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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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weicht seinem Handschlag im letzten Moment aus und wiederholt ihre Flugmanöver rund um Tutunarus Ohr mit sadistischer Beharrlichkeit, während ihre größere Artgenossin ganz plump direkt in Tutunarus Auge hineinfliegt und durch einen starken Wimpernschlag zum Absturz gebracht wird.
    »Grüß dich, Sargmädchen! Eure Corbulaner Mücken hier sind vom Feinsten!«, ruft Tutunaru der Italienischlehrerin von seinem Motorrad aus zu, als er das Mädchen sich dem Eingangstor nähern sieht.
    »Ja, die kommen vom Komsomolzen-See. Sind gehässig, die Viecher.«
    Nadja begutachtet Tutunaru – Jesuslatschen, weiße Tennissocken, eine dunkle, gestreifte Stoffhose und ein weißes Baumwollhemd, das ihm ein wenig zu klein ist.
    »Gib’s zu, du hast den armen Trofim auf dem Weg hierher überfallen und ausgezogen!«
    »So ungefähr.«
    »Und hier in der Nachbarschaft hast du es auch schon geschafft, dich beliebt zu machen, Pitirim.«
    »Wie meinst du das?«
    Der Dondușenier Spekulant grinst, steigt von seinem Motorrad ab, in der Erwartung, dass Nadja ihm das Tor aufmachen und ihn hereinbitten würde. Stattdesen bleibt die Italienischlehrerin jedoch auf der anderen Seite des Zaunes stehen, ohne Anstalten zu machen, ihn hereinzulassen.
    »Casap hat angerufen und mich vor dir gewarnt – was willst du hier überhaupt?«
    Ein wenig irritiert lehnt sich Tutunaru an sein Motorrad und erklärt Nadja, dass er gehofft habe, sie dazu zu überreden, ihm Italienisch beizubringen. Und ergänzt:
    »Ich arbeite mit ein paar Freunden daran, nach Italien zu gehen und –«
    »Hör zu, Tutunaru, es ist besser, wenn du jetzt gehst. Wenn dich Mischa hier sieht, bringt er dich um.«
    »Dann kommt er ins Gefängnis …«
    »Der kommt nicht ins Gefängnis. Mischa ist unzurechnungsfähig und hat eine offizielle Bescheinigung darüber.«
    Tutunaru schweigt einen Moment lang und streicht sich durch den Schnauzbart.
    »Weißt du, Nadja, ich bin ein gebranntes Kind. Du kannst mich nicht mit irgendwelchen unzurechnungsfähigen Mischas, Pawluschas oder Onkel Wanjas erschrecken. Aus dem Alter bin ich raus.«
    »Mischa sollte jeden Moment –«
    »Wer ist das überhaupt?«
    »Ich«, erklingt es hinter ihm, »ich bin Mischa.«
    Tutunaru dreht sich um und sieht Mischa den Stabswachtmeister, der zwei volle Eimer Wasser in den Händen balanciert. Langsam stellt der Unteroffizier seine Eimer auf den Boden der unasphaltierten 9.-Mai-Straße ab, zündet sich gemächlich eine moldawische Ballade-Filterzigarette an und mustert Pitirim neugierig, wie eine Python ihr Essen, bevor sie es verschlingt. Nadja will Mischa etwas erklären, doch der Stabswachtmeister würgt das Mädchen mit einer Handbewegung ab, zieht seelenruhig an seiner Zigarette und starrt Tutunaru an, als würde er erwarten, dass der Dondușenier Spekulant zu sprechen beginnt.
    Stille.
    Die Grillen trillern, und die Komsomolzen-See-Mücken summen.
    »Und wie ist es an der Front so, Mischa? Siegen die Unsrigen oder die anderen?«
    Stille.
    »Ich weiß ja nicht, in welchem Blyadskij-domik -Nuttenhäuschen du geboren und groß geworden bist, Schnauzbart, aber –«
    »Auf jeden Fall in einem von der Sorte, wo erstklassiger Samagon produziert wird!«, fällt Tutunaru dem Stabswachtmeister ins Wort, greift nach dem Benzinkanister mit den zehn Litern selbstgebranntem Schnaps, schüttelt das Gefäß ein wenig und lächelt Mischa wohlwollend an.
    »Wie wär’s, Mischa, wenn wir erst mal wie normale Menschen ein Stamperl Samagontscherl trinken? Auf das Kennenlernen sozusagen. Wie du siehst, komme ich nicht mit leerem Kanister!«
    Mischas Augen glänzen.
    »Nadjuscha, mach bitte die Sakuska -Jause zum Samagon fertig! In der Küche haben wir bestimmt noch was von diesem Vogelschinken und den grünen Salztomaten. Da sind auch noch Frühlingszwiebeln! Radieschen! Kümmer dich um unseren Gast! Ich komm gleich wieder, muss nur schnell die Eimer reintragen!«, ruft der Unteroffizier, macht das Tor auf, gibt Tutunaru die Hand, nimmt die Eimer wieder auf und schreitet schnellen Schrittes durch den Obstgarten zum Haus mit der Nummer 26.
    Tutunaru rollt sein Minsk-Motorrad über den Rinnstein in den Hof.
    Die Italienischlehrerin stellt sich Tutunaru in den Weg und legt ihre Hand auf das Lenkrad des Motorrades.
    »Findest du dich besonders geistreich, ja?«
    »Hübsche Augen hast du, Nadja.«
    »Pitirim, pack deinen Scheißsamagon und verschwinde hier!«
    »Was seid ihr alle so grantig und unfreundlich? Haben euch diese

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