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zuadraht

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Titel: zuadraht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kopacka
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Paulustors davonmachte. Was ist bloß mir dir geschehen, fragte ich mich. Du warst einmal ein begabter Kriminalbeamter, und jetzt nimmst du für die Kollegen Anrufe entgegen und bringst die Zeitungen. Sonst nichts. Ich würde mich später damit befassen. Später.
    Vorerst wollte ich sehen, ob nicht die Damen und Herren der Presse mir die Arbeit abgenommen und den Mord am Klausberger womöglich schon geklärt hatten auf ihre ganz spezielle Art und mit ihren ganz speziellen Folgen. Das Schönste, dachte ich, sind bei Großereignissen, und dazu kann man den Mord an einem Politiker in diesem Land schon zählen, die Schlagzeilen. Wie aufgebauscht oder abgeflacht, verbrämt oder unverblümt sie ihren Spechtlern und Schauern beizubringen versuchen, woran sowieso keiner vorbei kann, nämlich dass ihn, den Klausberger, einer, oder eine, man weiß ja nie, von hinten wie ein Schwein abgestochen hat, würde der Sargo sagen.
    Der Stadtrat und der tödliche Dauerlauf – Frank Klausbergers Ende am Murufer, na na na, die Herren Seriös, immer ein bisserl abgehoben in ihren Titeln und überhaupt. Ah, die Gute. Stadtrat brutal erstochen, no na, mit einem Messer und unbrutal? Nettes Foto, das der Vogel da gemacht hat vom Klausberger. Wozu denn der Pfeil, ihr Idioten. Das Messer in seinem Rücken sieht man auch so. Andererseits, so schaut man wenigstens gleich hin und muss nicht lange suchen. Wie hat der Hochauer einmal gesagt? Der Servicegedanke, Herr Oberstleutnant, wird immer wichtiger im Zeitungsbusiness.
    Ah, bei der Witwe waren sie auch, die hat sich wohl noch umgezogen fürs Foto, ein bisserl weniger Bustier und dafür ein bisserl mehr Trauer. Steht dir gut, Barbara, der schwarze Flor und die nassen Augen. Vier Seiten, nicht schlecht, und dazu auch noch der tägliche Hanser. Abgeschminkt. Der wird doch nicht einen Nachruf geschrieben haben auf seinen Erzfreund Klausberger. Na ja, dem trau ich fast alles zu, im Freudenhaus Journalismus ist der ja die Oberhure. Wie? Was soll denn das heißen . . . dass unser geschätzter Finanzstadtrat nicht mehr ganz so ruhig schläft, ja spinnt denn der, ruhiger als der schläft, schläft keiner. . . dickes Bankkonto?. . . das hilft ihm doch jetzt nix mehr, gibts denn so was . . . – wie? – . . . dicke Haut, Nadelstiche der Kritik kratzen ihn nicht einmal an der Oberfläche?. . . mit einer Neunundzwanzig-Zentimeter-Klinge im Rücken? . . . der schreibt ja, als wäre der Klausberger noch . . . sag bloß, die haben die falsche Kolumne eingehängt . . . liest denn das keiner, bevor es in Druck geht, peinlicher geht’s wohl kaum . . . Mieze verspeist. . . oberster Droher und Zähnefletsch er. . . wir sollten uns wehren . . . einzige Waffe?. . . Stimmzettel . . . verdammt, woher hat denn der gewusst. . . die Mäuse müssen Zurückschlagen . . . und diese Maus hat soeben damit begonnen.
    Was, verdammt noch mal. . . ah, da ist ja ein Anhängsel mit Sternchen. Noch ein Kommentar, diesmal vom Chef. Ein Kommentar zum Kommentar. Vielleicht. . . Liebe Leserinnen und bla bla bla. . . Martin Hanser ist der Topjournalist dieses Landes. Sie wissen das und ich weiß das. Er hat mit investigativem Journalismus wie kein anderer über die Jahre hinweg die unglaublichsten Dinge aufgedeckt. . . Was soll der Unsinn?. . . Seine heutige Glosse ist zu einem Zeitpunkt entstanden, als wir vom Tod des Stadtrates Klausberger noch nichts wussten. Sehr wohl war Hanser aber bereits auf der Fährte dieser ungeheuerlichen Verschwörung, deren Opfer Frank Klausberger heißt. . . Welche Fährte? Haben die mit dem Kurzen geredet?. . . Eine Verschwörung, die das Land in seinen Grundfesten erschüttern wird. Martin Hanser ist abgetaucht, weil er über Informationen verfugt, über die kein anderer verfügt, und sie nur im Schutz verdeckter Recherche restlos aufzeigen kann. Er hat mir versichert, Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch weiterhin täglich mit seiner brandheißen Kolumne auf dem neuesten Stand zu halten. Und dabei Dinge ans Licht zu bringen, die schon längst an die Oberfläche dieses Sumpfes gehört hätten, der das Land überzieht. Dafür sind wir unserem Kollegen einmal mehr dankbar, meint Ihr Alois Stocker, Chefredakteur.
    Ja, spinnt die Welt denn komplett? Steckt am Ende doch die Klausberger dahinter? Hat irgendwer dem Hanser einen Tipp gegeben? Und den Mord bei der Zeitung angekündigt? Der Mörder? Aber wozu dann diese verwirrende Kolumne, wo der Klausberger noch am Leben scheint? Eine Verschwörung? Wer hat

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