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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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Ostankinskaja-Fernsehturm nach Moskau fliegen muss, hat dem Vogel nochmals den Ernst der Krise geschildert und der Möwe verdeutlicht, dass von ihr die Rettung der Sowjetunion abhängt, ihr seinen atheistischen Gensek-Segen gegeben und sie nach Moskau losgeschickt. Dewegen. Irgendwann wurd’s mir zu viel; das hat wirklich angefangen, an meinem Gemüt zu zerren, und da hab ich ihm das Bügeleisen auf den Schädel geworfen. Jetzt is er weg, der G’schissene, und der Fernseher is hin, aber das Bügeleisen funktioniert noch. Ist robuster als das Staatsfernsehen und der Plastikschädel von Gorbatschow! Ich sag’s dir, ich könnt mich so aufregen!«
    Tutunaru lacht.
    »Und was ist das, was du da putzt?«
    »Das?« Mischa hält seine Pistole hoch, und betrachtet sie so, als würde er sie zum ersten Mal in seinem Leben sehen.
    »Ist eine Beretta 92 F . Sie ist sicherer und handlicher als unsere Makarow. Außerdem hat sie eine höhere Zielgenauigkeit. Ein italienisches Markenprodukt!« Mischa macht eine Pause und flüstert Tutunaru zu, als würde er ihm ein Geheimnis verraten: »Ein Geschenk aus Illinois«, wobei Mischa bei dem Wort »Illinois« die Silben betont auseinanderzieht, als wäre das Wort eine Ziehharmonika.
    »Ach, jetzt erzähl doch keine Märchen!«
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Na ja. Es ist nur irgendwie –«
    »Sag’s doch gleich: Du glaubst mir nicht.«
    Tutunaru schweigt diplomatisch.
    »Du glaubst mir also nicht …«, wiederholt Mischa, steht auf, schlendert langsam zur Wand mit dem Afghanistan-Dokumentationsmaterial und deutet auf eine militärischen Karte. Mit dem Mittelfinger streichelt Mischa die Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan, als wäre sie der G -Punkt seiner Geliebten.
    »Also pass auf: Das hier ist Afghanistan. Und das hier Pakistan, siehst du? Hier ist Peschāwar, in Pakistan; hier drüben ist das afghanische Dschelālābād mit der Nummer 154; hier Asadābād, mit der Ziffer 334.
    Hier Baraki-Barak, wo meine Truppe, die 668. Sondereinheit des Fallschirmjagdkommandos, stationiert war. Diese Zahlen auf der Karte sind die Nummern der Einheiten, die dort stationiert waren; zum Beispiel, weiter entlang der Grenze: die 177. in Gasni; die 176. in Kandahār; die 370. in Laschkar Grāh; die 411. in Farāh und so fort. Unsere Aufgabe, also die Aufgabe der Sondereinheiten des 22.   Bataillons des GRU , bestand hauptsächlich darin, die Karawanenwege an der pakistanischen Grenze zu kontrollieren, über die die CIA und der pakistanische Geheimdienst ISI die Mameluken mit Kriegsgerät belieferten. Besonders wichtig war es für uns, die Partien mit den amerikanischen Stinger- FIM -92-Raketen abzufangen. Warum? Weil die Mameluken mit diesen Boden-Luft-Raketen unsere Mi-8- und Mi-24-Kampfhubschrauber abgeschossen haben, die Arschlöcher. Deswegen! Deswegen wurden wir hingeschickt, um den Mameluken, ihren ISI -Freunden aus Pakistan und den US -amerikanischen Freunden des islamistischen Terrorismus, also der CIA, beim illegalen Waffenschmuggel nach Afghanistan ein bisschen den Spaß zu verderben. In diesem Grenzgebiet hier war meine Einheit stationiert« – Mischa klopft mit dem Finger auf einen Punkt mit der Kennziffer 668-й ooCпH, als wollte er dort eine Corbulaner Komsomolzen-See-Mücke zerquetschen – »und eines Nachts ist genau hier in diesem Quadranten diese Beretta 92 F zu mir gekommen, wie aus dem Nichts. Auf direktem Weg aus Amerika.«
    Mischa macht eine Pause, nimmt einen kräftigen Schluck Samagon und fügt dem verträumt zu: »Aus IL-LI-NOIS !«
    »Und wie?«
    »Wie. Wie. Leise, und ohne mit der Wimper zu zucken.
    Die Sache war nämlich die:
    Wir waren schon seit Tagen auf diesem Gebirgskamm, wo laut unserer Aufklärung eine ISI -Waffenlieferung aus Pakistan für ihren Spezi Dschallāludin Haqqāni hereinkommen sollte. Da war aber nichts, auf diesem Berg. Keine Spur von den Mameluken. Oder von den Waffenschmugglern, auch keine Pakis, rein gar nichts. Verstehst du?
    Wir waren sehr frustriert, weil wir scheinbar den Marschbefehl erhalten hatten, nach Geistern zu suchen. Es war unser sechster Tag in dem Gebiet, ohne einen einzigen Mameluken zu sehen. Ich hatte wenig geschlafen, wir alle hatten kaum geschlafen. Und so ein Gelände zu durchkämmen, von Nachschub und Verstärkung abgeschnitten, nur auf dich allein gestellt, ist kein Honigschlecken. Und manchmal, wenn du eine komplett ungedeckte Stelle passieren musst, wo du dir denkst, dass da nur ein einziger Scharfschütze mit

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