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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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die Sachen aus deinen Taschen sind beim Batyuschka Derimedont in der Sakristei verstaut. Hier bei uns kommt nichts weg, weißt du.«
    Dies gesagt, entledigt sich der Junge unter den verwunderten Blicken Tutunarus seines Bademantels, steigt ohne Umschweife in Pitirims Badewasser hinein, ermutigt den Dondușenier Schwarzmarktspekulanten, die soeben erhaltene saubere Wäschegarnitur anzuziehen, teilt ihm mit, dass der Batyuschka oben in der Sakristei schon mit dem Essen auf ihn warte, und bemerkt abschließend, seine schaumige Hand aus Derimedonts Badebottich zur Begrüßung herausstreckend:
    »Ach ja, entschuldige. Hab wohl vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Batyuschka Derimedonts Kantor, Trofim. Kann ich dein Chuck-Norris-T-Shirt haben?«
    Produktive Transaktionen und Nadjas Adresse
    Tutunaru betrachtet die kopftuchbedeckten Frauen in Derimedonts Sakristei, die dem Batyuschka aufgeregt von den Leichenschmausvorbereitungen für das Begräbnis seiner Schwester berichten, als würden sie um die Gunst des bärtigen orthodoxen Geistlichen wetteifern. Sie alle schlürfen Pepsi-Cola aus einer Glasflasche, die sie untereinander weiterreichen. Tutunaru verharrt noch einige Sekunden auf der Türschwelle, ehe er in die Sakristei eintritt.
    »Vollbracht ist’s, Batyuschka. Die Sau ist b’reit!«, meldet indes eine der Frauen, nicht ohne Stolz, dass das für Valeas Leichenschmaus vorgesehene Schwein von ihrer Mannschaft erfolgreich geschlachtet wurde, und nimmt die Pepsi-Flasche erneut an sich.
    Derimedont nickt mit seinem lässig in den Nacken geschobenen Kamilavkion, hört sich die Meldungen der anderen Bürgerinnen an, die Probleme mit der Auffindung von Konserven und vor allem von Samagon vermelden, und durchsticht, über die üppig gedeckte Tafel gebeugt, mit seiner Gabel ein Stück Kohlroulade aus gesäuertem Weißkohl, taucht sie in Schmand ein und lässt sie nachdenklich in seinem rauschebartumwachsenen Mund verschwinden.
    »Na, wer sagt’s denn, jetzt sieht er wieder wie ein normaler Mensch aus! Weißt, Trofimtscherl hat uns erzählt, dass du unten im Badebottich wie ein Dobermann schnarchst. Der Bua hat extra drauf bestanden, dass wir dich unbedingt ausschlafen lassen, damit du dich vom Schreck beim Herfahren mit Lawrow erholen kannst. Recht hat er g’habt, der Trofim. Jetzt komm, setz dich, Pitirim, das Essen wird sonst kalt. Und das wär jammerschade drum, die Mädels haben sich nämlich dafür mächtig ins Zeug gelegt, das kannst du mir glauben. Darf ich vorstellen: von links nach rechts die Hausfrauen Filipowna, Iustina und Marussja. Aus Corbu. Ach, was erzähl ich da, die Marussja kommt ursprünglich aus Baraboi, aber nach dem Krieg ist sie zu ihrem Mann Grischa nach Corbu gezogen, also sie ist so gut wie eine Corbulanerin. Stimmt’s, Marussja? Sag ich doch! Wir halten gerade die Generalvorbereitung für Valeas Leichenschmaus ab, falls du dich fragst. Und Filipowna war schon so tüchtig, die dafür vorgesehene Sau zu schlachten …«, ruft Derimedont jovial aus, als er der Gegenwart Tutunarus gewahr wird, winkt ihn zu sich, schnappt einen Teller und belädt ihn mit einer gehörigen Portion Kohlrouladen, Räucherspeck und Polenta mit Schafskäse, garniert diesen mit einer deftigen Soße aus frischen Pfifferlingen aus dem lokalen Forst, legt noch eine scharfe Paprika darauf und stellt den Teller auf dem freien Platz neben sich ab.
    Tutunaru nickt, bedankt sich, grüßt die ihm unbekannten Corbulaner Hausfrauen, setzt sich an den Tisch und macht sich mit einem »Vergelt’s Gott!« konzentriert über das moldawische Gericht her.
    Die bekopftuchten Filipowna, Iustina und Marussja rücken enger zusammen und tuscheln, dezent in Tutunarus Richtung deutend. Marussja reicht die Pepsi-Flasche an Iustina weiter.
    Als Tutunaru mit dem Essen fertig ist und Derimedont auf die Parastas-Kerzen und Nadja Pilipciucs Adresse anspricht, steht der Protodiakon auf und bedeutet Tutunaru, ihm nach draußen zu folgen.
    Der Dondușenier Schwarzmarktspekulant tritt vor die Tür, nach draußen, und erlebt zwei angenehme Überraschungen auf einmal: Erstens hat der Regen aufgehört und zweitens entdeckt er sein Minsk-Motorrad fein säuberlich an einer überdachten Stelle neben der Kirche geparkt.
    Das Motorrad ist blitzblank poliert und sein Seitenwagen mit all den Dingen beladen, die auf seinem Wunschzettel standen. In einer MOLDFELDOBSTGEMÜS -Holzkiste, in der dem Aufdruck zufolge mal Auberginenkonserven transportiert wurden,

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