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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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einige Zeit gebraucht, um die verschlungene Unterschrift seines Onkels nachzuahmen, aber es war ihm zu guter Letzt mit ausreichender Präzision gelungen. Jetzt empfand er doch so etwas wie Stolz und Triumph.
    «Karin, ruf doch bitte Pannicke, Eilers, Bredenfeld, Nentwig und Schulz rein!»
    Wenig später waren die leitenden Herren des Hauses in seinem Zimmer versammelt und bestaunten Geld und Vertrag.
    «Karin, bringen Sie uns bitte den Sekt!» rief Tomaschewski. Er genoß die Bewunderung seiner Angestellten und strahlte übers ganze Gesicht. Jetzt bist du endlich wer, dachte er; jetzt haben sie Achtung vor dir. Ein Teufelskerl, der Tomaschewski – wie er plötzlich das viele Geld herbeigezaubert hat… Das war schon ein Meisterstück, dem Alten mehr als hunderttausend Mark aus der Tasche zu ziehen. Und dann, diese Konditionen – einfach Klasse! Ein anderer hätte das nie geschafft!
    Ein kleines Problem ergab sich noch bei der Berechnung der später an Shaeffy zu überweisenden Zinsen. Wenn man von hundertdreißigtausend Mark ausging, waren die Summen ja jeweils zu hoch. Egal, er würde schon eine plausible Erklärung dafür finden. Kommt Zeit, kommt Rat!
    Der Sekt perlte in den Gläsern, und Pannicke erhob das seine als erster. Er lächelte, er lächelte irgendwie hintergründig, und im Pathos seiner Worte war die feine Ironie nicht zu überhören.
    «Auf Ihr Wohl, Herr Tomaschewski, und auf das Wohl der Firma! Ich glaube, nun sind wir über den Berg. Wir werden die uns gebotene Chance nutzen, das versprechen wir Ihnen, und all unsere Kräfte einsetzen, um aus unserer Firma wieder die Goldgrube zu machen, die sie einmal war. Vor allen Dingen werden wir jetzt auch unseren Neubau vollenden können. Diejenigen, die nur auf unseren Konkurs gewartet haben, werden nun die ersten sein, die uns ihre Kredite aufdrängen wollen. Also: Auf einen guten Start!»
    «Prosit!» rief Tomaschewski. «Und vielen Dank! Wir werden aufsteigen wie eine Rakete – Treibstoff haben wir ja nun genug.»
    «Ein Hoch auf Mister Shaeffy!» rief Eilers, ein jüngerer Mann, der den Verkauf leitete.
    «Natürlich!» Tomaschewski freute sich, daß es sich offenbar in Windeseile herumgesprochen hatte, John Shaeffy wäre mit einem Koffer voller Geld in die Firma gekommen. Das hatte er wunderbar eingefädelt. «So, meine Herren; jetzt werden wir sehen, wie wir das Geld am besten auf unsere Gläubiger aufteilen, dabei aber noch ein wenig übrigbehalten. Ich erwarte in den nächsten Tagen Ihre Vorschläge. Sie, Herr Eilers, nehmen sich einen Mann aus der Werkstatt mit, als Leibwache sozusagen, und fahren sofort mit dreißigtausend Mark zur Bank.»
    «Aber nicht zur Brandenburgischen Vereinsbank!» lachte Pannicke. «Da klauen sie uns das Geld womöglich noch.»
    Sekundenlang stand Tomaschewski wie versteinert. Für ihn verging eine halbe Ewigkeit, ehe er spürte, wie sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog. Zum Glück ließ sich sein hochroter Kopf mit dem Genuß des Sektes erklären. Mühsam beherrscht und ein wenig stammelnd, fuhr er schließlich fort: «Das Geld muß also schnellstens zur Bank. Die haben zwei Wechsel von uns, und wenn die platzen…»
    «Ich gehe ja gleich», sagte Eilers. «Aber wenn mir unterwegs die Tasche aufgeht und die Polizei sieht das, dann denken die noch, ich bin der Bankräuber von Hermsdorf!»
    Alles lachte schallend. Nur Pannicke schien etwas Mühe zu haben, heiter und gelöst zu wirken.

 
    6
    OBERKOMMISSAR MANNHARDT
     
     
     
    Mannhardt hetzte mit der Geschwindigkeit eines olympischen Langstreckengehers den Flur hinunter und wollte in seiner Erregung die Tür zum Zimmer seines Vorgesetzten aufreißen, verharrte aber plötzlich, nahm Haltung an, rückte noch seine Krawatte zurecht und klopfte dann zweimal, sanft und entschuldigend.
    «Bitte sehr!»
    Mannhardt sah, daß Dr. Weber hinter seinem dunklen Schreibtisch saß und in einem dickleibigen Fachbuch blätterte. Er blickte nicht einmal auf, so daß Mannhardts leichte Verbeugung ins Leere ging. Mannhardt lächelte höflich und kochte innerlich vor Wut. Immer dieses devote Benehmen! Vielleicht war es gar nicht nötig, es war ihm eben angeboren.
    Kriminaloberrat Dr. Weber war ein kleiner, ironischer Mann, der im Freundeskreis ‹Zwerg Allwissend› hieß, hier bei der Mordkommission zu seiner großen Erleichterung aber nur ‹der Ober› genannt wurde.
    «Ein kriminaltaktisches Werk», sagte er, «sollten Sie auch mal lesen. Kein Buch ist so schlecht, daß

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