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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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Schweigen zwischen uns
unerträglich wurde. »Du wirst also …« Weiter kam ich nicht. Er war nur hier, um
mir mitzuteilen, dass er freiwillig an die Front ging, obwohl er in der
sicheren Heimat bleiben konnte. Am liebsten hätte ich mit meinen Fäusten auf
ihn eingeschlagen.
    Â»Hier gibt es keinen großen Bedarf an Ärzten. Eine Einheit schwarzer
Soldaten wird nach Europa geschickt. In der werden Mediziner gebraucht, und ich
will meinen Teil tun. Denn im Augenblick kümmert sich kaum jemand um die
schwarzen Verwundeten. Die meisten sterben.«
    Ich schämte mich für die Weißen, die den Schwarzen die Hilfe
verweigerten. Und mir wurde übel bei dem Gedanken, dass Männer wie Robert
einzig und allein aufgrund ihrer Hautfarbe auf dem Schlachtfeld zurückgelassen
wurden. Aber schließlich gab es in diesem Land auch Ortsschilder, die Schwarzen
den Zutritt nach Sonnenuntergang untersagten. Und Lynchjustiz.
    Ich konnte Roberts Bedürfnis, seinen Brüdern zu helfen, verstehen.
Dem Gefühl nach jedoch hätte ich ihn am liebsten angefleht, den Fehler, Max zu
heiraten, ungeschehen zu machen, mich in die Arme zu schließen und für immer
bei mir zu bleiben. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass er mich verlassen würde – zum zweiten Mal.
    Â»Warum bist du überhaupt hergekommen?«, fauchte ich ihn an. »Endlich
war ich so weit, ohne dich leben zu können, und jetzt brichst du mir abermals
das Herz.«
    Ich zog meine Arbeitshandschuhe aus, schleuderte sie gegen den
Rosenbusch und kickte die Gartenschere weg. Dann rannte ich die Stufen zur
Haustür hinauf. Robert blieb sprachlos stehen.
    Â»Isa!«, rief er mir schließlich nach. »Ich bin da, weil ich dich
liebe. Jeden Tag, jede Minute.«
    Ich schüttelte den Kopf. Er würde genauso schnell wieder
verschwinden, wie er aufgetaucht war.
    Selbst wenn er mich tatsächlich noch liebte.
    Ich versuchte, meine Tränen zu unterdrücken. »Nell hat gesagt … Ich
dachte, du hättest jemand anders gefunden.«
    Â»Du bist Nell begegnet? Und sie hat dir gesagt … Isa, es hat nie
eine andere als dich gegeben. Seit dem Tag am Fluss.«
    Vielleicht hatte Nell mich absichtlich in die Irre geführt, weil sie
es für das Beste hielt.
    Â»Hast du deshalb …?« Er führte die Frage nicht zu Ende.
    Â»Ja, deswegen lebe ich hier in dieser hübschen Hölle. Ich habe auf
dich gewartet, doch du hast nicht nach mir gesucht. Du hast einfach aufgegeben
und bist fortgegangen. Als ich Max kennenlernte, der nicht mehr von mir
erwartete, als ich zu geben bereit war, habe ich ihn geheiratet.«
    Â»Ich wollte zurückkommen und dich holen, aber …« Robert senkte den
Blick. »Wirklich. Ich dachte, ich sei mutig genug, gegen die Regeln zu
verstoßen. Ich habe weiter in der Werft gearbeitet und Geld gespart, weil ich
zurück an die Schule wollte. Dass ich keine Unterstützung mehr von deinem Vater
bekommen würde, war klar. Irgendwann, hoffte ich, würde mir eine Möglichkeit
einfallen, mit dir zusammen zu sein. Dann kam der heiße, schwüle Sommer … Die
Stimmung war aufgeheizt. Ein falscher Blick und mein Boss würde mich feuern. Und
dann eines Tages … auf dem Heimweg von der Arbeit stürzten sich zwei Männer auf
mich, packten mich und schleppten mich zu einem Wagen. Es waren Jack und
Patrick, der Wagen der von deinem Vater.«
    Er verstummte, starrte in die Ferne, als versuchte er, sich an die
Gesichter meiner Brüder zu erinnern. Vielleicht dachte er auch an den Tag, als
er den Wagen meines Vaters wusch und wir herumalberten. Ich jedenfalls dachte
über den Zeitpunkt nach. Im Sommer, als mein dicker Bauch nicht mehr zu
übersehen war, zeigten Jack und Patrick keinerlei Anzeichen, dass sie meine
Schwangerschaft bemerkten. Niemals ließen sie ein Wort darüber fallen, nicht
vor der Geburt, nicht nachher.
    Aber sie haben sie bemerkt.
    Â»Sie schoben mich auf den Rücksitz. Den Fahrer kannte ich nicht. Sie
drückten mir den Kopf nach unten, anfangs wehrte ich mich noch. Schließlich
hielten wir auf einem Feldweg im Wald. Sie zerrten mich aus dem Wagen. Als ich
fliehen wollte, stürzten sie sich zu dritt auf mich und prügelten auf mich ein.
Dann schleiften sie mich an den Füßen auf eine Lichtung, wo weitere drei oder
vier Männer warteten. Ich habe deine Brüder angefleht, mir zu sagen, was sie
von mir wollten. Ich

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