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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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sieht dem Dondușenier Schwarzmarktspekulanten in die Augen.
    »Was, dann?«
    »Dann ist Tittermans Geschichte noch prickelnder geworden!«
    Stabswachtmeister Mischa lächelt, nimmt zwei Scheiben Vogelschinken und ein paar Radieschen vom Tisch, steckt sie sich in den Mund, spült sie mit dem vom Helden der sozialistischen Arbeit Wladimir Pawlowitsch destillierten Samagon herunter, atmet tief ein und aus, riecht an einem Stück Schwarzbrot, legt das Stück Brot weg, trinkt einen Schluck Birkensaft und setzt fort:
    »Er hat seinen Müllverbrennungsanlagenjob gekündigt, ist privat nach Pakistan geflogen, offiziell auf Einladung der pakistanischen Niederlassung der in Liechtenstein gemeldeten Firma Monte Franco Scandinabia Est. Dann haben sie ihn nach Quetta geschickt, zum Training. Später ist Titterman nach Peschāwar umstationiert worden. Dort sollte er zunächst zum Islam konvertieren, um danach mit den ersten konkreten Aufgaben betraut zu werden. Und da brach ein heftiger ideologischer Streit unter den Islamisten aus, die Titterman angeheuert hatten, weil Titterman nicht zum Islam übertreten wollte – er ist Mormone. Sie haben damit gedroht, den Amerikaner zurückzuschicken, nach Illinois; doch Titterman ließ sich nicht einschüchtern. So vergingen mehrere Wochen, die Titterman beschäftigungslos in Peschāwar zubrachte … Irgendwann nahm ihn ein Vertrauter eines in Peschāwar ansässigen CIA -Klienten namens Osama bin Laden unter seine Fittiche und beauftragte ihn, einen illegalen Waffen- und Medikamententransport über den Khyberpass in die DRA zu begleiten. Dieser Transport wurde über amerikanische und saudische Geldkanäle finanziert und sollte dem lokalen afghanischen Jamiat-Warlord Ismail Khan zugute kommen. Und darin lag der Hund begraben …« Mischa steht wieder auf und zeigt auf einige Flecken auf der Karte: »Schau her. Um zum Gebiet, das Ismail Khan kontrolliert, zu kommen, mussten sie die Territorien anderer aufständischer Lokalführer durchqueren – hier, zum Beispiel, das Gebiet von Abdul Haq; da drüben das Territorium der Islamischen Front und hier, mit heller Farbe markiert, das Gebiet von Mullah Omar. Diese afghanischen Lokalführer … Sie verbündeten sich gegeneinander, zerstritten sich oft und führten auch untereinander Krieg, nicht nur gegen uns und die Regierungsarmee. Warum? Das taten sie, um ihre Territorien zu vergrößern und ihre Einflussgebiete für die Zeit nach unserem Abzug aus der DRA zu festigen. Und selbst wenn sie sich gerade nicht bekämpften, so trauten sie einander nicht über den Weg, und nicht selten überfielen sie die Waffentransporte anderer Klienten auf ihren Territorien. Und genau da kam Titterman ins Spiel.«
    »Als was?«
    »Als Glücksbringer.«
    »Als Glücksbringer ?«
    »Genau. Der Titterman fungierte als eine Art Glücksbringer für seine Auftraggeber. Warum? Weil alle islamistischen Terroristen in Afghanistan, egal welcher Fraktion sie angehörten, den Amerikanern für ihren Beistand gegen uns dankbar waren, hätten sie sich gehütet, eine Truppe anzugreifen, die in Begleitung eines Amerikaners durch ihr Gebiet zieht. Und Titterman war leicht als Ausländer zu erkennen an seinen wasserstoffblonden Haaren. Anfangs trug er sogar noch eine Kappe der Chicago Bulls. Meistens empfingen die lokalen Rebellen also Titterman – der sich als CIA -Agent ausgab – und seine Gruppe freundlich. Oder duldeten zumindest deren Präsenz auf ihrem Territorium und ließen sie vorbeiziehen, in der Hoffnung, dass der CIA -Agent mit dem roten Chicago-Bulls-Kapperl beim nächsten Mal auch ihnen ein paar Stinger-Raketen vorbeibringen würde. Und so machte Titterman mit seinen saudischen Freunden einige erfolgreiche Touren nach Afghanistan und zurück nach Pakistan … Bis er sich eines Nachts derart mit Haschisch zudröhnte, dass er die Orientierung verlor, nicht mehr zu seinen Leuten zurückfand und stattdessen uns in die Hände lief … Voilà.«
    »Und das hat er euch alles einfach so erzählt, aus Langeweile?«
    »Der Titterman hatte ein Messer in der Niere. Da musste er sich mitteilen. Und wir haben ihm zugehört«, antwortet Mischa und lacht. Der Stabswachtmeister genehmigt sich noch ein wenig Samagon und fährt fort:
    »Zum Glück konnte Kabel, unser Hauptmann, Englisch sprechen, sodass wir keine Verständigungsprobleme hatten. Aber ich glaube, als Kabel angefangen hat, dem Ami mein Messer in seiner linken Niere um die Achse zu drehen, da hätt nicht viel gefehlt, und

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