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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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zwei, die bis zum Sonnenuntergang erwartet werden.«
    Noch als ich dort stand, voll Entsetzen die geschlossenen Fensterläden anstarrte und mir vorzustellen versuchte, wie es den Leuten im Haus wohl erging, ertönte drinnen plötzlich ein großes Wehklagen, gefolgt von einem schrillen Ton, der überhaupt nicht mehr aufhörte. Eilige Schritte erklangen und ein zweiter Schrei gesellte sich zu dem ersten.
    In der Erwartung, dass er mir meine Befürchtungen bestätigte, blieb ich wie angewurzelt stehen und starrte den Mann an. Ich fühlte mich nicht in der Lage, mich zu rühren, ehe ich das Schlimmste vernommen hatte.
    Achselzuckend sah er mich an. »Noch einer«, war alles, was er sagte.
    Eine Frau, die auf der anderen Straßenseite vorbeiging, bekreuzigte sich und eilte weiter. Mehrere andere Leute versammelten sich vor einem Geschäft, warfen angsterfüllte Blicke auf das Haus und sprachen miteinander, während ich langsam zurückwich und auf demselben Weg nach Hause ging, auf dem ich gekommen war, wobei ich mir die größte Mühe gab, schnellstmöglich aus St. Giles herauszukommen. Als ich noch ganz in der Nähe war, erklang die Totenglocke der Kirche von St. Giles und verkündete diesen jüngsten Sterbefall mit einem düsteren Läuten.

  
     

Die erste Juliwoche
      
    »Auf meine Frage, was die Pest macht, antwortete mir der Gemeindebeamte, dass sie zunimmt, auch in unserer Gemeinde...«

Sarah, die mit meiner Arbeit sehr zufrieden war, erlaubte mir, mit Abby einen Ausflug zu unternehmen, und am nächsten Tag trafen wir uns wie geplant um die Mittagszeit. Sarah, die mit meiner Arbeit sehr zufrieden war, erlaubte mir, mit Abby einen Ausflug zu unternehmen, und am nächsten Tag trafen wir uns wie geplant um die Mittagszeit.
    »Weißt du, so schlimm kann es mit der Pest gar nicht sein«, sagte Abby, als wir durch die riesigen Steinsäulen in das Royal Exchange gingen, »denn der König und sein Hof sind immer noch in London. Bestimmt hätten sie schon längst die Stadt verlassen, wenn auch nur die geringste Gefahr bestünde, dass die Pestilenz in die Nähe Seiner Königlichen Hoheit kommt.«
    Ich zuckte die Achseln, da ich hierauf keine Antwort wusste.
    Abby senkte die Stimme. »Obwohl ich vernommen habe, dass Seine Königliche Hoheit gar nicht so wählerisch ist, was diejenigen angeht, denen er sich nähert. Schauspielerinnen und Huren zum Beispiel...« Sie schwieg einen Augenblick, wir warfen uns einen süffisanten Blick zu, und dann fuhr sie fort: »... sollen Bastarde von ihm haben.«
    »Stimmt das denn auch?«, fragte ich und hätte be stimmt noch mehr gefragt, wenn ich nicht gerade von dem, was ich überall um mich herum erblickte, über die Maßen verzückt, verwundert und abgelenkt gewesen wäre.
    Das Royal Exchange war ein stattliches Gebäude aus schwarz gewordenen Steinen, das in der Mitte einen Hof hatte. Vor jedem der zwei Stockwerke befand sich eine Galerie, auf der sich kleine, verlockende, von Kerzen beleuchtete Geschäfte aneinander reihten, die alle über dem Eingang ihr eigenes funkelndes Metallschild hatten, das die angebotenen Waren anpries. Gruppen junger Männer standen im Innenhof zusammen und musterten die vorbeigehenden Frauen - diese wiederum taten so, als ob sie sie überhaupt nicht bemerkten. Ab und zu hörte ich einen langen, leisen Pfiff oder schnappte einen Kommentar auf: »Bei Gott!« oder »Sieh dir die an!«.
    Ich versuchte mir zu merken, wie die Leute gekleidet waren, um Sarah später davon erzählen zu können, denn mir schien jede Gruppe noch prachtvoller und besser gekleidet als die vorhergehende. Die meisten Männer trugen Kniehosen aus Samt in satten Farben, die unten mit Gold eingefasst waren, und dazu schöne knielange schwarze Mäntel mit Silber-und Goldstickerei an den Manschetten. Manche von ihnen trugen Degen oder Dreispitze mit langen Federn, andere kurze Perücken. Die Allervornehms-ten hatten kunstvolle Lockenperücken, und ihre Gesichter waren beinahe ebenso sorgfältig gepudert und mit Schönheitspflästerchen bedeckt wie die der Frauen.
    Die Frauen hingegen sahen mit ihren Sommerkleidern aus Spitze, paillettenbesetztem Satin, Musselin oder Moire in allen Farben des Regenbogens - Jadegrün, zartestes Elfenbein, satte Pflaume, Lavendel und Dunkelrosa - wie wahre Paradiesvögel aus. Die meisten von ihnen hatten hoch aufgetürmtes blondes Haar (alles unecht, wie Abby mir zuflüsterte), und ihre weiß geschminkte Haut hob sich stark von den dunklen Augenbrauen und

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