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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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ich und streckte den Arm aus, um mit der Hand über den Samt zu streichen. »Es ist wunderschön. Darf ich dieses auch haben, Sarah?«
    »Natürlich nicht!«, sagte meine Schwester. »Es ist viel zu vornehm für unsereinen. Außerdem ist es zurzeit viel zu heiß für solch ein Gewand.«
    »Ich könnte es aufheben, bis ich es brauche«, sagte ich sehnsüchtig, denn der rosa Samtumhang schien mir das Prächtigste und Schönste zu sein, was ich je in meinem ganzen Leben gesehen hatte.
    Sarah runzelte die Stirn. »Du würdest keine Gelegenheit haben, so etwas zu tragen. Außerdem verträgt sich Rosa nicht so gut mit deinem Haar ...« Sie schüttelte den Kopf und sagte weiter nichts.
    Hinterher fragte ich mich, ob sie meine Haarfarbe nur erwähnt hatte, um mich von dem Umhang abzubringen. Wie auch immer, ich entschied mich für das grüne Taftkleid und war damit sehr zufrieden.
    Als wir den Markt verließen, sprach uns eine Straßenhändlerin an und lud uns ein, ihre frische Stachelbeerspeise zu kaufen, was wir auch taten. Wir teilten uns einen Teller davon und fanden sie sehr erfrischend, denn es war wieder sehr heiß. Auf dem Nachhauseweg erstanden wir auch bunte Sonnenschirme aus Papier und ein paar neue Stelzenschuhe, die über den Schuhen getragen wurden. Wir wirkten darin sehr groß, aber Sarah sagte, dass das nötig sei, denn bei Regen wurde der Abfall auf der Straße vor dem Geschäft entlanggespült und stand mehrere Zoll hoch. Angesichts ihrer Höhe beschlossen wir jedoch, zu Hause darin laufen zu üben, ehe wir sie draußen anzogen.
    Während des ganzen Ausflugs nach Houndsditch hatten wir nichts von der Pest gehört oder gelesen, abgesehen von einem Plakat auf der Tür des Gasthauses Der grüne Drache , auf dem stand:
    Beim Grünen Drachen können Sie einen höchst wirkungsvollen Trank erstehen. Das einzig wahre Schutzmittel zu sechs Pence je Pint.
    Weil wir guter Dinge waren und über unser Zuhause und unsere Geschwister sprachen, taten wir so, als hätten wir diesen Aushang nicht gesehen.
    Als wir wieder zu Hause waren, probierte ich das grüne Kleid an, glättete meine Locken so gut wie möglich und band sie mit einer grünen Schleife auf dem Hinterkopf zusammen. Dann tupfte ich mir ein paar Tropfen Orangenblütenwasser hinter die Ohren. Ich kam mir in den Röcken, die um mich herum raschelten, sehr vornehm vor. Um ein bisschen Luft zu schnappen, wanderte ich vor dem Geschäft auf und ab, in der Hoffnung, dass jemand vorbeikommen und mich sehen würde. Dabei dachte ich vor allem an Tom, doch meine Freundin Abby wäre beinahe ebenso gut gewesen.
    Die einzigen Bekannten, die sich blicken ließen, waren jedoch die Jungen Jacob und Dickon, die mich zu einem Gleek-Spiel einluden. Man spielt es am besten auf dem Boden, doch da ich nicht gewillt war, mich in meinem Aufzug in den Schmutz zu knien, ließ ich Dickon für mich spielen, wenn ich an der Reihe war. Sehr bald kam ein Pfarrer vorbei und rügte uns, weil wir an einem Sonntag ein Glücksspiel spielten, und obwohl sich die Jungen damit verteidigten, dass wir nicht um Geld oder Marken spielten, forderte er uns auf, die Spielkarten wegzustecken und uns so zu benehmen, wie es sich für den Tag des Herrn geziemt.
    Kurze Zeit später ging ich wieder ins Haus und dachte darüber nach, dass ich in London noch kein einziges Mal zum Gottesdienst gegangen war. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich mich plötzlich von der Lehre abgekehrt hätte, sondern damit, dass es (und ich muss zugeben, dass mir das keineswegs missfiel) immer etwas anderes zu tun gab: Kochen oder Putzen, Waschen oder Kleider flicken. Und weil der Laden an allen anderen Wochentagen geöffnet hatte, blieb nur der Sonntag übrig, um diese Dinge zu erledigen. Sarah erzählte mir, dass wir nicht die Einzigen seien, die sich nicht an den Tag des Herrn hielten, denn seit Charles im Jahr 1660 wieder als König eingesetzt worden war, gingen sehr viel weniger Leute regelmäßig zur Kirche. Die Geistlichen machten den König selbst dafür verantwortlich. Sie sagten, er und sein Hof stünden sprichwörtlich für Vergnügungssucht und Freigeisterei und gingen dem Volk nicht mit gutem Beispiel voran, indem sie ein frommes und got-tesfürchtiges Leben führten, wie es der Adel tun sollte.
    Zu Hause begann Sarah gerade mit der Zubereitung von Früchten aus Marzipan. Dafür hatten wir an den Tagen zuvor die ganzen Mandeln vorbereitet, und da ich sehr erpicht darauf war, alle Geheimnisse unseres Handwerks zu

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