Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
Vom Netzwerk:
Bürgerin. Was wäre, wenn sie wüssten, dass du mich
hier versteckt hältst wie eine Aussätzige?«
    Â»Du weißt, was sie denken würden, weil du Shalerville kennst.
Begreifst du denn nicht, dass alles nur zu deinem Besten geschieht?«
    Â»Wenn du dich nicht eingemischt hättest, wäre ich jetzt mit Robert
zusammen. Uns wäre die Meinung der Leute egal.«
    Â»Ach, Isabelle. Die Leute würden sich das Maul über euch zerreißen
und euch schikanieren. Und deine Brüder hätten sich Robert vorgenommen.«
    Â»Weil du es zugelassen hast, dass dieser Ort sie zu dem macht, was
sie sind. Du hast Angst.«
    Â»Angst?«
    Â»Was würde geschehen, wenn dein Wohltätigkeitsverein die Wahrheit
über mich erführe? Wenn die Damen wüssten, dass deine Tochter einen Neger
geheiratet hat? Und von ihm schwanger ist? Welche anderen Geheimnisse würden
ans Licht kommen, Mutter?«
    Sie trat so nahe zu mir, dass ich ihren sauren Atem roch, den sie
aufgebracht ausstieß. »Hör auf. Du weißt nicht, was du sagst, Isabelle, und du
bringst Schande über diese Familie.«
    Â»Und was war mit deinem Vater? Ein Alkoholiker, der deine Mutter
geschwängert hat und kurz darauf von einer Brücke gefallen ist? Deine Mutter,
die all ihre Kinder durchgefüttert hat, ohne je die Namen der Väter zu nennen?
Du sorgst dafür, dass niemand was davon erfährt. Aber ich kenne deine
Geheimnisse. Dass ich so bin, wie ich bin, hast du dir selbst zuzuschreiben.«
    Sie schnappte nach Luft. »Isabelle, hör auf! Du hast wirklich keine
Ahnung …«
    Â»Es stimmt also, Mutter? Du hast Angst vor dem, was passiert, wenn
sie es herausfinden.«
    Sie packte mich am Kleid und schüttelte mich.
    Ich verlor das Gleichgewicht und fiel die Treppe hinunter.
    Ich erinnere mich genau an das Gesicht meiner Mutter, wie sie das
Stück Stoff von meinem Kleid in der Hand hielt, das beim Sturz herausgerissen
war. Bis heute weiß ich nicht, ob sie mich auffangen oder stoßen wollte. Auch
nicht, ob ihr Entsetzen mir galt oder ihrer Tat.
    Als ich den Schmerz in meinem Unterleib und die warme Flüssigkeit
zwischen meinen Beinen spürte, stieß ich einen Schrei aus, der nicht enden
wollte.

ACHTUNDZWANZIG
    DORRIE, GEGENWART
    Miss Isabelles Stimme brach, ich schwieg fassungslos.
    Seit fast einer Stunde warteten wir schon auf den Mechaniker. Miss
Isabelle hatte mir ihre Mitgliedskarte vom Automobilklub gegeben, damit ich die
gebührenfreie Servicenummer anrufen konnte. Man hatte mir versprochen, jemanden
zu schicken, der den Schaden begutachten und uns, wenn nötig, abschleppen
würde.
    Â»Ruf doch noch mal an und frag, ob bald jemand kommt, ja?«, sagte
Miss Isabelle müde und klang ein bisschen weinerlich, was sonst gar nicht ihre
Art ist.
    Als ich das Handy zückte, erklang der Marvin-Gaye-Klingelton.
Teague. Was jetzt?
    Ich holte tief Luft und sagte Hallo.
    Â»Dorrie! Endlich . Ich grüble schon den
ganzen Tag, ob ihr eine Panne hattet oder euch was passiert ist.«
    Wir schwiegen beide verlegen.
    Â»Tut mir leid, aber ich habe da wohl eine Grenze überschritten«,
meinte er schließlich. »Aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht.« Er seufzte,
und ich zuckte zusammen, denn schließlich hatte ich ihn um Hilfe gebeten.
    Â»Schon okay. Wir sind tatsächlich liegen geblieben. Der
Abschleppwagen müsste jeden Moment da sein. Wahrscheinlich der Keilriemen,
nichts Ernstes.«
    Â»Dorrie?«
    Ich wusste, was er sagen würde, Grenzen hin oder her.
    Â»Warum sollte die Polizei die Sache mit dem Einbruch nicht
weiterverfolgen?«
    Darauf wusste ich nach wie vor keine gute Antwort.
    Â»Du hast bei der Polizei angerufen und denen erklärt, dass sie die
Sache vergessen sollen? Und sie haben zugestimmt?«
    Â»Ja, aber …«
    Â»Und die Tür?«
    Â»Die hab ich vernagelt. Ich sehe jeden Tag nach dem Rechten. Dorrie …«
    Â»Danke. Der Abschleppwagen kommt gerade. Ich muss Schluss machen.
Wir reden später weiter, ja? Danke noch mal, Teague.«
    Ich sah Miss Isabelle an. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf.
    Â»Was?«, fragte ich und deutete nach hinten, wo tatsächlich ein Abschleppwagen
am Straßenrand stehen blieb.
    Â»Nichts, Dorrie«, erwiderte Miss Isabelle. »Nichts.«
    Sie musste auch nichts sagen.
    Zehn Minuten später erklärte der Mechaniker: »Ich muss Sie
abschleppen. Leider

Weitere Kostenlose Bücher