zuadraht
regiert?
„Die Antwort kennst du, ich habe ja oft genug darüber geschrieben. Du hast doch alles von mir gelesen, sogar meinen Stil studiert. Die Truppe ist mies, der Fisch stinkt vom Kopf bis zum Schwanz, und bei denen, die dem Volk den Schwanz auf Befehl des Kopfes ständig kräftig um die Ohren schlagen dürfen, handelt es sich um inkompetente Ignoranten, die kein Gefühl für die wahren Probleme des Landes und die echten Bedürfnisse der Bevölkerung haben. Im Grunde genommen ist es ein Haufen schleimiger Ja-Sager. So habe ich es geschrieben, und so kennst du es wohl auch.“
Ja, das stimmt. Ha! Ein geflügelter Satz. Man muss die drei Worte durch die Nase pressen. Etwa so: Ja, das stimmt! War früher die Standardantwort von irgendeinem Fußballer. Herbert Prohaska? Liege ich da richtig?
„Keine Ahnung, Fußball hat mich nie interessiert.“
Oje, das war ja schon meine zweite Frage. Siehst du, es ist ein schwieriges Spiel, jetzt habe ich doch tatsächlich selbst eine Frage verschwendet. Aber es ist ja nur ein Spiel. Vielleicht spielen wir es morgen wieder. Gerade jetzt wäre ich beinahe erneut in die Falle getappt. Ich wollte dich fragen, ob du noch einen Schluck Wodka willst. Wäre meine dritte und letzte gewesen. Ich tu‘s natürlich nicht. Wenn du trinken willst, dann tu‘s doch. Die Flasche steht auf dem Tisch. Noch habe ich dich nicht gefesselt. Du darfst dich frei bewegen. Natürlich kommst du dabei auf keine dummen Gedanken. Du hast sicher ja längst gesehen, dass in meinem Gürtel eine Pistole steckt. Marke Glock, österreichisches Qualitätsprodukt. Nein, ich würde dich nicht töten, der Schuss ginge in die Kniescheibe. Oder in die Ferse. Oder in den Ellenbogen. Kein Daumen mehr, kein Kniegelenk, ein Jammer. Ich habe zwar keine Olympiamedaille gewonnen, aber ich versichere dir, dass ich ein Meisterschütze bin. Ich war es früher schon, aber jetzt bin ich noch viel besser. Ständiges Üben ist dafür natürlich Voraussetzung, am wichtigsten sind aber Körperbeherrschung und geistige Ruhe. Völliges Abschalten und das totale Konzentrieren auf den entscheidenden Augenblick. Halbherziges Darauflosballern ist Dummheit. Jeder einzelne Schuss muss ein Meisterwerk sein, das Ergebnis des perfekten Zusammenschlusses aller Sinne. Wenn ich dein Kniegelenk treffen will, dann treffe ich es auch.
„Mein Gott, jetzt weiß ich, wer du bist – Superman! Stimmt s? Du bist Superman! Ja! Die Monster-Version davon. Du kämpfst nicht für das Gute, sondern für das Böse. Mein Pech, dass ich dir in die Hände gefallen bin. Morgen kommst du mit deinem blauen Gewand, das rote ,S‘ auf der Brust. Ein blutrotes ,S‘. Lässt du die Wodka-Flasche hier, wenn du gehst?“
Natürlich. Und vielleicht bringe ich dir morgen sogar eine neue. Zum Kotzen hast du ja deinen Toiletten-Kübel. Vielleicht leere ich ihn später aus, und vielleicht bringe ich dir auch frische Kleidung. Der Gestank bringt einen ja um. Aber noch bist du mir eine Antwort schuldig. Ich werde jetzt meine dritte Frage stellen. Wer ist für dich – abgesehen von der Landeshauptfrau – der größte Kotzbrocken in der derzeitigen Landesregierung?
„Leichte Frage, da gibt es zwar ein paar Kandidaten, aber einen eindeutigen Favoriten. Einige sind von der Persönlichkeit her echte Kotzbrocken, andere sind es durch die Art, wie sie ihren Job erledigen, aber einer verkörpert die ideale Kombination von beidem: Leopold Moser, zuständig für den Tourismus. Der Thermen-Leo. Hat mit unserem Steuergeld die heißen Quellen im Osten erschlossen. Sein Schwager ist wie durch ein Wunder Geschäftsführer von einem solchen Badeparadies. Da sprudeln die Millionen nur so herein. Der Thermen-Leo ist ein präpotenter, größenwahnsinniger Selbstdarsteller, der auf dem politischen Klavier nur seine eigenen Liedchen spielt. Mega-Kotzbrocken, würde ich sagen. Eindeutig Kandidat Nummer eins!“
Perfekte Antwort, Ende des Spiels. Ich lasse dich jetzt mit der Wodka-Flasche allein, die Schmerztabletten nehme ich mit. Du kennst ja die Regeln. Ich komme nur zurück, wenn du auf dem Bett liegst. In einer halben Stunde bringe ich dir etwas zu essen.
„Keine Eile, ich habe keinen Hunger mehr. Und auf deine Gesellschaft und die blöden Frage-Antwort-Spiele kann ich auch verzichten.“
In der Küche, Samstagnachmittag
Bis jetzt ist mein Plan millimetergenau aufgegangen. Es war der Sammler in mir, der es möglich gemacht hat. Wenn man Großes verwirklichen will, dann muss man
Weitere Kostenlose Bücher