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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zurückgezogen hatte, um sich ein wenig Ruhe zu gönnen, rief Hayden nach Dryden, dem Maat des Masters. Dryden war sogleich zur Stelle.
    »Was denken Sie, Mr Dryden?«, fragte Hayden ihn. »Haben wir Barfleur bereits umsegelt?«
    »Da ist sich Mr Barthe ziemlich sicher, Sir«, antwortete Dryden. »Aber wir segeln im Augenblick nicht mehr nach England, wie ich Ihnen leider mitteilen muss, Kapitän. Bei diesem Wind werden wir weiter in den Atlantik gedrückt.«
    Hayden dachte einen Moment über diese Information nach. »Nun, ein weiter Ozean. Genug Raum, um den Verfolgern zu entkommen.«
    »Hoffen wir es, Sir.«
    Hayden betrachtete die Position der Themis auf der Seekarte. Sie waren nicht sehr weit von den Kanalinseln entfernt.
    »Glauben Sie, wir könnten in den Schutz der Batterien von St. Peter Port kommen, Kapitän?«, fragte Dryden, der offenbar dieselben Optionen durchging wie sein Kommandant.
    »Machbar, aber auch riskant«, erwiderte Hayden. »Wenn der Verfolger leewärts uns in irgendeiner Weise gefährlich wird, könnte das Schwesterschiff aufschließen. Ich bin zwar geneigt, die Kanalinseln anzusteuern, aber in der gegenwärtigen Situation halte ich es für klüger, in den offenen Atlantik zu segeln. Unsere Fregatten bewachen die Bucht von Brest. Das ist unsere letzte Hoffnung, falls wir es nicht allein schaffen. Mit Kurs auf Brest könnten wir den Franzosen leewärts entkommen, aber in ein paar Stunden kann wieder alles anders aussehen. Warten wir ab, was uns der Wind noch beschert.« Hayden wollte sich nicht unweit von Guernsey in die Enge treiben lassen, zumal er die wichtigen Informationen möglichst schnell an die Admiralität weiterleiten musste.
    Er machte einen Rundgang an Deck, sprach hier und da leise mit den Männern und versuchte, der Crew durch seine Anwesenheit Zuversicht zu vermitteln. Die Bedenken hinsichtlich der Position der beiden feindlichen Fregatten behielt er selbstverständlich für sich. Tatsächlich war er keineswegs zuversichtlich, sobald er nur an die beiden Verfolger dachte. Eine Fregatte lag unangenehm dicht windwärts, und die andere hinderte die Themis daran, nach Süden in Richtung Kanalinseln abzudrehen. Spätestens bei Tagesanbruch würde der Feind, falls es ihm möglich war, Hayden und seine Crew in ein Gefecht verwickeln – und dieser Gefahr mussten sie um jeden Preis aus dem Weg gehen. In der Flucht im Schutz der Nacht lag seine Hoffnung, aber schon bei der nächsten Halse würden sie wieder auf Le Havre zusteuern, daher ließe sich auf diese Weise kein Raum gewinnen. Der nördliche Wind drückte sie zur Küste der Normandie, und Hayden wurde die Vorstellung nicht los, wie ein Schaf von zwei Collies gescheucht zu werden, wobei stets einer der Hunde nach ihm biss, sobald er verweilte.
    Im selben Moment feuerte das windwärts liegende Schiff drei Geschütze in größeren Abständen ab, und die Mündungsblitze verliehen dem Regen ein geisterhaftes rötlich-gelbes Leuchten. Kurz darauf wurde dieses Signal von dem Schwesterschiff mit zwei Kanonenschüssen beantwortet. Nach einer Pause von fünf Sekunden erscholl ein dritter Signalschuss.
    Hayden begab sich unverzüglich auf das Quarterdeck.
    »Was teilen die sich bloß mit, frage ich mich?«, wunderte sich Ransome.
    »Sehr wahrscheinlich, dass ihre Prise noch in Sichtweite ist. Ich denke nicht, dass sie vorhaben, uns bei diesen Windverhältnissen und dem Wellengang in der Nacht anzugreifen. Viel zu riskant bei geöffneten Stückpforten. Nein, sie warten ab, bis es hell wird, und hoffen auf gemäßigtere Winde.«
    »Heißt das, dass sie uns haben, wenn es uns nicht gelingt, ihnen in der Nacht zu entkommen?«
    »Wir haben vielleicht einen kleinen Vorteil. Einer der Franzosen hat die Bramstengen eingebüßt und wird vermutlich keine neuen anbringen, bis sich das Wetter legt. Daher können wir voraus bleiben. Die zweite Fregatte wird uns sicher nicht allein attackieren.«
    »Aber könnte sie uns nicht trotzdem in ein Gefecht verwickeln und so lange aufhalten, bis ihr Schwesterschiff aufgeholt hat? Dann hätten wir es mit zwei Fregatten zu tun, und nur ein Wunder könnte uns noch retten.«
    »Ein englischer Seeoffizier würde es wagen, denn wir haben meist die Nase vorn, wenn auf beiden Schiffen Breitseiten abgefeuert werden. Aber dieser Kapitän wird sich im Klaren darüber sein, dass unsere Geschützmannschaften sein Schiff kampfunfähig schießen würden und wir dadurch entkommen könnten. Nein, ich glaube, er wartet so lange

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