ein Hauch von Verfall.
    Eigentlich hatte die Firma Gustav Tomaschewski schon im Mai dieses Jahres in ihr neues Haus einziehen sollen, keine hundert Meter vom jetzigen entfernt, aber wegen der Ebbe in ihren Kassen hatten die Arbeiten nach Abnahme des Rohbaus eingestellt werden müssen. Um den Schein zu wahren, hatte man die Gerüste noch stehenlassen. Genaugenommen war es so, daß der Neubau die finanzielle Misere erst richtig ausgelöst hatte.
    Tomaschewski ging an Warenannahme und Versand vorbei, die beide im Erdgeschoß untergebracht waren. Zwei ältere Männer und eine jüngere Frau standen vor der großen Waage und diskutierten voller Eifer. Sie sahen ihn zwar, nahmen aber kaum Notiz von ihm. Einzelne Wortfetzen drangen zu ihm herüber:
    «Ein tolles Ding…» – «Neunzigtausend hat er mitgenommen…» – «Einer ist entführt worden – Mensch, ich möchte ja nicht in dem seiner Haut…» – «In was man alles so reinrasseln kann!»
    Er nickte den Leuten kurz zu und eilte weiter.
    Der Fahrstuhl kam und kam nicht, irgend jemand im Keller blockierte ihn. Verdammte Sauerei! Sein Büro lag in der zweiten Etage, und er mußte wohl oder übel zu Fuß gehen.
    In der ersten Etage befanden sich die Verkaufs- und Ausstellungsräume. Kein Mensch weit und breit, der sich für seine Möbel interessierte – die drei Verkäufer saßen auf den übereinander geschichteten Teppichen und blätterten in den herumliegenden Illustrierten.
    Er schaute im Vorübergehen kurz in die Tischlerei hinein. Hier wurden beschädigte Möbel aufgearbeitet und Einzelstücke angefertigt. An solchen Sonderaufträgen verdiente er normalerweise am meisten. Außerdem befand sich hier das kleine Lager für Büromöbel. Auch an dieser Stelle schienen seine Bediensteten von Langeweile geplagt zu werden. «Na wartet!» murmelte er vor sich hin. «Bald wird hier ein anderer Wind wehen!»
    In der zweiten Etage dagegen, wo Buchhaltung, Rechnungsprüfstelle, Einkauf und Verkauf untergebracht waren, schien man mit Eifer bei der Sache zu sein. Kein Wunder. Ein befreundeter Managementberater hatte ihm auseinandergesetzt, seine Verwaltung sei viel zu stark bürokratisiert und seine kaufmännischen Angestellten veranstalteten allzuviel Leerlauf… Da war was dran. Statistiken wurden angefertigt, die er schon seit einem Jahr nicht mehr las; Dutzende von DIN-A4-Blättern wurden mit unnützen Berichten vollgeschrieben… Wenn alles wieder im Lot war, mußte er zusehen, daß er Zugang zu einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage bekam. Hundertdreißigtausend Mark hatte er jetzt zur Verfügung; eine Spritze, die groß genug war, dem Patienten wieder auf die Beine zu helfen. Er

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