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Zu Hause in Prag - manchmal auch anderswo

Zu Hause in Prag - manchmal auch anderswo

Titel: Zu Hause in Prag - manchmal auch anderswo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenka Reinerova
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Erholung hier und soll schlafen. Also wünsche und gewähr mir bitte eine gute Nacht!
    Beim Frühstück am nächsten Morgen wußten schon alle, daß unweit in einem Dorf zwei Häuser in Brand geraten waren, noch dazu zwei historisch wertvolle Bauernhäuser. Freiwillige Feuerwehrleute aus der ganzen Umgebung hatten sich stundenlang um ihre Rettung bemüht, aber der Sommer war sehr trocken und das Feuer verheerend. Einige Gäste beklagten sich aufgebracht über die unliebsame Störung der Nachtruhe, andere hatten die ganze Aufregung verschlafen. Zu ihnen gehörte die Frau im himmelblauen Kleid mit der großen Sonnenblume und auch die einstige Postbotin, die lachend verkündete: »Jetzt weiß ich wenigstens, daß ich mich schon erholt habe!«
    Der Mann mit dem halben Gesicht schwieg wie immer, und Hanna beschloß, demnächst unbedingt mit ihm ein richtiges Gespräch in Gang zu bringen.
    Eine Gelegenheit hierzu bot sich bald. Ihre, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte, recht gutherzige Tischnachbarin machte sie darauf aufmerksam, daß in dem winzigen Ort, der eigentlich nur aus einer kurzen Hauptstraße ohne Nebenstraßen oder gar einem Ringplatz bestand, am Ende eines unauffälligen Seitenwegs ganz überraschend einekleine Konditorei mit guten hausgebackenen Kuchen zu finden war.
    »Kann man dort auch einen richtigen Kaffee bekommen?« erkundigte sich Hanna hoffnungsvoll, denn die Brühe mit dieser anmaßenden Bezeichnung, die in dem Sanatorium an manchen Tagen in großen Kannen auf den Frühstückstischen stand, war zweifelhafter Herkunft und schmeckte unbeschreiblich.
    »Sogar guten und heißen«, sagte die Frau, denn das besagte Frühstücksgetränk war überdies meistens nur mäßig warm.
    Der ungepflasterte Weg zu dem verheißenen Kaffeeund Kuchengenuß zwischen schmucken Familienhäusern in hübschen Gärten war allein schon ein Vergnügen. Überall leuchteten Blumenbeete, und stattliche Obstbäume ließen ihre reichbeladenen Äste vielerorts über den Zaun hängen. Blau angehauchte Pflaumen purzelten einem geradezu vor die Füße. Hanna bückte sich, um ein paar der saftigen Früchte zu verkosten und bemerkte dabei, daß vor ihr jemand hockte, der offenbar dieselbe Absicht hatte. Sie blickte genauer hin – der Mann mit dem halben Gesicht!
    »Guten Tag«, rief sie, »schmecken wunderbar, nicht?«
    Das magere Männchen fuhr zusammen und richtete sich erschrocken auf. Dabei ließ es eine Handvoll Pflaumen auf die Erde rollen.
    »Das macht nichts«, sagte Hanna lachend, als sie seine Bestürzung sah, »es gibt ihrer ja genug hier. Übrigens soll es im letzten Haus, dort, wo der Feldweg beginnt, eine Konditorei mit echtem Kaffee und guten Kuchen geben. Waren Sie schon dort?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Fein, ich auch nicht«, fuhr sie munter fort, »dann wollen wir uns diese Einrichtung jetzt zusammen ansehen. Sie begleiten mich doch?«
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Verzeihen Sie«, sagte er leise mit abgewandtem Gesicht, »das geht nicht. Sicher ist es dort auch voll besetzt.«
    Hanna ging langsam um ihn herum, blieb an der entstellten Seite seines Gesichtes stehen und blickte in sein ungleiches Augenpaar.
    »Sie tun mir einen Gefallen, wenn Sie mitkommen. Ich gehe ungern allein in ein Lokal. Und voll soll es zu dieser Stunde dort auch nicht sein.«
    Er sagte nichts, wechselte die Seite, aber als sie sich in Bewegung setzte, trottete er schweigend neben ihr her.
    »Ich heiße Hanna Rendlová«, sagte sie nach ein paar Schritten und hielt ihm ihre Hand hin.
    »Pokorny, Rudolf.« Es folgte ein schneller, flüchtiger Händedruck. Den Rest des Weges legten sie wortlos zurück.
    Vor dem letzten frischverputzten kleinen Haus in der kurzen Straße standen einige fröhlich rot angestrichene Korbstühle und Tischchen. An einem saßen zwei Frauen, die anderen waren unbesetzt.
    »Da sind wir also«, Hanna blickte zufrieden um sich, »und Platz gibt es mehr, als wir brauchen.«
    Der Mann war stehengeblieben. Man sah ihm seine Ratlosigkeit an.
    »Wollen wir uns hierher setzen?« Hanna steuerte auf ein Tischchen zu, das ein wenig im Hintergrund stand. »Belegen Sie bitte diese Ecke, ich gehe inzwischen hinein und hole uns etwas Gutes.«
    »Aber ...« Der Mann blieb stehen, ließ sich dann plötzlich auf einen der Korbsessel fallen, war offenbar völlig aus dem Geleise geworfen.
    Hanna legte ihre Sonnenbrille auf das Tischchen vor ihm und begab sich in den Laden, auf dessen Pult eine Schüssel mit Obst- und

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