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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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auszufragen, obwohl ich es furchtbar langweilig finde.«
    Ich sagte ihr, dass ich mir etwas einfallen lassen würde und sie auch bald wieder treffen wollte, dann küssten wir uns und trennten uns voneinander.
    Zu Hause erzählte ich Sarah in allen Einzelheiten, was ich beim Exchange gesehen hatte, und ich versicherte ihr ebenfalls, dass ich wild entschlossen sei, eines Tages mit ihr zusammen dort einen Laden zu eröffnen.
    Sarah ließ sich von meiner Idee mitreißen. Sie war guter Laune, denn sie hatte einen erfolgreichen Tag gehabt und die Marzipanfrüchte beinahe ausverkauft. »Alle, die vorbeikamen, haben sie bewundert«, sagte sie, »und mehrere Damen wollen ihren Freundinnen von uns erzählen. Es gibt da nur ein Problem ...«
    »Welches denn?«, fragte ich, in Gedanken immer noch bei all den Dingen, die ich gesehen hatte.
    »Wir müssen das Geschäft heute Nachmittag früh schließen und neue Marzipanfrüchte herstellen«, antwortete sie.
    Insgeheim stöhnte ich ein wenig beim Gedanken an das Knacken der Mandeln und das aufwändige Schälen und Mahlen der Nusskerne, doch ich sagte kein Wort.
    An diesem Abend kam der Ausrufer, als Sarah und ich immer noch dabei waren, Nüsse zu mahlen, und verkündete, dass der König und sein Gefolge aus Angst vor der gefürchteten Heimsuchung London noch am selben Tag verlassen und sich auf den Weg nach Isleworth machen würden. In der Zwischenzeit, so ordnete er an, solle sein Volk in die Kirche gehen und einige Gebets-und Fasttage einlegen, beginnend am nächsten Mittwoch, um zu versuchen, die Krankheit abzuwenden. An diesem Tag sollten alle Geschäfte, Märkte und Gasthäuser geschlossen bleiben, und jeder sollte mindestens ein Mal zum Gottesdienst gehen. Als ich das hörte, dachte ich gleich an Tom und stellte mir vor, was für ein Glück es wäre, ihn zu treffen - denn ich hatte vor, die Kirche in seiner ebenso wie in unserer Gemeinde zu besuchen und wie hübsch ich in meinem neuen grünen Kleid mit dem passenden Unterrock aussehen würde.
    Als allerdings drei Tage später die neue Totenliste veröffentlicht wurde und sich herausstellte, dass in dieser ersten Juliwoche in ganz London fünfhundert Leute an der Pest gestorben waren, tadelte ich mich für meine Eitelkeit und gelobte mir im Stillen, die Kirche so fromm und aufrichtig wie eine Nonne zu besuchen und keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie ich an diesem Tag aussah.
    Ich traf Tom nicht in der Kirche, und die Predigt in St. Mary at Hill war überaus ernst. Sie schien überhaupt nicht mehr enden zu wollen, so dass ich schon bereute, hingegangen zu sein, anstatt mit Sarah zusammen nach dem Gottesdienst in der Kirche von St. Dominic zurück in den Laden zu gehen. Der Pfarrer dort trug ein derbes Wollhemd, hatte sich Asche aufs Haupt gestreut und dröhnte von der Kanzel herunter, dass wir alle mit unserem verderbten Verhalten daran schuld wären, wenn die Pest mit voller Kraft zuschlüge. Wenn wir das vermeiden wollten, sagte er, so müssten wir unser sündiges Verhalten ablegen.
    Ich sah mich um und fragte mich, was meine Mitmenschen wohl zu beichten haben könnten, und dachte mir, dass, wenn der Pfarrer Recht hatte, ihre Seelen so schwarz wie die von Heiden sein müssten. Doch sosehr ich mich auch bemühte, mir fiel keine einzige wirklich schlimme Sünde ein, die ich hätte beichten können. Eitel war ich, das stimmte, aber ich hatte mich mittlerweile beinahe mit meinen Sommersprossen abgefunden. Und konnte so etwas Harmloses wie der Wunsch nach dunklerem Haar und schöneren Kleidern wirklich Gottes Rache heraufbeschwören?
    An diesem Nachmittag, den wir eigentlich fastend und in stiller Einkehr verbringen sollten (in Wirklichkeit aßen wir Brot und Käse und sprachen von zu Hause), klopfte es an die Ladentür.
    Ich öffnete und war vollkommen verwirrt, als ich sah, dass es Tom war, und zu allem Überfluss Tom in seinem besten gestärkten Sonntagshemd, mit roten Barchentkniehosen und einem Filzhut auf dem Kopf.
    Während er sich leicht verbeugte, glitten seine Augen über mein Gesicht, er lächelte und grüßte mich. Ich knickste und grüßte ihn ebenfalls, doch dann stockte ich und wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Zu Hause in Chertsey hätte ich ihn hineingebeten und ihm ein Dünnbier angeboten, doch hier in London wusste ich nicht, ob das angemessen war.
    Aber Sarah, die offenbar mitbekommen hatte, dass ich nicht weiterwusste, rief zu mir herüber: »Lass MasterTom doch nicht auf der Türschwelle

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