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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Offiziere zu finden, die denselben Rang bekleiden. Das größte Hindernis stellt sicherlich die französische Regierung dar – sie ist völlig unorganisiert, wenn nicht gar in Auflösung begriffen. Um die französische Marine steht es kaum besser, aber das sollten wir besser nicht laut sagen.«
    Das Schiff knarrte merklich, krängte ein wenig nach Steuerbord, und dann war das charakteristische gurgelnde Geräusch des Wassers entlang der Beplankung zu hören.
    »Wind kommt auf …«, sagte Archer.
    »Ja, nur aus welcher Richtung?«
    »Schwer zu sagen. Vielleicht erfahren wir das gleich von einem unserer Männer, falls wir noch Gesellschaft bekommen.«
    Als habe der Leutnant es gewusst, schwang die Tür erneut auf und Ransome wurde hereingeführt.
    »Mr Ransome«, begrüßte Hayden seinen Zweiten Leutnant. »Sie wurden doch hoffentlich nicht schlecht behandelt?«
    »Keineswegs, Sir, aber ich wurde scharf verhört. Ich erzählte denen, dass wir vor Frankreichs Küste kreuzten, mehr aber nicht.«
    Ransome nahm neben Archer auf der schmalen Bank Platz – im matten Schein der Laterne wirkte er vollkommen erschöpft.
    »Hat man Sie bezüglich meiner Herkunft befragt?«, wollte Hayden als Nächstes wissen.
    Ransome blickte erschrocken auf. »Ja, danach fragten sie mich, zu meiner Überraschung. Ich erzählte ihnen, dass Ihr Vater ein englischer Kapitän war und Ihre Mutter Französin.«
    Hayden seufzte und schloss die Augen.
    »Das war verdammt dumm von Ihnen!«, herrschte Archer seinen Offizierskameraden an.
    Der Zweite Leutnant gab sich sichtlich beleidigt. »Es ist wohl kaum ein Geheimnis, dass Kapitän Haydens Mutter aus Frankreich stammt, Mr Archer. Wen interessiert es überhaupt? Ich meine, die Franzosen werden Kapitän Hayden besser behandeln, wenn sie wissen, dass er zur Hälfte Franzose ist.«
    »Sie haben vielleicht nicht ganz unrecht, Mr Ransome«, unterbrach Hayden ihn. »Aber ich habe Verwandte in Frankreich, die womöglich in Gefahr sind, wenn herauskommt, dass eine Verbindung zu mir besteht.«
    »Wie das, Sir?«, fragte Ransome ahnungslos.
    »Nun, man könnte meinen Verwandten vorwerfen, sie seien Spione. Oder irgendjemand ist der Ansicht, dass sie zu wenig revolutionären Eifer an den Tag legen, was einen in diesen Zeiten aufs Schafott bringen kann.«
    Ransome hockte mit hängenden Schultern auf der Bank. »Es tut mir wirklich leid, Sir. Mir war nicht bewusst, dass ich Ihre Verwandten in Gefahr bringen würde.«
    »Ich hätte meine Offiziere warnen sollen, ein Wort darüber zu verlieren. Aber ich gebe zu, dass ich nie damit gerechnet habe, in Gefangenschaft zu geraten. Der Kapitän hat sowieso längst die Briefe meiner Mutter gefunden. Ich erzählte ihm, die Briefe habe meine französische Amme geschrieben, und erfand eine Geschichte, um ihn zu täuschen. Dass ich mein Französisch von eben dieser Amme gelernt habe und dass mein Vater später diese Frau geheiratet hat und dergleichen. Bei dieser Version bleibe ich. Wenn man mich drängt und ihren Mädchennamen wissen will, sage ich, dass sie Mercier hieß – ein gängiger Name. Mercier.«
    »Die haben mich tatsächlich nach dem Mädchennamen Ihrer Mutter gefragt, Kapitän«, gab Ransome zu. »Gott sei Dank kenne ich ihn nicht. Ich bitte um Verzeihung, dass ich nicht richtig nachgedacht habe.«
    »Wahrscheinlich werden Sie nicht der Einzige sein, der denen von meiner französischen Mutter erzählt, Mr Ransome. Machen Sie sich daher keine Vorwürfe.«
    »Ich danke Ihnen, Kapitän. Sehr freundlich von Ihnen.« Doch Ransome sah arg gescholten aus und kam sich töricht vor.
    Als Nächstes kam Wickham herein – der französische Kapitän verhörte die britischen Seeleute offenbar dem Rang nach. Auch den Midshipman hatte man nach Haydens Eltern gefragt, aber Wickham hatte behauptet, er wisse lediglich, dass Haydens Vater Offizier der Royal Navy gewesen sei. Wie die anderen zuvor, erzählte Wickham, sie seien zufällig auf die Fregatte vor Le Havre gestoßen. Auf die Frage, was sie überhaupt vor Frankreichs Küste zu suchen gehabt hätten, gab der junge Lord zur Antwort, sie hätten gehofft, einige Frachtschiffe abzufangen.
    »Ich habe noch weitere Neuigkeiten für Sie, Kapitän, aber ich glaube nicht, dass sie willkommen sind …«, teilte Wickham seinem Kapitän mit. »Man brachte Rosseau an Bord und verhörte ihn. Aber ich war zu weit entfernt, um das Gespräch mitverfolgen zu können. Letzten Endes führten sie ihn gefesselt ab.«
    »Wahrlich keine gute

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