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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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etwa eine Verbindung zwischen Stuart und dieser ertrunkenen jungen Frau?«
    Hannah blickte nach unten und sah, dass ihr Glas leer war. »Möchten Sie noch etwas trinken?«
    »Müssen Sie nicht nach Hause?«
    »Das hat keine Eile.«
    Sie sah auf und stellte fest, dass seine Augen unverwandt auf ihrem Gesicht ruhten. Zwar hatte sie darauf geachtet, dass ihr Ausdruck nichts verriet, doch Daniel war der Sohn seines Vaters. Er wusste, wie man Menschen durchschaute.
    »Okay, dann nehme ich einen Cranberrysaft.«
    Während Hannah an der Bar darauf wartete, an die Reihe zu kommen, überlegte sie, dass es eigentlich ganz schön war, aufmerksam angeschaut zu werden. Nachdem sie sowohl beruflich als auch privat in einer Sackgasse feststeckte, empfand sie das Interesse eines attraktiven Mannes als schmeichelhaft. Zumal dieser Mann inzwischen nicht mehr in festen Händen war. Miranda, die hübsche Narzisstin, hatte nie begriffen, wie glücklich sie war. Als die Bedienung sich endlich von ihrem Plausch mit einer Kollegin losriss, wagte Hannah einen Blick zurück an ihren Tisch. Daniels Kopfform erinnerte sie ebenso wie sein Kinn an Ben. Wäre sein Haar nicht dunkel, sondern grau gewesen, hätte sie schwören können, einen Geist zu sehen.
    Ein elementares körperliches Verlangen überwältigte sie so heiß und erschreckend, als hätte sie eine Strom führende Leitung berührt.
    »Sie wünschen?«, erkundigte sich die Bedienung.
    Hannahs Kehle fühlte sich trocken an. Ihre Knie waren weich und hätten beinahe nachgegeben. Stotternd stieß sie ihre Bestellung hervor und fummelte mit ihrem Portemonnaie herum. Ihre Wangen brannten; ihr war, als hätte jemand ihre Kleider aufgeschnitten, und jeder könnte genau sehen, wie sie beschaffen war. Die Bedienung rollte die Augen, weil sie dachte, Hannah wäre betrunken. Irgendwo weit weg verkündete der Quizmaster, dass die Hauptstadt von Senegal Dakar hieß.
    Reiß dich zusammen! Du bist schließlich keine sechzehn mehr.
    Hannah atmete tief durch.
    Als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, bugsierte sie die Getränke vorsichtig zum Tisch, und dabei achtete sie besonders genau darauf, auch nicht einen Tropfen zu verschütten. Daniel ließ einen Filzschreiber in der Hosentasche verschwinden. Er hatte auf seinem Bierdeckel herumgekritzelt - ein Bildchen von einem Henker.
    »Prost«, sagte er abwesend. »Ich habe gerade darüber nachgedacht ...«
    »Ja?«
    Mist, ihre Stimme war nur noch ein nervöses Quietschen.
    »Irgendwie sind sie ein ziemlich merkwürdiges Trio, finden Sie nicht? Bethany Friend, George Saffell und Stuart Wagg? Trotzdem haben sie eines gemeinsam.«
    Hannah erstarrte. »Und was ist das?«
    Entzücktes Grölen brandete von der anderen Seite der Bar herüber. Der fette Quizmaster las die letzten Antworten vor. Wenn doch bloß jedes Rätsel gleich eine fertige Lösung parat hätte! Daniel trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Alle drei liebten Bücher.«
    Es war eine aberwitzige Verbindung, aber je eingehender sie sie beleuchteten, desto neugieriger wurde Hannah. Natürlich gab es Millionen von Menschen, die auch im Zeitalter der Elektronik noch Bücher liebten, aber für Bethany, George und Stuart bedeuteten Bücher mehr: Sie waren für sie eine verzehrende Leidenschaft. Bethany sehnte sich danach, Bücher zu schreiben, die beiden Männer betätigten sich lediglich als Sammler.
    »Worauf wollen Sie hinaus?« Hannah genoss es, Daniel gegenüber den Advocatus Diaboli zu spielen. »Drei Menschen, die von jemandem ermordet worden sind, der Gedrucktes hasst?«
    Daniel grinste. »Oder das genaue Gegenteil. Der Mann, den Sie suchen, könnte geradezu wild auf Bücher sein.«
    Marc? Keine Frage - Hannahs Lebensgefährte entsprach dem Profil und hatte alle drei Opfer gekannt. Trotzdem konnte Marc nicht der Mörder sein. Sie hatte mit ihm gelebt und mit ihm geschlafen und glaubte mit jeder Faser ihres Herzens felsenfest daran, dass er völlig unfähig zu jeglicher Art von Gewalt war. Zweifellos hatte er sich in Bethanys Bewunderung gesonnt. Und was Saffell und Wagg anging, so war es ein geradezu absurder Gedanke, dass Marc die Hände beißen könnte, die ihn ernährten - geschweige denn, sie für immer zu vernichten.
    »Wie kommen Sie darauf, dass der Mörder ein Mann sein muss?«
    »Vielleicht wegen des Ausmaßes an Grausamkeit.« Daniel zählte die Namen an den Fingern ab. »Bethany wurde so zusammengeschnürt, dass man ihren Kopf unter Wasser drücken konnte. George hat man

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