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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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hatte sie laut darüber nachgedacht, wie unweiblich die Arbeit bei der Polizei doch sei.
    Plötzlich musste sie an einen der Sätze denken, die Daniel am Abend geäußert hatte. Er klang ihr nur allzu deutlich in den Ohren, und unwillkürlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Der Mann, den Sie suchen, könnte geradezu wild auf Bücher sein.«
    Doch nicht etwa Marc?
    Marc konnte es nicht sein!

Kapitel Siebzehn
    Marcs Mutter litt unter Schlaflosigkeit, und zwar seit jenem Tag vor zehn Jahren, als sie morgens neben ihrem Ehemann aufwachte und feststellen musste, dass er gestorben war, während sie schlief. Bereits um fünf Uhr früh war sie wach. Marc lag im Nebenzimmer und lauschte, wie sie die Treppen hinunterschlurfte. Die ganze Nacht hindurch hatte er sich herumgewälzt - aufgeregt, aber auch voller Angst, alles könnte schiefgehen.
    Ein paar Stunden später schickte die Morgendämmerung die ersten, noch flüchtigen blassen Streifen über den Himmel. Vögel zwitscherten in den Zweigen der Bäume. Marc schälte sich aus der Wärme seines Bettes und spähte fröstelnd aus dem Fenster. Über der Morecambe Bay hing Dunst, aber er sah keinen Schnee wie am Abend zuvor auf der Fahrt von Ambleside nach Grange. Der Ort lag an den Hängen der Cartmel-Halbinsel, wurde von den Bergen geschützt und vom Golfstrom erwärmt. Man sah sich hier gern als die Riviera von Cumbria. Immerhin war das Klima mild genug, um im kleinen, steilen Vorgarten von Mrs Amos eine bereits betagte Palme gedeihen zu lassen, auch wenn an diesem Morgen ihre Blätter mit Reif bedeckt waren.
    Marcs Mutter hatte keine Fragen gestellt, als er sie angerufen und um einen Schlafplatz gebeten hatte. Sie hatte lediglich um etwas Zeit gebeten, um sein Zimmer vorzubereiten. Sie mochte Hannahs Arbeit nicht und dehnte ihre Ablehnung gleich auf Hannah mit aus. Marc wusste, dass ihr insgeheim keine Frau gut genug für ihren Sohn erschien, allerdings begnügte sie sich damit, ab und zu eine boshafte Bemerkung von sich zu geben.
    Sie frühstückten gemeinsam, doch er widerstand ihren Konversationsversuchen und schaltete stattdessen stumm und mit vorwurfsvoller Miene das Radio ein. Bei einer zweiten Tasse Tee mit viel Milch lauschte er den Lokalnachrichten. Die Polizei hatte inzwischen bestätigt, dass es sich bei der auf dem Anwesen Stuart Waggs gefundenen Leiche tatsächlich um die sterblichen Überreste des bekannten Anwalts handelte. Fern Larter berichtete, dass Zeugen am Tag der Tat einen violetten Kleinwagen gesehen hatten, der auf dem Seitenstreifen vor Waggs Haus parkte. Der Eigentümer wurde gebeten, sich umgehend bei der Polizei zu melden, ebenso wie jeder, der Auskünfte über das besagte Auto geben könne.
    Nach den Nachrichten meldete sich der Moderator wieder zu Wort. »Und jetzt«, verkündete er, »hören Sie einen wirklich tollen Oldie von Rupert Holmes.« Marc zuckte zusammen, als der Song begann.
     
    Over by the window, there's a pack of cigarettes,
    Not my brand, you understand.
    Sometimes the girl forgets,
    She forgets to hide them.
    I know who left those smokes behind,
    She'll say, oh he's just a friend
    And I ll say, oh I m not blind to ...
    Him, him, him.
    What's she gonna do about him?
     
    (Drüben am Fenster liegt ein Päckchen Zigaretten -
    nicht meine Marke, wissen Sie.
    Manchmal vergisst dieses Mädchen,
    sie zu verstecken.
    Aber ich weiß, wer die Glimmstängel dort hat liegen lassen.
    Sie wird sagen: Oh, er ist nur ein Freund.
    Und ich sage: Ich bin doch nicht blind gegenüber ...
    ihm, ihm, ihm.
    Was will sie nur von ihm?)
    Was wollte Hannah nur von diesem Daniel Kind? Marc schaltete das Radio mit so viel Wucht aus, dass er beinahe den Knopf abgerissen hätte.
    Verärgert rief seine Mutter: »Hey, ich wollte das Lied hören. Es ist so viel schöner als die Nachrichten. Immer nur diese Mordgeschichten. Vermutlich steckt Hannah bis zum Hals da drin, nicht wahr?«
    »Sie ermittelt in alten, ungelösten Fällen, erinnerst du dich? Cold Cases.« Mrs Amos schniefte, um zu unterstreichen, was sie persönlich von Cold Cases hielt. »Man kann ja schon nicht mehr ruhig schlafen! Ich finde, die Regierung sollte mehr Gefängnisse bauen.«
    Eine erschreckend fröhliche Wetterfee warnte vor dichtem Nebel im Norden und in der Mitte des Landes und forderte die Hörer auf, nicht unbedingt notwendige Fahrten vorsichtshalber aufzuschieben. Mrs Amos schnalzte mit der Zunge und erklärte, an allem sei nur die globale Erwärmung schuld.
    Marc

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