Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
landeten, waren wir beide geladen, angezündet und bereit zu explodieren wie ein Knallkörper.« Sie grinste. »Hey, du bist später gekommen als ich.«
»Etwa zwei Sekunden.« Ihre lässige Erinnerung daran, was zu den erinnerungswürdigsten zwei Minuten seines Lebens gehörte, erregte ihn und war ihm zugleich peinlich.
»Joe«, sagte sie bloß und legte die Stirn ans Fenster. Dann richtete sie sich auf und sah ihn an. In ihrem Blick eine tiefe Belustigung, aber auch eine Traurigkeit, dass er fast in die Knie ging. Er streckte die Hand aus, strich ihr eine widerspenstige Strähne aus den Augen, und dann, weil dies noch nicht genug Bestrafung für ihn war, streichelte er ihre Wange, nur um ihre weiche Haut zu spüren.
Sie schloss die Augen, drückte die Lippen in seine Handfläche und stieg schließlich wortlos ins Auto, wo Ashes ihr sofort das Gesicht von oben bis unten ableckte.
Joe ging um den Wagen herum, setzte sich hinters Steuer und zog das Hündchen von ihrem Schoß. Summer lächelte ihn an, als sie nach ihrem Sicherheitsgurt griff. Ihre feuerroten Haare rahmten in nassen Wellen ihr Gesicht, das leicht gerötet war. Ihre Augen schimmerten allzu glänzend, und sie konnte den Verschluss des Sicherheitsgurts nicht einklicken. »Der ist kaputt«, sagte sie.
Er nahm ihr den Gurt ab und klickte ihn ein.
»Du bist so stark, Superman-Joe.«
»Hör auf damit.« Er startete den Motor und fuhr vom Parkplatz.
Lächelnd lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. »Ich liebe diesen Wagen. Er hat so viel Power und Kraft, genau wie sein Besitzer.«
Er warf ihr einen Blick zu, aber sie hielt die Augen geschlossen. Während ihr die Haare ums Gesicht schlugen, umspielte ein versonnenes Lächeln ihre Lippen, das ihren Wunsch nach Amüsement ausdrückte, ganz gleich, was passierte, denn das Leben war zu kurz. Diese Lektion hatte sie schon vor langer Zeit gelernt; er aber auch.
Ashes hatte noch gar nichts gelernt, außer dass es gro ßen Spaß machte, den Kopf aus dem Fenster zu stecken und auf das Fenster zu sabbern.
»Es gibt nichts Schöneres«, sagte Summer nach einigen Minuten. »Eine nette Spritztour, eine nette, regnerische Nacht, ein netter …« Und dann machte sie die Augen auf und sah ihn an. »Freund?«
Als er nickte, entspannte sie sich wieder und schloss die Augen.
Er wollte ihr netter Freund sein. Das hatte er ihr jedenfalls versprochen, auch wenn er behauptete, sie mache ihn fix und fertig. Er lenkte den Wagen in ihre Straße und schaltete den Motor aus. »Warte hier«, sagte er und ging um den Wagen herum, als sie die Beifahrertür aufstieß und beim Aussteigen strauchelte. Dann saß sie auf dem nassen Bürgersteig und grinste zu ihm hoch, während Ashes ihr auf die Beine sprang.
»Dass du nie hören kannst.« Joe beugte sich vor und zog Summer in seine Arme. »Ashes, komm.«
Summer stieß einen leisen, verträumten Seufzer aus, schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte den Kopf daran. »Ich liebe es, wenn du den Kavalier spielst.« Sie gab ihm einen Kuss.
»Schluss damit«, sagte er.
»Okay.« Stattdessen biss sie ihn.
Dieser Kuss entsandte Hitzepfeile geradewegs in seinen Unterleib.
»Ich liebe es, wie du meinen Namen sagst.« Sie löste sich und lächelte ihn an. »So heiser und rau. Als wärst du scharf auf mich.«
Das stimmte zwar, aber es war mehr als das. Es war die Wärme und Zuneigung in ihren Augen, ihr rechter Eckzahn, aus dem nach ihrem Sturz in der dritten Klasse vom Schwebebalken ein Stückchen herausgebrochen war, der Hauch von Sommersprossen auf ihrer Nase. Es war die Art, wie sie sich an ihn klammerte, als wäre er das Wichtigste auf der Welt – zumindest im Augenblick.
Als sie kurz lachte, schaute er in ihr Gesicht und dachte, du bist die albernste, anbetungswürdigste Betrunkene, die ich je gesehen habe .
»Du hast so hübsche Augen«, seufzte sie. »Vier Stück.«
Sie um den Wohnungsschlüssel zu bitten wäre sinnlos gewesen, also betrat er zum zweiten Mal ihr Häuschen durch die Gartentür. »Du solltest das Haus abschlie ßen.«
»Ich weiß. Aber würdest du mich dann zu Bett bringen? Du bringst mich doch ins Bett, oder?«
Er ersparte sich jede Antwort darauf, weil er nämlich, ehrlich gesagt, keine Ahnung hatte, was er mit ihr machen sollte.
»Ich möchte ein Schaumbad nehmen.«
»Dann ertrinkst du. Vielleicht ein Duschbad.« Er trug sie ins Badezimmer und setzte sie ab. Sie schwankte, als ihre Füße den Boden berührten, und setzte sich mitten auf die
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