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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mitbekommen. John Silvestri hat vorgeschlagen, dich mitzunehmen, und ich möchte das nicht bedauern, Desdemona. Ich muss heute zwei Verdächtige treffen, und obwohl ich nicht mit Ärger rechne, ist nur ein einfältiger Polizist nicht darauf vorbereitet.«
    Desdemona saß eine Weile schweigend da. »Ich frage mich«, sagte sie dann, »wie andere Frauen schlafen können, wenn siewissen, dass ihr Mann eine Waffe unter dem Kopfkissen liegen hat.«
    »Wenn ich ein Bürohengst wäre, bestünde keine Notwendigkeit, eine Waffe mit mir herumzutragen«, meinte Carmine. »Aber Polizisten sind so etwas wie Soldaten. Es ist Krieg, und Soldaten müssen bewaffnet sein. Leider werden auch Zivilisten mit in diesen Krieg hineingezogen. Denk an dich und Julian beim Bootshaus.«
    »Dann sollte ich vielleicht«, sagte sie, »auch lernen, mit einer Waffe umzugehen, selbst wenn ich keine bei mir trage.«
    »Ich denke, das wäre vernünftig«, meinte Carmine warmherzig. »Ich werde für dich ein Training auf unserem Schießstand arrangieren.«
    Am frühen Nachmittag kamen sie in Orleans an. Carmine setzte Desdemona an den Sanddünen des Atlantiks ab und fuhr weiter zu Philomena Skeps.
    Philomena wartete bereits in ihrer unerschütterlichen Gelassenheit auf ihn. Carmine setzte sich in einen weißen Korbstuhl auf der Veranda hinter dem Haus.
    »Wann ziehen Sie nach Boston?«, fragte er.
    »Nicht vor September«, sagte sie. »Noch ein letzter Sommer auf dem Cape.«
    »Aber Sie werden doch sicher dieses Haus hier behalten?«
    »Ja, obwohl ich bezweifle, dass ich öfter als gelegentlich am Wochenende herkommen kann. Desmond lechzt danach, irgendwo zu sein, wo er ins Kino gehen, an Flipperautomaten spielen und sich mit Freunden treffen kann.«
    Man hörte die Traurigkeit in ihrer Stimme. Ah, dachte Carmine, sie beginnt langsam die sexuellen Neigungen ihres Sohnes zu realisieren.
    Genau genommen, war sie in den paar Wochen ziemlich gealtert. Ihre Augen bekamen Krähenfüße an den äußeren Rändern,und zwei dünne Linien liefen an den Wangen entlang hinunter zu den Mundwinkeln. Die erstaunlichste Veränderung aber war der breite Streifen graues Haar, der über der linken Stirn durch ihre dunklen Locken lief. Er gab ihr etwas Unheimliches, als wäre sie eine mittelalterliche Hexe.
    »Haben Sie schon über die Zukunft von Cornucopia entschieden?«
    »Ich denke ja«, sagte sie mit einem matten Lächeln. »Phil Smith wird weiter Vorstandsvorsitzender bleiben, die gegenwärtigen Mitglieder werden alle weitermachen, und ich werde im Hintergrund als Treuhänderin die Interessen meines Sohnes verwalten. Vorausgesetzt, es passiert nichts Unerwartetes, wüsste ich nicht, weswegen ich etwas ändern sollte. Ericas Tod hinterlässt eine Lücke im Vorstand, die ich mit Tony Bera zu füllen beabsichtige.«
    »Die Zusammensetzung des Vorstandes ist der Grund meines Kommens, Mrs. Skeps«, sagte Carmine sehr formal. »Philip Smith wird den Vorstand dauerhaft verlassen.«
    Ihre grünen Augen weiteten sich. »Was meinen Sie?«
    »Er wurde festgenommen, wegen Mordes und Spionage.«
    Ihre Brust hob und senkte sich; sie griff sich an den Hals. »Nein! Nein, das ist unmöglich!
Phil
? Sie müssen sich irren, Captain.«
    »Ich versichere Ihnen, ich irre mich nicht. Die Beweise sind überwältigend.«
    »Spionage?«
    »O ja. Er hat während der letzten zehn Jahre Firmengeheimnisse an Moskau weitergegeben.«
    »Ach, deswegen …« Sie verstummte.
    »Deswegen
was,
Mrs. Skeps?«
    »Deswegen spricht er Russisch, wenn er mit Natalie allein ist.«
    »Wenn Sie mir das eher erzählt hätten, Ma’am, wäre das sehr hilfreich gewesen.«
    »Ich habe mir nie etwas dabei gedacht. Natalie fällt Englisch etwas schwer, und obwohl Russisch nicht ihre Muttersprache ist, spricht sie es gut. Phil sagt, er hat einen Berlitz-Kurs besucht, als er sie geheiratet hat. Er hat immer darüber gelacht.«
    »Nun, jetzt lacht er nicht mehr.«
    Philomena rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Tony! Ich brauche Tony!«, rief sie aus. »Wo ist er? Er sollte hier sein.«
    »Wie ich Mr. Bera kenne, vermute ich, dass er draußen auf den richtigen Moment wartet.« Carmine stand auf und ging zur Hausecke. »Mr. Bera!«, brüllte er. »Sie werden gebraucht!«
    Sekunden später tauchte Bera auf, warf einen Blick auf Philomena und starrte Carmine wütend an. »Was haben Sie zu ihr gesagt, dass sie sich in einem solchen Zustand befindet?«
    Carmine erzählte es dem Anwalt, was den genauso erstaunte wie zuvor

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