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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Koffer und verstaute ihn im Kofferraum des Mercedes. Den Wagen parkte ich unmittelbar an der Hintertür, um möglichst schnell wegzukommen. Allerdings hatte ich nicht vor, mich wie ein Dieb in der Nacht davonzustehlen. Zuerst wollte ich Stuart noch sagen, was ich von ihm hielt. Er stand spät auf und erklärte mir, er ginge jetzt spazieren und erwarte, dass ich bei seiner Rückkehr verschwunden sei. Da zog ich vom Leder und sagte ihm ein paar Wahrheiten ins Gesicht.«
    »Er ist sicher nicht daran gewöhnt, dass ihm Leute Paroli bieten.«
    Mit brüchiger Stimme erwiderte Louise: »Es war einfach schrecklich. Noch nie im Leben habe ich so etwas erlebt. Er wurde nicht laut - im Gegensatz zu mir, wie ich leider zugeben muss. Aber er sagte ein paar so ... bösartige Dinge! Ich wiederhole sie nicht. Niemals im Leben werde ich darüber reden, was er gesagt hat. Seine nackte Wut hat mir eine furchtbare Angst eingejagt, denn plötzlich wurde mir klar, wie wenig ich ihn kannte und dass ich keine Ahnung hatte, wozu er letztendlich fähig ist.«
    »Und dann hast du ihn verlassen?«
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Ich habe es vergeigt, Daniel. Das hättest du nicht von mir gedacht, oder? Aber ich war wütend und verängstigt und irgendwie völlig außer mir. Wir waren in der Küche. Stuart kam auf mich zu. Er trug nur Shorts, aber sein Gesicht war rot vor Wut, und ich dachte, er würde mich schlagen ...«
    Daniel kniete sich neben seine Schwester und griff nach ihrer Hand. Sie war eiskalt.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte sie.
    Die Holzscheite im Feuer knisterten. Obwohl das Zimmer warm war, zitterte Daniel. Louise versuchte, all ihren Mut zusammenzunehmen, um ihm etwas zu gestehen - dessen war er ganz sicher.
    Aber was?
    Louise murmelte etwas Unverständliches. Daniel näherte sich ihren Lippen, um besser zu hören.
    »Ich wünschte, ich wäre tot.«
    »Auf dem Weg zu mir wäre es dir ja beinahe gelungen.«
    »Ich ... ich hätte es tun sollen.«
    »So etwas darfst du nie sagen«, schimpfte er.
    Sie hob den Kopf. Ihr tränenfeuchtes Gesicht streifte seine Wange.
    »Ich griff nach der Küchenschere und stach auf ihn ein wie eine Verrückte. Eigentlich wollte ich ihm nur Angst machen, aber er lief genau in die offene Schere hinein und schrie vor Schmerz. Als ich gesehen habe, wie er blutete, bin ich sofort zur Tür gerannt, ins Auto gesprungen und habe das Gaspedal durchgedrückt, bis Crag Gill außer Sichtweite war.«

Kapitel Zehn
    Der düster violette Himmel hing bedrohlich tief. Daniel ging gemächlich durch den seltsamen, scheinbar planlos angelegten Garten von Tarn Fold. Obwohl es ihm gelungen war, einige Geheimnisse der verschlüsselten Gartenanlage zu ergründen, wirkte das Gelände so fremd und unnahbar wie eine Geliebte, die eine andere Sprache sprach. An diesem Tag wirkte der Garten mit seinen uneinsehbaren Ecken, schlängelnden Pfaden und unerwartet endenden Wegen dunkel und unheimlich. Nach dem vielen Regen fühlte sich die Erde schlüpfrig an, und das Wasser, das noch nicht im Boden versickert war, sammelte sich in einem Kreuz und Quer von Pfützen, das an eine wertvolle Kalligrafie erinnerte. Behutsam lief Daniel an dem mit Schilf umringten Weiher vorbei zu einer Lichtung, die mit einem Zaun begrenzt sowie durch zwei Araukarien, eine Eibe und eine Trauerweide vom Garten getrennt war.
    Die düstere Masse des Tarn Fell erhob sich vor ihm. Hinter treibenden Nebelfetzen konnte er Priest Ridge und den Opferstein ausmachen. Kälte schnitt ihm in die Wangen und durchdrang seine Kleidung. Seine Hände wurden taub, seine Füße waren wie zwei Eisklötze. Gewitterstimmung hing in der Luft. Wenn er sich nicht bald ins warme Wohnzimmer flüchtete, würde er in wenigen Minuten bis auf die Haut durchnässt werden. Doch er war einfach noch nicht bereit, ins Haus zu gehen.
    Louise schlief im Gästezimmer. Eine harte Nacht und ein katastrophaler Morgen hatten den letzten Rest Energie aus ihr herausgepresst. Daniels Schläfen pochten, und seine Gedanken waren so wirr wie das Unkraut unter den Bäumen. Aber es war auch schwer zu begreifen. Louise - ausgerechnet Louise - hatte mit einer Schere auf ihren Liebhaber eingestochen, ehe sie davonlief und ihren Wagen in einem Graben zu Schrott fuhr.
    Am meisten ängstigte ihn, dass sie wirklich Temperament hatte. Hätte man ihn aufgefordert, seine Schwester zu beschreiben, hätte er, ohne nachzudenken, gesagt, dass Gewalt ein Fremdwort für sie wäre. Aber das entsprach nicht

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