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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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aufzuräumen, um in der Frühe mehr Zeit im Bett mit Monica und für das Vorbereiten des Frühstücks zu haben. Francesca öffnet die Tür mit einem Generalschlüssel und macht das Licht an. Sie sieht einen Mann Mitte fünfzig, der das AS-R om-Trikot mit der Nummer von Francesco Totti, der 10, trägt und an einem Strick von der Decke baumelt. Sein Kopf ist ein wenig zur Seite geneigt, so als wollte sich der AS-R om-Fan an seiner eigenen Schulter ausruhen. Francesca legt die Obstschale auf den Boden, steigt auf einen Stuhl und schneidet den Dahingeschiedenen los. Sie kann den schweren Toten nicht halten, und der AS-R om-Fan kracht auf den Boden, wo sie einen Zettel findet, auf dem mit energischer Handschrift gekritzelt steht:
    Lieber ein anständiges Ende, als im Müll nach Essen zu wühlen. 30   Jahre Schufterei, und alles für den Arsch. Ihr könnt mich mal.
    Pippo.
      »Die Krise …«, sagt Francesca kaum wahrnehmbar, hebt den Zettel auf und verlässt Pippos Zimmer.
    23:22
    Cristina kramt in den Taschen von Tolyan Andreewitsch, während Angelo seelenruhig dem Carabinieri-Streifenwagen folgt.
    »Wie kommt es, dass du so gut Auto fahren kannst?«
    »Island.«
    »Island?«
    »Meine Mutter kommt aus Island. Ab und zu bin ich dort im Sommer; wir haben ein Haus in der Nähe von Akureyri. Wenn du kein Auto hast, bist du dort jedenfalls aufgeschmissen. Ohne Allradantrieb kannst du nur auf den gut asphaltierten Straßen fahren, und davon gibt es nicht so viele. Aber ich glaube, dir würde es dort bestimmt gefallen. Die Nordlichter und so …«
    Aus einer der Taschen des Moldawiers zieht Cristina eine üppig gefüllte Geldbörse und einen italienischen Pass.
    »Du hattest recht. Hier steht, dass er in Moldawien geboren wurde, Dondușeni, 1967, Tolyan Andreewitsch. Was mache ich damit?«
    »Einstecken. Vielleicht brauchen wir das. Fürs Hotel oder so.«
    »Du meinst, wir sollen mit einem Toten in einem Hotel einchecken? Bist du bescheuert oder was?«
    Angelo schweigt. Sieht konzentriert auf die Straße. Das stumme Blaulicht der Carabinieri erleuchtet stumm die Straße und wirft eigenartige kobaltblaue Schatten auf sein Gesicht.
    »Cristina, es tut mir leid wegen der Bullen.«
    Das Mädchen schweigt und sieht aus dem Fenster.
    »Geht’s dir gut? Ich meine, besser, als … Ich meine, kann ich etwas tun, damit es dir besser geht?«
    Der Junge sieht Cristina besorgt an.
    Das Mädchen flucht.
    »Hlebnik …«, ertönt es von irgendwo.
    »Wie bitte?«
    »40   Tonnen … Zucker«, hört der Junge, sieht aber deutlich, dass Cristina ihre Lippen nicht bewegt.
    Tolyan Andreewitsch erwacht. Sein Schädel dröhnt, und der Nacken schmerzt, als hätte jemand längere Zeit auf ihn eingedroschen. Sein Kopf lehnt am kalten Seitenfenster des Autos. Das Fahrzeug wackelt ein wenig. Der Moldawier hört einen Jungen und ein Mädchen angeregt darüber diskutieren, ob sie jemanden bei den Behörden abliefern oder irgendwo am Straßenrand liegen lassen sollen; darüber hinaus kann Tolyan Andreewitsch der Konversation entnehmen, dass die Person, über die sie reden, bereits tot sein muss. Eine Zeit lang Stille. Der Moldawier denkt angestrengt nach, wie er wohl in das seltsame Bild hineinpasst. Der Junge am Steuer spricht wieder: Er thematisiert die Möglichkeit, diese gewisse Person im Lago di Barrea zu ertränken. Dann wird der Tote plötzlich mit seinem Namen – Tolyan Andreewitsch – genannt. Das beunruhigt den Moldawier, und er beschließt, sich als nicht geistig anwesend zu zeigen, solange sich der Ford-Transit-Minibus in Bewegung befindet, um bei einer günstigen Gelegenheit sofort reagieren zu können. Tolyan Andreewitsch wartet ungeduldig auf diese Gelegenheit. Die Neugier gewinnt jedoch bald die Oberhand, und Tolyan Andreewitsch macht sein linkes Auge einen Spaltbreit auf, um seine unmittelbare Umgebung auch visuell ein wenig auszukundschaften. Er erkennt dabei links außen einen etwa neunzehn Jahre alten Jungen, der routiniert seinen Minibus lenkt. Der Junge sieht sportlich aus und hat eine gesunde Hautfarbe, die darauf schließen lässt, dass er viel Zeit draußen in der Natur verbringt. Auf dem mittleren Vordersitz ein mageres junges Mädchen mit ziemlich weißer Haut. Die schöne Hand des Mädchens berührt die Schulter des Jungen hinter dem Lenkrad; auf dem Handgelenk erkennt der Moldawier dichte dünne Linien, die wie verheilte Narben aussehen.
    »Du willst doch, dass es mir besser geht. Oder?«
    »Klar«, antwortet der

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