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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Wärme meine Knochen erreicht , dachte Henrietta, dann schließe ich mich dieser Erneuerung an und werde wieder gesund. Selbst mein gebrochenes Herz wird dann wieder zusammenwachsen .
    »Da bist du ja, meine Liebe. Ich habe dich schon überall gesucht. Aber ich hätte mir ja denken können, dass du beim Teich bist. Dein Gesicht ist schon ganz gerötet! Sollten wir uns nicht besser in den Schatten setzen?«
    Henrietta öffnete die Augen und sah, dass ihre Cousine Lizzie vor ihr stand und sie halb besorgt, halb erfreut betrachtete.
    »In der Sonne fühle ich mich wohl. Ich kann förmlich spüren, wie die Wärme in meinen Körper dringt und mich in einer Weise heilt, die ich dir nicht beschreiben kann.«
    Lizzie setzte sich neben sie auf die Bank. »Du bist keine Pflanze, das weißt du ja.«
    »Ich glaube, in jedem von uns steckt eine kleine Pflanze, aber die wenigsten wissen davon.«
    »Eine seltsame Vorstellung.« Lizzie sah ihre Cousine an. »Aber wenn sie dir behagt, dann genieße sie.«
    »Hm.« Henrietta schloss die Augen und versuchte, sich wieder in ihrem Sonnenbad zu verlieren. Die Sonne war ihrer Körpermitte schon so nah gekommen. Doch nun hatte Lizzie, die sie sonst immer gern um sich hatte, sie gestört – nicht beim Sonnenbaden selbst, sondern bei Henriettas Bewusstseinsströmung. Und für Henrietta war dieses Bewusstwerden genauso wichtig wie das Resultat, wenn nicht gar wichtiger.
    »Ich habe vorhin mit Frank Beacher gesprochen«, sagte Lizzie kurz darauf. Henri spürte, dass ihre Cousine ihren Worten eine Beiläufigkeit aufzwang, aber eigentlich nicht damit herauswollte.
    »Ich habe euch im Garten gesehen.« Habe mich euch aber nicht angeschlossen , schwang in ihrer Bemerkung mit.
    »Er sagte, wenn er irgendetwas für dich tun kann, Henri, dann brauchst du ihn nur zu fragen. Er versicherte mir auch, dass du dich angesichts der jüngsten Ereignisse nicht verpflichtet zu fühlen brauchst, überhastet auf seine Frage zu antworten. Du sollst dich erst erholen. Er sagte das wirklich mit Nachdruck.«
    »Der liebe Frank. Er ist immer so verbindlich – und meint es ehrlich. So kenne ich ihn, seit er sechs war …«
    »Er ist ein sehr freundlicher junger Mann.«
    Henrietta schloss die Augen wieder und versuchte zu erspüren, ob die Sonne inzwischen damit vorangekommen war, bis in ihr Innerstes vorzudringen. Aber sie verpasste den Anschluss. »Mit Frank hätte ich ein sicheres Leben, nicht wahr?«
    »Es hängt davon ab, was du unter ›sicher‹ verstehst, meine Liebe.«
    »Ich spreche von meinem Herzen. Es wäre sicher. Frank wird nicht plötzlich abenteuerlustig werden. Ich müsste nicht dauernd Albträume ertragen und mir vorstellen, er könnte mit seinem Schiff untergehen und in einem Gewaltexzess sein Leben verlieren. Ich kenne Frank Beacher schon mein ganzes Leben und vertraue ihm voll und ganz.«
    Vielleicht hatte Elizabeth das Gefühl, dazu etwas sagen zu müssen, denn nach einer kurzen Pause erwiderte sie: »Ich glaube, das man das ganz bestimmt von Frank Beacher sagen kann. Er ist tugendhaft und vertrauenswürdig – allzu sehr.«
    »Ich glaube nicht, dass ein Übermaß dieser Eigenschaften von Nachteil sein kann, Lizzie.«
    »Gewiss, Henri. Und in seinem Beruf wird er sich nie in Gefahr begeben. Ich habe zudem gehört, dass er ein beträchtliches Anwesen erben wird.«
    »Es ist nicht so groß wie Box Hill, aber angemessen.«
    »Und dir bleibt Tante Hertles Haus in Plymouth und das Geld, das sie dir hinterlassen wird. Dir wird es nicht schlecht ergehen, nicht an Komfort mangeln.«
    »Ich denke, es spricht einiges für einen gewissen Komfort – ein Zuhause, in dem man sich wohl fühlt, Kinder, wenn sie mir vergönnt sind, ein verlässliches Einkommen und ein Ehemann, der jeden Abend zur Tür hereinkommt und mir beim Abendessen von seinem Tag erzählt.«
    »Es klingt – nach Sicherheit«, wisperte Lizzie.
    Henrietta machte die Augen gerade so weit auf, dass sie die Hand ihrer Cousine fand und drückte. »Für mich bitte keine Marineoffiziere mehr, Lizzie.«
    Elizabeth hatte Schwierigkeiten beim Schlucken. »Ich verstehe«, sagte sie leise. »Das Leben ist unsicher genug.«
    »Ich habe nichts übrig für das Kartenspiel – das Spielen um die wahrlich wichtigen Dinge ist …« Sie sah ihre Cousine an und merkte, dass das, was sie zu sagen gedachte, wie ein Urteil klingen könnte. »Ich werde Frank Beacher heiraten, und er wird mich lieben bis an das Ende seiner Tage. Da bin ich mir sicher.«
    »Für

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