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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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benutzt.« Carmine drückte Desdemona an sich und küsste ihr Gesicht. »Ich dachte, es wäre nur lüsternes Interesse, und das war es für Skeps vielleicht auch. Aber jemand anderes hatte eine zweckmäßigere Verwendung dafür.«
    »Und wer immer es war«, sagte Desdemona aufgeregt, »hat nie jemanden in unserem Garten gesehen. Heute war mein erster Ausflug hinunter ans Wasser seit Monaten.«
    Er wiegte sie in seinen Armen. »Ich glaube, irgendwer da oben mag dich und passt auf dich auf.«
    Desdemona stöhnte noch einmal auf, dann löste sie sich von ihm. »Ich habe nichts für dich zum Abendessen«, sagte sie.
    »Ich habe Pizza mitgebracht.«
    »Sophia! Wie konnte ich nur Sophia vergessen?«
    »Patsy bringt sie gerade zum Flughafen. Myron möchte sie bei sich haben.«

MAI 1967

Kapitel zehn
    Der Tod von Erica Davenport war das Epizentrum eines menschlichen Erdbebens; es erschütterte die Menschen, von Cornucopias Geschäftsführern über Carmine Delmonico und seine Familie bis ins FBI.
    »Aber sie ist Odysseus«, behauptete Kelly beharrlich, der Carmine in seinem Büro im Präsidium aufgesucht hatte. »Das wissen wir schon seit zwei Jahren.«
    »Warum habt ihr sie dann nicht eingesperrt?«
    »Indizien, Beweise. Egal, wohin wir uns wandten, egal, was wir ausgruben, wir konnten keinen Fetzen eines Beweises finden, der vor Gericht standgehalten hätte. Wenn wir sie angeklagt hätten, wäre sie freigesprochen worden, und das in einem Blitzgewitter der Öffentlichkeit, das unserem Image so sehr geschadet hätte.«
    »Und zwar, weil sie nicht Odysseus war«, sagte Carmine. »Ich habe von den Beweisen gehört, Ted, aber sie ließen sich aus dem einfachen Grund nicht untermauern, weil Erica Davenport nicht Odysseus gewesen ist. Ich glaube, sie wusste, wer es ist, aber deswegen war sie es noch lange nicht selbst.«
    »Sie war Odysseus, ich sag’s dir.« Kelly stemmte die Hände in die Hüften. »Wir waren gerade mit einer verdeckten Ermittlung fertig – sie hätte dem Schlag nicht ausweichen können, sie wäre zu ihrem Kontaktpunkt gegangen, und wir hätten dort schon auf sie gewartet. Und jetzt –
nichts!
«
    »Ihr habt herausgefunden, wo ihr Kontaktpunkt ist?«, fragte Carmine erstaunt.
    »Diesen einen«, erwiderte Special Agent Kelly. »Spione haben eine Liste von Kontaktpunkten, sie benutzen nie einenzweimal. Ihre Liste ist kodiert, und sie arbeiten sich durch. Sie haben Signale, um ihren Kontakt zu alarmieren, dass etwas abgelegt wird, normalerweise ein verlassener Ort, ein Wald oder eine verlassene Fabrik –«
    »Oder identische Aktenkoffer oder ein Päckchen, das im Bus unter einen Sitz geklebt wird, oder der vierte Ziegelstein der Reihe sechzehn von oben«, beendet Carmine den Satz grinsend. »Ach, komm, Kelly! Das ist doch alles Mist. Das dicke Bündel Geld – der Spion, der seinen Kontakt nicht nennen kann, weil er nicht weiß, wer sein Kontakt überhaupt ist – was für ein Haufen Müll. Erstens, wer auch immer das alles macht, ist nicht hinter Geld her, sondern tut das für den Ruhm Russlands. Zweitens, die gestohlenen Firmengeheimnisse werden öffentlich weitergegeben, im Anschluss an ein Telefonat oder ein Telex von einer Nummer, die niemand kennt. Du kannst nicht alle Telefone des Landes abhören und jedes Telex abfangen. Egal, wie intensiv du jede einzelne Person beobachten lässt, wenn er so schlau ist wie Odysseus, gibt er seine Informationen direkt vor euren Augen weiter, und du würdest es weder erschnüffeln noch sehen. Du kannst nicht wirklich von mir erwarten, zu glauben, dass du und das FBI nicht wissen, was für eine wichtige Person Odysseus selbst ist! Was bedeutet, dass er in großen Limousinen durch die Gegend fährt, in Fünf-Sterne-Hotels einkehrt und in Restaurants zu Abend isst, in denen du und ich uns noch nicht einmal ein Glas Wasser leisten könnten.«
    »Odysseus war Erica Davenport«, beharrte Kelly.
    »Odysseus ist am Leben, es geht ihm gut, und er hat ein Seil um den Hals dieser armen Frau geschlungen«, sagte Carmine harsch. »Vorher hat er ihr allerdings die Arme und Beine gebrochen, um herauszufinden, wie viel sie wusste und wem sie davon erzählt haben könnte.«
    »Ich gebe auf«, sagte Ted Kelly reumütig und lächelte. »Sie haben mich gewarnt, du wärest schwer zu täuschen, aber ich musste es versuchen. Das Letzte, was ich brauche, ist irgendjemand bei Cornucopia, der denkt, ich würde in deiner Liga spielen und ebenfalls herumschnüffeln. Ich will Odysseus glauben

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