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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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hatte dich doch in Ruhe gelassen, mich nicht nach dir
erkundigt und nicht versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen. Und Momma und Nell
arbeiteten inzwischen nicht mehr für deine Eltern. Sie haben gesagt: ›Halt’s
Maul, Nigger.‹ Und dass sie mir eine Lektion erteilen würden, weil ich eine
weiße Frau geschändet hatte.«
    Ich bekam zittrige Knie und musste mich abstützen.
    Â»Ich fürchtete mich zu Tode, beschloss mich nicht weiter zu wehren.
Was blieb mir auch anderes übrig? Sie waren zu sechst oder siebt. Ich konnte
nur beten, dass sie nicht auf die Idee kamen, mich aufzuknüpfen. Sie banden mir
mit einem Strick Hände und Knöchel zusammen, und einer wollte mich knebeln,
aber Jack meinte: ›Nein, ich will den Nigger schreien hören.‹ Ein anderer
zündete ein Feuer an. Mir brach der kalte Schweiß aus. Was hatten sie mit mir
vor? Wollten sie mich bei lebendigem Leib verbrennen? Da wäre mir Hängen noch
lieber gewesen. Leider muss ich zugeben, dass ich um Gnade winselte. Ich
dachte, ich würde sterben.«
    Mir liefen die Tränen herunter, ich konnte das Grauen, das Robert
durchgemacht hatte, mit jeder Faser meines Körpers spüren.
    Â»Doch sie hatten andere Pläne. Jack sagte: ›Hol das Ding aus dem
Wagen.‹ Patrick kam mit einem langen Gerät aus Metall zurück, das wie ein
Schürhaken aussah. Wollten sie mich damit missbrauchen oder blenden? Jack trat
mit dem Metallteil ans Feuer. Da wurde mir klar, dass das ein Brandeisen war.«
    Ich schnappte nach Luft.
    Â»Jack, der einen dicken Handschuh trug, erhitzte es, bis es weiß
glühte. Ich begann zu zittern.
    â€ºAngst, Nigger?‹, fragte er.
    Als ich ihm keine Antwort gab, trat er mir in die Nieren.
    â€ºJa‹, keuchte ich.
    â€ºJa, was?‹
    â€ºJa, Sir.‹
    â€ºSchon besser. Wir werden dir einen Denkzettel verpassen, Nigger –
damit du nicht mehr auf die Idee kommst, eine weiße Frau auch nur anzuschauen,
verstanden?‹
    Ich nickte. ›Ja, Sir.‹
    â€ºUnd jede weiße Frau, die es wagt, ein Tier wie dich anzusehen, wird
ebenfalls bestraft.‹
    Ich hob den Kopf. Ich glaube, außer Jack und Patrick wusste niemand
von uns, aber es war ganz klar, dass Jack drohte, auch dir etwas anzutun. Den
Gedanken konnte ich nicht ertragen.
    â€ºEs wird nicht wehtun‹, sagte Jack. ›Du bist ein Tier, ein großes,
haariges Tier, das sein haariges Ding nicht in der Hose behalten kann, wenn es
weiße Frauen sieht.‹
    Sie lachten schallend.
    Dann presste er mir das Eisen auf die Haut. Das Letzte, woran ich
mich erinnere, bevor ich das Bewusstsein verlor, waren das Zischen und der
Geruch meines brutzelnden Fleisches.«
    Mir wurde so schlecht, dass ich auf einen der Metallstühle auf der
Veranda sank – Stühle mit muschelförmigem Rücken und Sitz, die Max fröhlich
gelb angemalt hatte. Das Gelb brannte in meinen Augen. Robert trat zu mir, ging
auf die Knie und fuhr mit leiser, ruhiger Stimme fort.
    Â»Irgendwann wachte ich im Wald auf. Sie hatten den Strick entfernt,
aber ich konnte vor Schmerzen kaum aufrecht stehen. Ich hörte irgendwo das
Plätschern von Wasser und kroch voran, bis ich den Bach erreichte. Dort riss
ich einen Stoffstreifen von meiner Hose, tauchte ihn ins Wasser und legte ihn
auf meine verbrannte Haut, obwohl ich es kaum ertragen konnte. Inzwischen war
es fast dunkel geworden. Ich lag die ganze Nacht neben dem Bach, überzeugt
davon, einen langsamen, qualvollen Tod zu sterben. Am nächsten Morgen weckte
eine fremde Stimme mich. Nie zuvor war ich so erleichtert gewesen, in das
Gesicht eines Schwarzen zu blicken. Ich zeigte ihm den Buchstaben, den sie mir
in die Seite gebrannt hatten. ›T‹ für Tier. Mit einem Karren brachte er mich zu
Momma. Deine Brüder hatten mich in der Nähe eures Hauses liegen gelassen, kurz
hinter der Ortsgrenze von Shalerville. Warum sie nach all den Monaten
ausgerechnet diesen Zeitpunkt und diesen Ort wählten, werde ich wohl nie
erfahren. Ich blieb ein paar Tage bei Momma, bis ich wieder kräftig genug war,
um zur Arbeit zu gehen. Nell entschuldigte mich bei meinem Chef. Ich hatte
Glück, dass er mich nicht feuerte. Aber danach traute ich mir nichts mehr zu.
Ich war ein einziges Nervenbündel. Erst als ich es beim Militär mit Männern zu
tun hatte, die sich für größer hielten, als sie tatsächlich waren, kehrten mein
Glaube an

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