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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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sagte sie heftig, ergriff seine Hand und zog sie an ihr Herz, zwischen ihre warmen Brüste. »Wenn ich daran denke, wie oft du zu mir ans Fenster gekommen bist, mit blauen Flecken, blutend …«
    »Red, bitte nicht.«
    »Er hat es nicht verdient, dass du ihm verzeihst.« Sie hielt ihre ineinander verschlungenen Hände weiterhin an ihr Herz und sah zu den Sternen hoch. »Manchmal, wenn ich eine Reisegruppe anführe, in der freien Natur bin, nur mit ein paar Menschen zusammen, dann fällt es mir ganz leicht, all die Grausamkeit in der Welt zu vergessen. Aber du … du bist damit aufgewachsen. Du musst sie in deinem Beruf ständig mit ansehen. Wie schaffst du das nur?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Die meisten Menschen sind im Grunde gut. Die, die es nicht sind, kommen manchmal mit meiner Hilfe hinter Gitter. Ich halte mir das immer vor Augen, nehme ich an.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Draußen in der freien Natur – da bin ich verwöhnt worden.«
    »Apropos freie Natur – wann gehst du eigentlich dorthin zurück?«
    »Wie gesagt. Ich bleibe eine Weile hier, um meiner Mutter zu helfen – bis alles das, was mit dem Brand zu tun hat, abgeschlossen ist.«
    »Und damit kommst du offenbar gut voran, wenn man sieht, was für gute Laune du heute Abend hast.«
    »Ich weiß.« Sie lachte leise. »Es ist nur … Ich bin immer so nervös. So angespannt. So … anders als sonst.«
    »Was, du trägst deine Kristalle nicht mehr? Machst keine speziellen Atemübungen?«
    Sie spielte mit ihrem Armreif. »Diese Dinge funktionieren nicht mehr, fürchte ich.«
    Sie wirkte derart bedrückt, dass er angestrengt überlegte, wie er ihr helfen konnte. »Damals hast du Wanderungen unternommen, um Stress abzubauen. Du bist den ganzen Palomar Mountain raufgeklettert, weißt du noch? Ich habe das beinahe genauso gehasst wie das Joggen.«
    Sie lachte und ließ seine Hand los. Dann beugte sie sich vor, um einen Kiesel aufzuheben. »Eigentlich dachte ich an eine ganz andere Form von Stressabbau.«
    Er sah ihr zu, wie sie den Kiesel weit ins Meer warf. »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel die Art des Vergessen durch einen schönen Orgasmus.«
    Ihr selbstironisches Lächeln traf ihn nicht ins Herz, sondern mitten zwischen die Beine.
    »Keine Sorge«, setzte sie rasch hinzu. »Ich mache dir kein Angebot. Ich bin ja Cindy begegnet, ich weiß, du bist verliebt.« Den nächsten Kiesel warf sie halb bis nach China.
    »Sie hat mich verlassen«, hörte er sich sagen.
    Sie sah ihn einen langen Augenblick an. »Vor oder nach dem Lunch-Special?«
    »Ich wünschte wirklich, du hättest ihre Bemerkung nicht gehört.« Er schüttelte den Kopf und wunderte sich selbst über seine Verlegenheit. »Wir, ach, wir haben’s nicht getrieben. Jedenfalls nicht an dem Tag.«
    Sie lächelte vage. »Wie schade für dich.«
    »Red.« Er verzog das Gesicht. »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    »Gut.« Sie blickte auf ihre Zehen, dann wieder in seine Augen. »Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.«
    »Hast du nicht.«
    »Verlassen zu werden tut immer weh.«
    Er hob die Schultern.
    Einen Moment lang war er still, nachdenklich. Dann stellte sie die Millionen-Dollar-Frage: »Hast du dich jemals gefragt, wie es zwischen uns gewesen wäre?«
    Er blickte in ihre warmherzigen, verträumten Augen und spürte, dass alles in ihm darauf reagierte. »Das ist eine schlechte Idee.«
    »Warum? Wir reden doch nur.«
    »Stimmt – darüber, wie es zwischen uns gewesen wäre.«
    »Ich will damit nur sagen: Wieso soll ein richtig toller Abend ohne irgendwelche Bedingungen eine schlechte Idee sein?«
    »Red.« Verflucht. Er war auch nur ein Mensch. »Wir haben eine Vergangenheit. Deshalb haut so eine Geschichte ohne Bedingungen bei uns nicht hin.«
    »Hey, ich kann eine Nacht ohne Bedingungen mit praktisch jedem hinbekommen.« Jetzt lächelte sie spöttisch. »Das ist ein besonders Talent von mir.«
    Er hatte dieselbe Begabung. Ja, es war sogar eine Ironie, dass Red die letzte Frau war, mit der er sich auf eine emotional tiefe Bindung eingelassen hatte. Und weil ihm das ganz klar war, konnte er unmöglich ganz locker mit ihr reden, geschweige denn sich auf Intimitäten mit ihr einlassen.
    Wenn sie miteinander schliefen, dann hätte sie ihn garantiert am Haken.
    »Weißt du, was ich mir wünsche?«, fragte sie leise.
    Sein Körper reagierte wider Willen. Ja, es war ihm klar, was sie wollte. Fliehen, vergessen. Nur hatte sie das leider noch nie mit ihm gewollt. »Das

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