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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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sich da verschworen? Und warum? Steckt der Hanser selber mit drin? Oder mit der Klausberger unter einer Decke? In ihrem geschmäcklerischen Hilmteichprunkbau?
    Mein Kopf geriet ins Schwanken und Pendeln, als folgte ich dem Verlauf einer Schnecke, vom ruhenden Pol, dem innersten Punkt eines konzentrischen Kreises beginnend, in rasender Kurvenfahrt nach außen, immer schneller und in immer weiteren Bahnen und mit immer mächtigeren Fliehkräften. So weitläufig schienen die Kreise zu werden, dass es einmal ganz nah und eine halbe Umdrehung weiter weit entfernt und kaum zu vernehmen war, das Klingeln meines Telefons.
    „Hast du den Hanser gelesen und dazu diesen Schwachsinn vom Chefredakteur? Das gibt es doch alles gar nicht!“ Kurz war ebenso ratlos wie ich. „Du kennst doch den kleinen Dicken von der Guten besser, wie heißt er noch mal?“
    „Hochauer.“
    „Genau. Willst du ihn nicht anrufen, Ferri? Vielleicht hat er eine Erklärung?
    „Den in da Tseidung schdęd, wọs íagndana wü, wọs íagndana glaubd, und wọs íagnda Dregschwein behaubt.“
    „Was?“ Die Leitung vibrierte vor Ungläubigkeit.
    „Nur so ein Lied, vergiss es. Servus, Kurt.“
    Eigentlich hat sich der Hochauer mir gegenüber immer anständig benommen, dachte ich. Er hat seinen Job gemacht und dabei nicht vergessen, dass auch wir nur unseren Job machen. Gewiss, anfangs hab ich ihn hinausgeworfen. Was hätte ich denn tun sollen, wenn so ein. . . Schmierfink habe ich damals gesagt. . ., wenn so ein Schmierfink also ein ums andere Mal antanzt bei den Kollegen mit einer Kiste Wein, wo doch keiner mehr die Beine hat ausstrecken können unter dem Vernehmungstisch im Journaldienstzimmer, ja nicht einmal die Verdächtigen beim Verhör, ohne dass es ein regelrechtes Klirrkonzert gegeben hat vor lauter leeren Dopplerflaschen. Und ein Heckenklescher war es noch dazu. Aus dem Weinviertel obendrein. Aber der Hochauer hat vieles nicht geschrieben, was er gewusst hat. Vor allem interne Geschichten aus unserem Haus, wer wem warum welches Hackl ins Kreuz geworfen hat. Ich bin bei der Guten , Herr Oberstleutnant, hat er bei jeder Gelegenheit betont, aber deswegen noch lange kein Depp. Schreib ich alles, was ich weiß, weiß ich bald nicht mehr, was ich schreiben soll, oder? Da heißt es dann: Dem Hochauer kannst nicht trauen, und darauf kann ich verzichten. Lieber eine gute Story nicht schreiben und dafür zehn andere exklusiv gesteckt bekommen. Ein Depp ist der Hochauer wirklich nicht, sagte ich mir und tippte die Nummer seines Handys. Er war beim ersten Läuten dran.
    „Hochauer? Ach, Sie sind es, Herr Oberstleutnant. Diese versch . . . leiernde Rufnummernunterdrückung, da weiß man ja nie, wer dran ist.“
    „Ich rufe in einer delikaten Angelegenheit an. Kann ich mich auf Ihre Diskretion verlassen? Sie wissen ja, Ihr Chef und mein Chef, die telefonieren ganz gerne, Sie verstehen?“
    „Natürlich. Die Hanser-Kolumne, oder?“
    Ich schwieg für einen kurzen Augenblick. „Woher . . .?“
    „War nicht schwer. Uns geht es auch nicht anders.“ Und er fuhr sogleich fort, als verspürte er meine Neugier, die mich jeden Moment platzen lassen würde. „Am Vormittag haben wir uns noch nix gedacht, weil er nicht dahergekommen ist. Das passiert immer wieder, wenn er am Vortag einen über den. . . na, Sie wissen schon, also wenn er einen zuviel gekippt hat. Aber als er auch zu Mittag nicht aufgekreuzt ist und trotzdem eine Kolumne von ihm eingeplant war, da sind ein paar von uns stutzig geworden. Weil der Hanser schreibt seine Kolumnen immer in der Redaktion und nie von auswärts. Seit ewig schon. Die Sekretärin vom Chef hat ihn die ganze Zeit zu erreichen versucht, zu Hause, am Handy, in seinen Stammlokalen. Fehlanzeige. Und auf einmal war die Kolumne da, obwohl der Hanser nicht da war. Und dazu der Kommentar vom Chef.“„Hat sich der Hanser seitdem gemeldet.“
    „Das ist das Mysteriöse. Er hat sich nicht einmal die druckfrische Abendausgabe beim Portier geholt. Das tut er sonst immer. Jeden Tag. Seit Jahren. Keiner hat ihn seit gestern gesehen, Herr Oberstleutnant. Er ist spurlos verschwunden. Ich trau es mich gar nicht laut zu sagen, aber ich glaube, der hängt da irgendwie mit drin.“
    „Sie müssen mir einen Gefallen tun, Herr Hochauer. Ich werde mich dafür erkenntlich zeigen. Haben Sie Zu . . . nein, lieber nicht am Telefon. Sagen wir in einer Stunde im Cafe Promenade?“
    *

Im Keller, Samstagmittag
    Zeit zum Feiern, Herr Redakteur! Ich

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