Zu einem Mord gehoeren zwei
um… Bitte, verstehen Sie mich richtig, es handelt sich nicht um einen Racheakt, sondern… Sie müssen wissen, daß ich von meinem Mann getrennt lebe – noch nicht lange, aber… Ich will auch nicht… Ich weiß nicht, ob dieser Schritt richtig ist, aber ich halte es für meine Pflicht, alles zu tun, um Feuerhahn… also, damit Feuerhahn gerettet werden kann, daß Sie ihn retten können, verstehen Sie…?»
«Dazu haben wir ja jeden Bürger dieser Stadt des öfteren aufgerufen, liebe Frau Tomarewski…»
«Tomaschewski.»
«Tomaschewski, ja. Pardon…» Mannhardt war völlig durcheinander. So etwas war ihm noch nie passiert; nicht in dieser Form. Aber man begegnete auch nicht alle Tage fleischgewordenen Pubertätsträumen… Mensch, reiß dich zusammen!
«Es bleibt doch unter uns, was ich hier erzähle?»
«Natürlich! Wir wissen durchaus zu schweigen!» So entsetzlich geschwollen hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesprochen.
Susanne senkte den Blick. «Wenn sich mein Verdacht als Irrtum erweisen sollte, dann… Mein Mann, daß heißt, mein ehemaliger Mann – wir sind zwar noch nicht geschieden, aber… Also, er könnte mich vielleicht anzeigen, üble Nachrede, Geschäftsschädigung oder so… nicht wahr?»
Mannhardt hatte sich inzwischen wieder so weit in der Gewalt, daß er seine Gedanken einigermaßen ordnen konnte. Er vermied es krampfhaft, sie anzusehen und seine Blicke ihre wohlgeformten Knie hinaufwandern zu lassen. Während er sprach, hakte er Dutzende von Büroklammern zu einer in sich verschlungenen Kette zusammen. «Es handelt sich also um Ihren Mann, wenn ich Sie richtig verstehe, Frau Tomaschewski?»
«Ja. Sie kennen ihn sicher, er hat das Möbelgeschäft in der Friedrichstraße… Möbel von GT – eine Pfundsidee…»
«Ah, ich weiß Bescheid – die Reklame an den Bussen.»
«Ganz recht! Ich besitze selbst einige Anteile an der Firma; es handelt sich um eine KG, und ich weiß sehr genau, daß Tomaschewski kurz vor dem Konkurs stand…»
«Stand?» Mannhardt horchte auf. «Und nun steht er nicht mehr?»
«Nein…»
«Und Sie wollen damit sagen, daß Ihr… Ihr Mann sich… Haben Sie ihn mal gefragt, woher er plötzlich Geld hat? Denn das wollten Sie doch wohl sagen – er ist auf einmal zu Geld gekommen und hat die Firma wieder saniert… Und Sie sehen da einen gewissen Zusammenhang mit dem Hermsdorfer Banküberfall?»
«Ganz recht.» Susanne kramte ein Tempotaschentuch hervor und putzte sich etwas umständlich die Nase. «Ein Onkel von ihm, genauer gesagt: der Bruder seines Vaters, ist aus New York herübergekommen – ich habe mich auch mal mit ihm getroffen, er wollte uns wieder zusammenbringen. Ein Mr. John Shaeffy – so nennt er sich jedenfalls. Und… Ja, also Pannicke hat mir nun erzählt…»
«Wer ist Pannicke?»
«Ach so. Das ist der Prokurist meines Mannes. Pannicke hat mir erzählt, daß Shaeffy ihm – das heißt also: meinem Mann – hundertdreißigtausend Mark geliehen hat…» Sie machte eine Pause, um ihre Zigarette auszudrücken.
«Aha. Und?» fragte Mannhardt, nun doch mehr an der Geschichte interessiert als an ihr.
«Das halte ich für ausgeschlossen. John ist ein alter Geizkragen. Ja, er wird ihm etwas gegeben haben – aus Familiensinn, aus Sentimentalität. Aber, wie ich ihn kenne… Also, wenn es viel war, dann vielleicht zwanzig- oder dreißigtausend. Allerhöchstens.»
«Haben Sie ihn mal daraufhin angesprochen?»
«Wen?»
«Na, diesen Amerikaner.»
«Nein; ich habe ihn nicht mehr erreichen können.»
Mannhardt spreizte sich jetzt und versuchte, ihr mit einem gewissen Sherlock-Holmes-Gebaren zu imponieren. «Sie meinen also, Ihr Mann hätte sich das Geld in Hermsdorf bei der Brandenburgischen Vereinsbank geholt und den geizigen Onkel nur benutzt, um seinen Angestellten die plötzliche Herkunft einer so großen Summe zu erklären?»
Susanne schluckte.
«Ja…»
«Aber vielleicht… Ach!» Sie schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte auf. «Es ist so schwer für mich. Ich liebe ihn nicht mehr, nein – aber schließlich haben wir über zehn Jahre zusammen gelebt. Eine lange Zeit! Da fällt es einem schwer hierherzukommen, aber… Sie müssen wissen, daß mein Mann, Feuerhahn und ich einmal in dieselbe Klasse gegangen sind…»
«Ach!» Mannhardt, der sich doch wieder ausgemalt hatte, wie sie in schwarzen Spitzenhöschen und einem dazu passenden BH aussehen mochte, richtete sich im Sessel auf. An der Sache schien wirklich was dran zu
Weitere Kostenlose Bücher