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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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dich kurz allein hier drin«, sagte er. »Ich schaue schnell einen Sprung nach oben, um zu sehen, was Frau Summer macht.«
    »Ja, ja, geh ruhig!«, zwinkerte Capelli. »Ich weiß, dass du es nicht so mit den toten Menschen hast.«
    Morell lief rasch nach oben. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Frau Summer noch beschäftigt war, ging er langsam wieder nach unten und wartete vor der Kühlkammer, bis Capelli fertig war.
    »Es ist unglaublich«, sagte sie mit ernstem Gesichtsausdruck, schloss die Tür hinter sich und zog ihre Gummihandschuhe aus. »Bei den zwei Leichen, die sich hier befinden, scheinen tatsächlich Sehnen, Knochen und Knorpel entnommen worden zu sein. Die Haut wurde dann dilettantisch wieder vernäht.«
    »Was? Aber wieso … warum …?«, stammelte Morell.
    »Die Medizin kann so gut wie alle Teile eines Menschen gebrauchen und wiederverwerten, doch es gibt kaum Spender. Viele Pharmafirmen sind deshalb bereit, große Summen für menschliches Gewebe zu bezahlen.«
    »O mein Gott«, stöhnte Morell. »Es ist also wirklich wahr. Wie können die das nur mit ihrem Gewissen vereinbaren?«
    »Geld«, sagte Capelli trocken. »Für ein paar Euro haben schon viele Menschen ihre Seele verkauft. Ich habe einmal gelesen, dass in den USA ungefähr 250 000 Dollar mit der Verwertung einer ganzen Leiche zu machen sind – das ist schon ein Anreiz.« Sie rümpfte die Nase. »Was sollen wir jetzt tun?«
    Morell kratzte sich am Kopf. »Soweit ich weiß, sollen die beiden Toten bald kremiert werden. Wir müssen also schnell handeln, bevor unsere Beweise verbrannt werden.«
    »Kannst du die Leichen nicht einfach beschlagnahmen?«
    »Ich nicht. Aber ich weiß, wer es kann.« Morell holte tief Luft. »Ich werde Weber anrufen – so können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erstens kann Weber sich um all die schlimmen Dinge kümmern, die hier in der Pietät vor sich gehen, und zweitens kann ich gleich alles bezüglich Harrs mit ihm bereden.« Er wählte die Nummer des Landeskriminalamts.
    »Landeskriminalamt Wien, Inspektor Zech am Apparat.«
    »Hier spricht Chefinspektor Otto Morell. Ich muss dringend mit Roman Weber sprechen.«
    »Einen kleinen Moment bitte.« Wenige Augenblicke später meldete sich derselbe Inspektor wieder. »Herr Morell, es tut mir leid, aber Chefinspektor Weber ist derzeit leider nicht erreichbar.«
    »Es ist sehr dringend, könnten Sie mir vielleicht seine Handynummer geben?«
    »Dazu bin ich leider nicht befugt. Ich kann aber gerne eine Nachricht entgegennehmen und ihn bitten, Sie zurückzurufen.«
    Morell schaute Capelli an und verdrehte die Augen. Wo war Weber, wenn man ihn wirklich mal brauchte? »Ich kann nicht warten! Sie müssen doch irgendetwas für mich tun können.« Morells Tonfall ließ keinen Zweifel an der Dringlichkeit seiner Bitte.
    »Ich könnte Sie zu Webers Kollegen, Theodor Wojnar, durchstellen. Er ist im Haus und kennt sich mit Webers Agenden aus.«
    Morell fiel ein großer Stein vom Herzen. Wojnar. Das war gut. Wojnar war ein anständiger Kerl, zu dem er stets ein freundschaftliches Verhältnis gehabt hatte. »Ja, bitte stellen Sie mich durch.«
    »Otto, wie nett, von dir zu hören. Das Gerücht, dass du in Wien sein sollst, hat hier im LKA bereits die Runde gemacht. Roman war ziemlich aufgebracht, weil du dich anscheinend in seine Angelegenheiten eingemischt hast.« Er lachte. »Was kann ich für dich tun?«
    »Hör zu, Theo. Ich habe nicht viel Zeit für lange Erklärungen. Kannst du dich noch an den Fall Benedikt Horsky erinnern?«
    »Klar. Wie könnte ich jemals die alte Frau Horsky vergessen? Sie ist monatelang fast täglich zu uns ins Büro gekommen und hat herumgenervt. Was ist mit dem Fall?«
    »Frau Horsky hat einen Hinweis gefunden, der darauf hindeutet, dass ihr Sohn am Tag seines Verschwindens einen Termin beim Bestattungsunternehmen Pietät Abendruh hatte. Ich habe herausgefunden, dass dieses Unternehmen mächtig Dreck am Stecken hat. Hier gehen wirklich unglaubliche Dinge vor sich, und ich bin mir sicher, dass Benedikt Horsky das auch entdeckt hat und darum verschwinden musste.«
    »Erklär mir das bitte genauer.«
    »Dazu ist nicht genügend Zeit. Du musst jetzt gleich in die Pietät kommen, sonst werden die Beweise verbrannt. Zudem haben wir eine gute Chance, die Mitarbeiter auf frischer Tat beim Sargtausch zu erwischen.«
    »Bei was?«
    »Komm einfach her, dann kannst du es mit eigenen Augen sehen.« Morell gab Wojnar die Adresse. »Am besten

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