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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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Olli grinsend. »Momentan ist sie für eine Woche bei ihrer Schwester, um noch ein paar unbeschwerte Tage mit ihr zu genießen, ehe das Babygekreische losgeht.«
    Ich kann nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Haben die was ins Wasser getan, oder warum ist gerade scheinbar jeder schwanger?
    »Kein Freund?« Wenn mir Olli nun gesteht, dass meine Freundin verlobt, verheiratet oder schwanger ist, dann bringe ich mich um.
    »Nein.«
    Ich atme erleichtert aus. »Worauf wartest du? Sag ihr endlich, was du für sie fühlst. Dein weinerliches Gesicht kann man ja nicht mit ansehen!«
    »Es ist kompliziert.«
    »Wann ist es das nicht?« Ich lege mitfühlend meinen Kopf auf seine Schulter. Olli streicht mir gedankenverloren über das Haar.
    »Und dein Studium?«
    Ich stöhne. »Daran arbeite ich. Ja, ich weiß, ich studiere schon viel zu lange. Warum bin ich noch nicht fertig. Blablabla …«, fahre ich ihn ungewohnt heftig an. Wenn Olli mich jetzt fragt, was ich mit diesen Studienfächern später machen will, dann garantiere ich für nichts. Das ist nämlich der Moment, wo jeder Magisterstudent zu einer Tötungsmaschine mutiert.
    »Wenn man etwas richtig lernen will, braucht das eben seine Zeit.«
    »Ansichtssache.« Nicht umsonst liegt die Regelstudienzeit bei neun Semestern, nicht zwanzig. Und Olli ist schließlich auch schon fertig mit dem Studium. Garantiert mit Auszeichnung, der Streber!
    Er runzelt die Stirn. »Und wieso denkt deine Familie, dass du mit dem Studium fertig bist, wenn du eigentlich noch … ähm … mittendrin steckst?«
    »Weil ich meiner Tante gegenüber den Mund nicht halten konnte«, erwidere ich und berichte Olli zähneknirschend von dem verhängnisvollen Telefonanruf. »Und bevor du mir wegen dieser Lüge die Hölle heißmachst, warte ab, bis du Gloria morgen kennenlernst.«
    Olli wiegt den Kopf hin und her. »Miriam, Miriam.«

4
    Lautes Türenknallen weckt mich am nächsten Morgen. Verschlafen angele ich nach dem Wecker auf meinem Nachttisch. Kurz vor neun Uhr. Och, nööö. Ich gähne herzhaft. Kann man denn in diesem Haus nicht mal am Wochenende ausschlafen?
    Rums. Eine weitere Tür fällt ins Schloss, gefolgt von eifrigem Füßegetrampel. Sauer ziehe ich mir die Bettdecke über den Kopf. Ich muss Schlaf von gestern nachholen, verdammt. Ruhe da unten.
    Erneutes Scheppern, gepaart mit lautem Stimmengewirr.
    Ich reibe mir seufzend den restlichen Schlaf aus den Augen und strampele die Bettdecke weg, weiterschlafen kann ich nun eh vergessen.
    Der Tag fängt genauso toll an, wie der gestrige aufhörte. Mein Fuß war noch nicht einmal halb über der Wohnzimmertürschwelle, als mein Vater aus seinem Sessel hochschoss und mich schlechtgelaunt ansah. »Wo kommst du jetzt her?«, donnerte er los. Der Versuch, ihm in ruhigem Ton von meinem Wiedersehen mit Olli zu erzählen, scheiterte kläglich, er ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen. Solange ich hier wohnte und meine Füße unter seinen Tisch hielt, hätte ich mich gefälligst an die Hausregeln zu halten und mich an- und abzumelden. Mama und er würden sich schließlich Sorgen um mich machen. Ich verdrehte innerlich die Augen und stieg wortlos die Treppe zu meinem Zimmer hinauf. Mein Vater schien vergessen zu haben, dass ich erwachsen und keineswegs verpflichtet war, über jeden meiner Schritte Rechenschaft abzulegen. So weit kam es noch! Was sollte mir hier passieren? Dass ich Opfer des gelangweilten Kettensägenmonsters wurde? Lachhaft! Wismar war nun wirklich nicht mit Frankfurt oder Berlin zu vergleichen.
    Der Krach draußen ebbt nicht ab. Grummelnd krieche ich aus dem Bett und spähe vom Fenster aus in den Garten. Erschrocken fahre ich zurück. In unserem Garten befindet sich ein gigantisches Partyzelt! Eine ganze Reihe von übereinandergestapelten Plastikstühlen sowie ein zehn Meter langer Tisch stehen unter dem Kirschbaum. Neben dem Zelt thront meine Mutter auf einem Hocker und kommandiert ein halbes Dutzend Männer in grauen Overalls herum. Biggi’s Partyservice prangt auf dem Rücken von einem blonden Hünen. Mir kommen Ollis Worte von gestern in den Sinn, die halbe Stadt sei zur Geburtstagsparty eingeladen. Wenn ich mir das Theater da unten anschaue, habe ich daran keinen Zweifel. Das wird keine Familienfeier, sondern ein Staatsempfang!
    Eilig ziehe ich mir etwas an. Ich muss hier sofort weg, bevor meine Mutter auf die Idee kommt, mich für ihre Partyplanung einzuspannen. Dabei weiß sie so gut wie ich, dass das zwangsläufig im

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