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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Grabowski schien nur noch an das Ende der Vernehmung zu denken.
    «Und der Mann im braunen Anzug, das war auch kein Kunde von Ihnen?» fragte Mannhardt schnell.
    «Nein, ich glaube nicht.»
    «Hat er irgendwas gesagt?»
    Grabowski dachte einen Augenblick nach und wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn. Langsam schienen seine Kräfte nachzulassen. «Nein…»
    «Überlegen Sie mal ganz genau!» bohrte Mannhardt.
    «Er stand da wie gelähmt – er muß den Gangster trotz der Maske erkannt haben. Und der Gangster muß ihn auf der Stelle erkannt haben, das ist sicher!» Grabowski hatte gegen einen kleinen Schwächeanfall anzukämpfen, hielt sich aber tapfer. Plötzlich hellte sich sein welkes Gesicht auf. «Ja, der Kunde hat was gerufen – Moment mal…»
    «Na?» Koch fieberte direkt.
    «‹Tommy, du?!› hat er gerufen. Ja, das war’s… So ganz erstaunt, ja? Ganz verblüfft.»
    «Tommy», wiederholte Koch mechanisch. «Tommy… Das läßt auf Thomas schließen. Sicher, der Bankräuber muß Thomas mit Vornamen heißen. Oder es ist ein Spitzname… Das ist doch endlich eine Spur.»
    «Ehe wir den Mann im braunen Anzug nicht identifiziert haben, nutzt es uns gar nichts», schränkte Mannhardt ein. «Dann allerdings könnte es äußerst wichtig werden… Ist Ihnen noch was aufgefallen, Herr Grabowski?»
    «Ja…» Der Bankbeamte überlegte lange und wehrte sich mit letzter Kraft gegen eine übermächtig werdende Müdigkeit. «Dann sind sie beide durch die Tür verschwunden. Ich bin ans Telefon, und… Ich war so aufgeregt, daß ich mich zweimal verwählt habe. Ich… ich… Ach, ich bin ganz durcheinander!»
    Mannhardt und Koch standen auf, und im gleichen Augenblick kam die Schwester herein, um sich um Grabowski zu kümmern.
    «Erholen Sie sich gut, Herr Grabowski», sagte Mannhardt. «Und vielen Dank; Sie haben uns sehr geholfen!»
    Sie verabschiedeten sich kurz und traten wieder auf die Straße hinaus. Mannhardt konnte sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, daß dies alles Realität war, daß sich dies alles abgespielt hatte. Oft gab er sich nur als ein Schauspieler, der mit Nonchalance und Zynismus sein Pensum herunterspielte, dann aber kamen doch wieder Augenblicke, wo er voll und ganz in seiner Rolle aufging.
    «Was tun, sprach Zeus?» Koch seufzte.
    «Wenn er sich wieder etwas erholt hat, werden wir unseren Zeichner zu Grabowski schicken; vielleicht bekommen sie ein brauchbares Bild von dem geheimnisvollen Kunden zusammen… Daß die beiden sich sehr gut gekannt haben müssen, daran besteht ja nun wirklich kein Zweifel mehr. Und wenn wir wissen, wer der Kunde ist, dürften wir auch wissen, wer sich das Geld geholt hat!» Mannhardt war erstaunt, mit welchem Eifer er eben geredet hatte. Schon ärgerte er sich darüber. Es verbitterte ihn immer, wenn er die Distanz zu seinem Tun verlor.
    «Was wird er mit seinem Opfer machen?» sinnierte Koch vor sich hin.
    «Vielleicht hat er jemand zum Kartoffelschälen gesucht», entgegnete Mannhardt mit einigem Sarkasmus.
    «Es bleibt ihm ja gar nichts weiter übrig, als den Mann umzulegen.»
    «An sich ja… Wenn der angeschossene Bankbeamte stirbt, dann ganz bestimmt.»
    «Ich möchte nicht in seiner Haut stecken!»
    «Wer weiß, auf welche Art und Weise wir beide mal verrecken», knurrte Mannhardt. «Wenn du jeden Menschen bedauern willst, der in dieser Minute eines gewaltsamen Todes stirbt oder in Todesangst schwebt, dann kannst du pausenlos heulen. Ich werde alles dransetzen, den Mann im braunen Anzug zu retten, aber an sich ist er mir scheißegal!»
    Koch schüttelte den Kopf, verzichtete aber auf eine ausgedehnte Diskussion. «Kommst du mit, was essen?» fragte er Mannhardt.
    «Ja, warum nicht? Soll ich vielleicht fasten, um die höheren Mächte milder zu stimmen?»

 
    3
    SUSANNE TOMASCHEWSKI
     
     
     
    Es war ein Sommertag, wie man ihn erträumt, wenn am Totensonntag der Regen durch die düsteren Straßen peitscht. Es war heiß, aber nicht schwül, und die Luft flimmerte kaum. Über den Häusern hingen kleine weiße Wolken; der Kondensstreifen eines Düsenjägers löste sich langsam auf. Das hohe Gras neben ihrer Bank verströmte einen süßlichen Geruch, den sie nicht mochte. Er ließ sie immer an dralle, lebensfrohe Mädchen denken, die sich im Heu braungebrannten Burschen hingaben, und zugleich wurde ihr die Armseligkeit ihrer eigenen Jugend bewußt. Verschenkte Jahre. Klavierunterricht, Gesangsunterricht, Schularbeiten und sonntags Ausflüge mit

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